Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
Vorstellung vom Wert der ungeschliffenen Diamanten hatten, die auf die Rücken der Pferde drückten. Den ganzen Schatz hatten sie nicht mitnehmen können. So sprachen sie in Sansibar nicht genauer über die Reise, gaben keine Kunde vom Kilimandscharo, weil sie befürchten mußten, daß Abenteurer die Ruhe im Dschaggalande stören würden, um den Rest der Diamanten in ihren Besitz zu bringen.
    Der Berg schlummerte noch über hundert Jahre unentdeckt, bis die Deutschen diesen Teil Ostafrikas zu ihrem Schutzgebiet erklärten und aus ihm die Kolonie Deutsch-Ostafrika wurde. Ugawambi erhielt fast hundert Gulden zusätzlich zu seinem Lohn. Und er versprach, keinen Sklavenhändler zum »Berg der bösen Geister« zu führen. Ob er sein Versprechen halten würde?

    52

    Ugawambi saß in Madagaskartown vor seiner Hütte, ließ den wildbewachsenen Krauskopf von der Sonne bescheinen und pflegte mit einer Reliquie von Kamm, die er von Gott weiß wem erhalten haben mochte, seine Perücke. Er war sichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Nachdem er die Perücke lange genug bearbeitet hatte, zog er einen wohlgefüllten Beutel mit Goldgulden aus seiner Schärpe. Mit funkelnden Augen zählte er Goldstück für Goldstück noch einmal durch. Es war ihm ein beträchtlicher Rest von dem, was der Pfeifer ihm für seine Führung zum Kilimandscharo gezahlt hatte, geblieben.
    Aber des Geschickes Mächte zwangen ihn, die angenehme Arbeit des Goldzählens zu unterbrechen, denn seine Frau tauchte an der Ecke der Gasse auf und kam eilig näher. »Geld brauche ich«, schrie sie, »Geld!«
    »Ich habe kein Geld«, antwortete Ugawambi und rückte sich die Schärpe zurecht, damit man nicht sah, wohin er den Beutel gesteckt hatte.
    »Ich weiß genau, daß du Geld hast«, entgegnete seine Frau heftig und hob drohend die geballten
Fäuste gegen ihn.
»Ich sage dir doch, ich habe kein Geld!«
    »So, und woher nimmst du dann den Schnaps, den du unentwegt trinkst?«
    »Da — da sind noch ein paar Flaschen, die ich von dem Massa bekommen habe, als Belohnung, daß ich ihn zum Kilimandscharo führte.«
    Sie lachte schrill auf.»Das soll ich glauben? Ich weiß genau, daß du viel mehr Geld besitzt, als du zugibst. Ich möchte gern wissen, wieviel von den schönen blanken Goldstücken du schon in dem verfluchten Schnaps angelegt hast!«
    »Du — du irrst dich«, sagte Ugawambi und blickte zu Boden. »Du und deine Mutter, ihr macht mir das Leben langsam zur Hölle !«
    »Du hast gut reden! Wer kümmert sich um meine Mutter und mich? Wer sorgt dafür, daß wir wenigstens alle paar Wochen einmal ein Stück Fleisch im Topf haben? Die bösen Geister haben uns gestraft, daß wir mit einem solchen Mann, wie du einer bist, zusammenleben müssen!« Ugawambi warf empört die Perücke neben sich auf den Boden. Zorn stieg in ihm auf. Er, der sonst wie weiches Wachs in den Händen seiner Frau war, wurde plötzlich zum Ebenbild eines um seine Gleichberechtigung kämpfenden Geschöpfes.
    »Was hast du gesagt? Du fühlst dich gestraft, von den bösen Geistern geschlagen, weil du mich geheiratet hast? Ha, nicht du bist gestraft, sondern ich! Was habe ich schon ausgestanden in meinem Leben! Nie hätte ich es für möglich gehalten, einmal ein Weib zu bekommen, das mir vorschreiben will, wieviel Schnaps ich trinken darf! Ihr seid wie die Aasgeier hinter meinen wenigen, schwerverdienten Gulden her! Ich habe meine Haut dafür zu Markte getragen, daß ich sie überhaupt verdienen konnte! Und ihr, ihr habt nichts anderes vor, als sie mir aus der Tasche zu ziehen!«
    Die Frau Ugawambis schlug die Hände jammernd vors Gesicht und zeterte und weinte. Ugawambi ließ sich schließlich erweichen und warf ihr einige Gulden zu, die er neben dem Beutel lose in einer Falte seiner Schärpe stecken hatte.
    Gierig stürzte sie sich auf die funkelnden Goldstücke. Kurz darauf war sie in der Hütte verschwunden.
    Der schwarze Führer wandte sich erneut seiner Perücke zu. Als der Mittag herankam, zierte das Prachtstück seiner zivilisatorischen Errungenschaften wieder sein krauses Haupt. Aus der Hütte drangen Rufe, die ihn zum Essen einluden. Aber er verzichtete auf den Genuß und wandte sich statt dessen dem freien, am Ende der Gasse liegenden Rasenplan zu, wo er hinter einem Gebüsch niederkniete und eifrig mit den Händen im Boden grub. Es dauerte nicht lange, so förderte er eine volle verschlossene Schnapsflasche zutage. Mit einem Stück Eisen stocherte er so lange an dem Korken herum, bis

Weitere Kostenlose Bücher