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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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seichten Lagune lag damals Madagaskartown, das Negerviertel. Auf dem Hauptteil der Halbinsel wohnten die Europäer, meist Portugiesen, denn diesen gehörte die Insel zu dieser Zeit noch. Sie lagen allerdings schon seit zwei Jahrhunderten mit dem Imam von Maskat in Fehde. Aber erst 1784 gelang es diesem, die letzte Bastion der Portugiesen zu brechen und seinen Einfluß auch auf die Stadt Sansibar selbst auszudehnen, wo er als Zeichen dieser Macht zwei prächtige Paläste inmitten der Europäerstadt bauen ließ.
    1779 aber war Sansibar noch fest in den Händen der Portugiesen. —
    Die Hitze, die unseren drei Freunden an diesem Dezembertag entgegenschlug, war fast
unerträglich.
»Diablo«, schimpfte Ojo, »das ist wie in der Hölle!«
Michel nickte.
    »In meiner Heimat liegt jetzt dichter Schnee«, sagte er, und Sehnsucht schwang in seiner Stimme. »Ein paar Tage noch, und zu Hause brennen die Kerzen am Tannenbaum!«
    Ojo nahm sein kleines Bündel mit den wenigen Habseligkeiten und das Gewehr auf die andere Schulter. Er brummte unwillig und eilte hinter Tscham her. Dem ehemaligen Radscha schien die höllische Hitze nichts auszumachen. Seine Augen glänzten. Alles in ihm war Erwartung. Seit ihm das Vermächtnis seines alten Lehrers und Freundes Sadharan in seiner vollen Tragweite bekannt war, hatte er nicht mehr ruhig geschlafen. Die Phantasie war mit ihm durchgegangen. Anfangs hatte er daran gedacht, mit dem Wert der Diamanten Bihar von der britischen Ostindien-Kompanie zurückzukaufen.
    Michel hatte ihm diesen Gedanken ausgeredet. Er glaubte Warren Hastings genügend zu kennen, um ihm einen neuerlichen Raub des indischen Fürstentums zuzutrauen. Was lag einem Hastings schon an der Vertragstreue gegen einen indischen Radscha?
    So hatte sich Tscham überlegt, was er mit dem zu erwartenden Reichtum beginnen würde. Amerika, hatte ihm der Pfeifer geraten, sei vielleicht das richtige Land, in dem auch ein Radscha in Frieden leben konnte.
    Und da war dann noch die Schwierigkeit des Transports der vielen Perlen und Diamanten von jenem Schneeberg bis zur Küste.
    Lange hatten sie überlegt, ob sie eine Anzahl Packesel auf ihrer Expedition mitführen sollten. Sie hatten sich aber dafür entschieden, vorerst nur soviel von den Diamanten zu bergen, wie sie selbst ohne große Schwierigkeiten tragen konnten. Es sollten so wenig Teilnehmer sein wie möglich.
    Michel hatte vorgeschlagen, je einen Träger zu engagieren und zusätzlich noch einen Führer, möglichst einen Eingeborenen, der das Land kannte.
    Ostafrika war 1779 noch größtenteils unerforscht. Kein Weißer war bisher über den etwa fünfzig bis hundert Kilometer breiten, besiedelten Küstenstreifen hinausgekommen.
    Tschams Karte zeigte als Ziel ihrer Wanderung ein fast kreisrundes Gebirge, das sich
    terrassenartig aus dem Flachland erhob. Die unterste Terrasse, die am breitesten war, mußte etwa
    in einer Höhe von tausend bis eintausendachthundert Metern liegen und war als fruchtbares
Kulturland eingezeichnet.
Man mußte also dort mit Bewohnern rechnen.
    Danach kam zwischen zweitausend und dreitausend Metern Höhe eine riesige Dschungelregion, an die sich eine Zone mit saftigen Matten bis zu viertausend Metern Höhe anschloß.
    Darüber folgte die zweite Terrasse und es war vermerkt, daß hier jegliche Vegetation aufhörte. Hier begann nach Michels Meinung die eigentliche Schwierigkeit; denn essen mußte man auch in der vegetationslosen Region.
    Der geheimnisvolle Zeichner der Karte hatte dann in einer Höhe von etwa fünftausend Metern die untere Schneegrenze angegeben.Aber der Weg zu den Schätzen führte noch weiter hinauf. Auf der Hochfläche ruhte der Eisdom, hier als »Heller Berg« bezeichnet, und hohe, furchtbar zerklüftete Lavafelsmassen, die »Dunklen Berge«. Heller Berg und Dunkle Berge aber waren durch einen Sattel getrennt, auf dem sechs Kegel saßen.
    Der Weg zum Lager des Schatzes führte zum westlichsten dieser Kegel, wo er an dessen Fuß endete.
    Bis hier herauf also mußte man klettern, um als reicher Mann wieder hinunterzusteigen ...

    26

    Michel blieb vor einem großen Steingebäude stehen.
    »Scheint ein Hotel für Europäer zu sein«, stellte er fest. »Ich bin dafür, daß wir hier Rast machen
und hier auch Führer und Träger anwerben.«
Die beiden waren einverstanden. Tscham fragte:
    »Glaubst du, daß wir lange warten müssen, bis wir aufbrechen können?«
    »Nun, ein paar Tage Zeit für unsere Vorbereitungen müssen wir uns schon

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