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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Aufräumen der Hütte. Ugawambi saß auf seinem Lager aus Bastmatten und Stroh und starrte vor sich hin. Er fühlte sich müde und zerschlagen. Als er zur Ruhe gehen wollte, begann ihn seine Frau plötzlich wegen seines guten Aussehens zu loben und schmeichelte ihm, daß er durch die Perücke einer der schönsten Männer in ganz Madagaskartown sei. Ugawambi gefiel diese Rede gar wohl. Er war solche Töne von seiten seiner Ehehälfte nicht gewöhnt. Vollends erstaunte es ihn aber, als auch seine Schwiegermutter in die süße Melodie einzustimmen begann.
    Als ihn die vereinten weiblichen Streitkräfte so vorbereitet hatten, begannen sie das Gespräch auf den fremden Besucher vom Abend zu bringen.
    »Kennst du den vornehmen Herrn eigentlich, der heute bei uns war?« fragte seine Frau. »Nein«, antwortete Ugawambi. »Ich habe ihn noch nie gesehen. Weshalb fragst du?«
    »Er ist einer der reichsten und gefährlichsten Männer in Sansibar«, fuhr seine Frau fort. »Er ist ein großer Sklavenhändler! Die vielen fremden Kapitäne der Schiffe, die in unseren Hafen einlaufen, kaufen meistens von ihm die Sklaven, die sie in ihre Länder mitnehmen!«
    »Nun, und was bedeutet das für mich? Mich kümmern weder Sklavenhändler noch Sklaven.«
Frau und Schwiegermutter verständigten sich mit einigen Blicken. Dann nahm die letztere das
Wort und rief mit ihrer kreischenden Stimme:
»Der Herr ist Imi Bej!«
    »Imi Bej?« fragte Ugawambi überrascht und blickte die beiden Frauen an. »Ja«, nickte die Alte bestätigend.
    »Und ihr meint, daß dieser Imi Bej einen Auftrag für mich hat?« »Wir meinen es nicht, wir wissen es«, entgegnete seine Frau. »Und was für einen Auftrag?«
    »Du sollst ihn führen, das heißt nicht nur ihn, sondern seine Leute ! Sie wollen ins Innere Afrikas vordringen, um einen großen Sklavenfang zu machen. Er hat mir gesagt, daß er dir, dem bekanntesten Führer Sansibars, nicht nur einige Piaster bezahlen, sondern daß er dich am Verkauf der Sklaven beteiligen würde. Nun, ist das gar nichts?«
    Ugawambi blickte zu Boden und wiegte in schweren Gedanken seinen Kopf. Sollte er sich diesen Auftrag entgehen lassen?
    Es war nicht einfach für einen eingeborenen Führer, guten Verdienst zu erhalten. Es erschien nicht jeden Tag ein Mann wie der Pfeifer, der mit seinen Goldstücken großzügig umging. Und so mußte man jede Gelegenheit wahrnehmen. Freilich, zum Berg des ewigen Schnees würde er die Leute nicht führen. Nie und nimmer. Es gab genug Stämme an der Küste, die man wegfangen und in die Sklaverei verkaufen konnte. Man brauchte also den Frieden der Wadschagga am Fuß des Kilimandscharo nicht zu stören.
    Es war überhaupt die Frage, ob sich die Leute aus dem Dschaggaland stören lassen würden; denn der König dieses Volkes verfügte über eine gut ausgerüstete Armee von kräftigen Soldaten. Man konnte annehmen, daß er sich mit allen Mitteln gegen einen Überfall der Sklavenjäger wehren würde. Hinzu kam noch, daß das Volk der Bantu-Neger mit seinem Häupling Baluba bei den Wadschagga lebte. Und dieses Volk war, wie Ugawambi aus eigener Anschauung wußte, mit Feuerwaffen versehen. Er blickte auf.
    »Gut«, sagte er zu den Frauen, »ich will mit Imi Bej verhandeln und sehen, ob sich sein Angebot für mich lohnt.«
    »Dann gehe gleich zu ihm. Er bewohnt einen Palast drüben in Sansibar.«
    Sie nannten ihm die Straße und bezeichneten die Lage des Hauses so genau, daß Ugawambi beides nicht verfehlen konnte, selbst wenn er sich jetzt, mitten in der Nacht, auf den Weg machte, um Imi Bej aufzusuchen.
    Aber Ugawambi schlief gern, hatte außerdem vom Whisky noch immer einen schweren Kopf und dachte gar nicht daran, den Sklavenhändler jetzt noch zu besuchen.
    Er streckte sich vielmehr auf seinem Lager aus, ließ sich eine Bastmatte über die schweren Glieder legen, nahm, kurz bevor er einschlief, seine Perücke vom Haupt, drehte sich der Lehmwand zu, schloß die Augen und träumte von großem Reichtum und einem schönen Leben.

    53

    Imi Bej saß in einem der wunderbar ausgestatteten Säle seines Palastes und spielte mit zwei kleinen siamesischen Kätzchen. Er war von mittelgroßer Statur, hatte dunkle, verschlagen wirkende Augen und trug einen gestutzten Vollbart.
    Unter den vornehmen Arabern der Stadt nahm er eine Sonderstellung ein. Manche fürchteten, manche liebten ihn. Die, die ihn fürchteten, sahen in ihm den gefährlichsten Feind der Portugiesen, und die, die ihn liebten, die graue Eminenz des

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