Die Scheune (German Edition)
schenkte. Sarah und Dane zeigten dafür allerdings kein Verständnis.
Die Tage flossen dahin wie zäher Sirup.
Sarah stellte fest, dass Mr. Heddon immer mehr abmagerte, trotz der täglichen Mahlzeiten, die sie ihm hinüberbrachte. Sie konnte ja nicht kontrollieren, was der alte Mann wirklich zu sich nahm. Mit selbstloser Hingabe leistete sie ihm täglich Gesellschaft in seinem Haus, um ihm wenigstens ein paar Stunden am Tag die Einsamkeit zu nehmen. Doch meistens schwiegen sie.
Die Stimmung auf der Heddon-Farm übertrug sich auf die Gelton-Farm. Sarah und Dane redeten kaum noch miteinander. Es war für Sarah gleich, ob sie mit Dane oder mit Mr. Heddon zusammen war. Während sie vereinsamte, bebte es in Dane.
*
Dane wurde plötzlich von starken Kopfschmerzen heimgesucht. Dann folgten die ersten kleinen Aussetzer. Seine Arbeit in der Druckerei begann fehlerhaft und unbrauchbar zu werden. Rick Beaman fragte vorsichtig nach, aber Dane brach das Gespräch geschickt ab. Mit der Empfehlung eines längeren Urlaubs sah sich Dane angegriffen und lehnte den Vorschlag ab. Er weihte auch Sarah nicht in seine Probleme ein.
Sarah dachte an die Tagebücher seiner Mutter, und Dane dachte daran, was passieren würde, wenn Sarah ihn verließ. Es wäre undenkbar. Er liebte sie so sehr!
Es kam der Tag, an dem Sarah Mr. Heddon tot in seinem Bett fand. Er hatte seine Frau nur zehn Wochen überlebt. Den einzigen Trost, den Sarah und Dane finden konnten, war, dass er wieder bei seiner Frau sein konnte. Mrs. Heddons Grab wurde geöffnet und mit ihrem Mann wieder verschlossen.
Die Heddon-Farm starb. Ihr Haus wurde zu einem Geisterhaus.
Der Sohn der Heddons sendete ein kurzes Dankschreiben für all ihre Bemühungen. Er sei nun der rechtmäßige Besitzer der Farm und gedenke, diese zu verkaufen.
*
Der Tod der Heddons hinterließ ein verheerendes Gefühl der Einsamkeit bei Sarah und Dane. Sie bemühten sich, den Schicksalsschlägen zu trotzen, indem sie jeden Abend lange Spaziergänge machten. Sie waren jetzt ganz alleine, umgeben von weiten Feldern und einem Weg, der immer noch Fields hieß. Der Blick zur Heddon-Farm ließ sie jedes Mal schaudern, aber sie mussten sich wohl daran gewöhnen. Dane dachte, wie schön es wäre, wenn sie jetzt ein Kind hätten – oder sogar zwei Kinder. Es hätte dann niemals dieses Schweigen auf der Farm gegeben. Es hätte dann vieles nicht gegeben, vielleicht noch nicht einmal den frühen Tod der Heddons. Aber so war alles still.
Es war mitten in der Nacht, als Sarah ein Gedanke kam. Er erregte sie so sehr, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Sie hatte endlich eine Lösung gefunden. Es war eine Idee, die auch Dane gefallen würde, ihn vielleicht sogar aus seiner Schweigsamkeit holen würde. Sarah wollte jedoch nichts übereilen. Sie erzählte ihm erst am Abend nach seiner Arbeit von ihrer Idee: „Was hältst du davon, wenn wir Jim fragen, ob er nicht Interesse an der Heddon-Farm hat? Es hat ihm zu Weihnachten doch gut hier gefallen. Du hättest wieder einen guten Freund um dich, und ich hätte Linda. Was sagst du?“
Ich hatte inzwischen eine feste Partnerschaft mit Linda aufgebaut. Wir hatten uns sogar schon mit dem Gedanken an eine Heirat getragen.
Dane schwieg. Sarah wurde wütend. Wollte er denn gar nicht reagieren? Die Idee konnte doch nicht so absurd sein, dass es ihn völlig kalt ließ. Sie hatte soeben von seinem besten Freund geredet. Und er schwieg?
Dane hatte ihre Worte sehr wohl verstanden, aber es fröstelte ihn in letzter Zeit öfter, so, als ob er Fieber hätte. Dann fiel ihm das Denken schwer. Aber es war kein Fieber. Er kochte innerlich, weil ihm die Herausforderung fehlte. Er dachte nach: Jim auf der Heddon-Farm? Mit Linda? Warum nicht.
Er sah auf und lächelte sie an.
Spät in derselben Nacht hörte sie ihn am Sekretär seiner Mutter, der im Gästezimmer stand, arbeiten. Sie hörte die Klappen des Sekretärs öffnen und Papier rascheln. Er schrieb wohl einen Brief. Sie wollte am nächsten Tag nicht neugierig sein, doch als Dane zur Arbeit fuhr, wurde sie zusehends unruhiger über den Vorgang in der letzten Nacht. Was mochte er geschrieben haben? Sie begab sich schließlich auf die Suche nach dem vermeintlichen Brief, den er zwischen einem Stapel von alten Rechnungen versteckt hatte. Damit war ihr klar, dass sie den Brief nicht lesen sollte. Warum, erfuhr sie, als sie ihn dennoch las:
Mein lieber Jim, alter Freund!
Sicherlich wirst
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