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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Einzelheiten des mißglückten Sklavenzuges. Als er das, was er wußte, berichtet hatte, bestätigte ihm Abu Sef die Richtigkeit.
    »Und glaubst du«, fuhr Imi Bej fort, »daß dieser Fremde tatsächlich bis zu dem Berg des ewigen
Schnees vorgedrungen ist?«
»Das vermag ich nicht zu bestätigen; denn ich weiß es nicht.«
»Aber man spricht davon in der Stadt.«
»So?«
    »Ja. Der Weiße soll märchenhafte Reichtümer von seinem Expeditionszug mitgebracht haben.« »Mir machte er nicht den Eindruck, als jage er Sklaven. Er hat ja die, die bereits in meinem Besitz waren, wieder befreit.«
    »Er soll seine Reichtümer auch nicht durch den Fang von Sklaven erworben, sondern ein
Schatzlager entdeckt haben!«
»Davon weiß ich nichts.«
    »Schade.« Imi Bej erhob sich zum Zeichen, daß er die Unterredung für beendet hielt.
    »Vielleicht wendest du dich einmal an den Führer des Weißen«, wandte Abu Sef ein. »Er muß
schließlich wissen, wohin er seinen Lohngeber begleitet hat. Er heißt Ugawambi und wohnt
drüben in Madagaskartown.«
»Das wußte ich schon«, erwiderte Imi Bej mit Ironie.
Damit verabschiedete er den Besucher.

    54

    Imi Bej hatte keine Gelegenheit, sich wieder mit seinen Katzen zu beschäftigen; denn es währte nicht lange, bis ihm ein zweiter Besucher gemeldet wurde.
    Der Ankömmling war Ugawambi. Imi Bej war dafür bekannt, daß er Neger, auch freie Eingeborene, stets sehr von oben herab behandelte. Das schien sich jedoch in bezug auf Ugawambi geändert zu haben. Der reiche und mächtige Araberfürst lud den armen Schwarzen höflich zum Sitzen ein. Ugawambi bewegte sich mit einer Sicherheit, als habe er bisher nur in Palästen verkehrt. Wie ein Pascha ließ er sich auf dem Sitzkissen nieder und schlürfte den dargereichten Mokka. Aber das Getränk schien ihm nicht besonders zu munden, denn er stellte die Tasse weg, nachdem er sie halb geleert hatte. Auch ein noch so guter türkischer Kaffee konnte ihm seinen geliebten Whisky nicht ersetzen.
    Mit seinen großen, schwarzen Augen blickte er Imi Bej offen ins Gesicht. Er wartete nicht, bis er von diesem angesprochen wurde, sondern eröffnete selbst das Gespräch. »Du wolltest mich sprechen. Ich bin hier. Was willst du?«
    »Ich redete bereits gestern davon, daß wir gemeinsam ein gutes Geschäft tätigen können, Ugawambi.«
    »Es kommt ganz darauf an, was dabei für mich herausspringt«, nickte Ugawambi. »Das hängt
von dir ab.«
»Von mir?« wunderte sich der lange dürre Schwarze.
    »Natürlich; denn ohne dich — das heißt, ohne deine Hilfe — kann dieses Geschäft nicht zustande kommen.«
    »Dann mußt du mir aber auch einen entsprechend hohen Preis bezahlen.«
    »Das hatte ich vor. Ich will dich an dem ganzen Geschäft beteiligen.«
    »Gut«, sagte Ugawambi. »Wieviel bekomme ich von deinem Gewinn?«
    »Sagen wir, den zehnten Teil«, entgegnete Imi Bej und blickte Ugawambi erwartungsvoll an.
»Den zehnten Teil?« empörte sich der Neger. »Wo du doch selbst gesagt hast, daß das Geschäft
ohne mich überhaupt nicht zustande kommen kann!«
»Nun gut, dann gebe ich dir den fünften Teil.«
»Auch das ist nicht genug.«
»Du bist unverschämt.«
»Und du bist ungerecht, wenn du mich unverschämt nennst!«
    Das Gespräch verstummte. Imi Bej rechnete in Gedanken aus, daß er zugunsten des Negers auf einen beträchtlichen Teil seines Verdienstes würde verzichten müssen.
    »Ein Fünftel, das sind zwanzig Rupien von hundert Rupien. Ist es nicht ein gutes Angebot?« »Nein«, sagte Ugawambi, »gib mir die Hälfte. Dann will ich dich führen.«
    Der Bej war sprachlos. Seine Verblüffung drückte sich deutlich in seinem Gesicht aus. Doch dann wurde er wütend. Wie kam dieser verdammte Schwarze dazu, frechen Gesichtes eine solche Summe zu fordern? Am liebsten hätte Imi Bej ihn hinauswerfen lassen. Aber schließlich brauchte er seine Dienste. Jedermann in Sansibar wußte, daß Ugawambi einer der fähigsten Expeditionsführer war. Auch die seltsame Perücke, die er auf dem Kopf trug, tat seiner Leistung keinen Abbruch. Der Bej machte gute Miene zum bösen Spiel.
    »Nimm Verstand an!« sagte er. »Wenn ich dir die Hälfte meines Gewinnes abtrete, so bleibt für mich höchstens der zehnte Teil übrig; denn schließlich muß ich ja die Karawane ausrüsten, die Jäger bezahlen und die Munition und die Verpflegung kaufen. Ich schlage dir daher vor, daß ich dir freiwillig ein Viertel des Gesamtgewinnes ablasse. Aber keine Rupie mehr.«
    »Gut«, sagte

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