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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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die verschiedenen Fragen auf, die es zu klären gab.
    »Meine schwarzen Begleiter, o König, möchten gern in deinem Land bleiben. Wir drei, der
Dolmetscher und die Träger, müssen aber leider bald wieder von dannen ziehen, wir können
nicht bleiben.«
Aradman war ehrlich betrübt.
    »Es ehrt mich, die tapferen schwarzen Krieger, die dich begleitet haben, bei mir zu behalten. Sie sollen sich der höchsten Ehren erfreuen. Sie können hier wohnen oder sich eine eigene Stadt bauen. Aber daß du, Licht meiner alten Augen, schon so bald wieder von dannen ziehen willst, macht mich traurig.«
    »Es ist der Weg, den alle gehen müssen: Freundschaft und Liebe und auf der anderen Seite Trennung und Schmerz«, erwiderte der Pfeifer ernst.
    »Aber zuvor willst du sicher noch auf den Kilimandscharo, um die Steine zu holen?« fragte er. »Ja, ich muß so viele davon mitnehmen, wie meine Begleiter und ich tragen können. Aber willst du mir nicht sagen, woher du wußtest, daß wir kommen würden, um sie mitzunehmen?« »Seit vielen, vielen Jahren — man kann ihre Zahl nicht nennen — geht die Sage in meinem Volk, daß hier vor Zeiten ein anderes Volk gelebt hat. Diese Menschen brauchten die Steine, um sie gegen Nahrungsmittel einzutauschen. Warum ihr König ein so umständliches Verfahren des Tausches für gut hielt, weiß ich nicht. Ich kann auch nicht sagen, ob es mein Volk war, das gegen das mit den Steinen Krieg führte. Aber wie dem auch sei. Der König mit dem sonderbaren Tauschmittel soll, bevor ihn eine Lanze durchbohrte, gerufen haben, daß einst ein Gott wiederkommen würde, um die Steine heimzuholen. Und daß jeden, der sie sich vorher aneigne, der Todesstrahl dieses Gottes treffen würde. Ich hielt das ganze immer für eine Sage, bis mein bester Läufer — sein Name ist Maradsche — einmal die Steinkammer entdeckte, in der die Steine lagen.«
    Michel bekam einen gewaltigen Schreck. Daß man den Ort des Schatzes kannte, hatte er nicht erwartet. Tscham mußte sich ebenfalls beherrschen, um nicht aus der Rolle zu fallen, während Ugawambi weiter übersetzte :
    »Von uns hat niemand von den Steinen genommen; denn niemand wollte deswegen vom Strahl des Gottes getroffen werden. Und es wußte ja auch keiner, was man damit beginnen sollte. Ja, wenn sie spitz und größer gewesen wären, hätte man sie als Speerspitzen verwenden können; aber so ...« »Und ist der Weg hinauf beschwerlich?« fragte Michel.
    Der König schwieg zuerst auf diese Frage. Lange sah er Michel an. Endlich rang er sich eine
Frage von den Lippen:
»Schenkst du mir dein volles Vertrauen?«
    »Ja.«
    »Und du versprichst, daß du Knall und Blitz nicht gegen einen von uns schleudern wirst?« Michel erbleichte bis unter die Haarwurzeln. Tschams Finger spielten nervös mit einem Stück Band. Ugawambi war unbeteiligt; denn ihn interessierten die Steine nicht. Und Ojo verstand nichts von Ugawambis englischem Kauderwelsch. »Ich verspreche es«, ließ Michel sagen. Des Königs Gesicht lächelte gelöst. Er erhob sich und sagte:
    »Begleitet mich. — Du brauchst nicht mitzugehen«, sagte er zu Ugawambi. Der blieb zufrieden sitzen.
    Michel, Tscham und Ojo erhoben sich ebenfalls. Jetzt mußte eine gräßliche Eröffnung kommen. Würde sich herausstellen, daß sie den beschwerlichen Weg umsonst gemacht hatten?
    Durch mehrere Räume ging es tiefer in die Felsen. Der König trug eine Fackel. Und dann waren sie in einem Raum, in dem es blitzte und funkelte vom Widerschein der zuckenden Fackel. Ojo stieß eine Schrei aus und vergrub seine Hände in blitzendem Edelgestein. Sie standen vor dem Schatz des Lai-Fai-Pe.
    »Wir wollten dir einen Gefallen tun«, sagte der König in ganz langsamen Worten, so daß der Pfeifer einiges verstehen konnte. »Meine Krieger haben während der Festtage den Weg für euch gemacht und unter Maradsches Führung die Steine und Kugeln heruntergebracht. Ihr braucht also nicht auf die Spitze des Schnees zu steigen.«
    Michel stammelte einige Worte des Dankes und bewahrte mannhaft seine Würde. Tscham war unsagbar glücklich, als sie die Kammer wieder verließen.
    »Santa Maria, Madre de Dios«, murmelte Ojo dauernd vor sich hin. —
    In den nächsten Tagen flochten die Frauen in der Stadt emsig Bastsäcke, die man über die Pferde hängen konnte.
    Nach einem Abschiedsfest ohnegleichen machten sich die drei Freunde und die Träger auf den Rückweg, der sich ohne Schwierigkeiten vollzog, da sowohl Ugawambi als auch die Träger keine

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