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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Du Dich wundern, diese Zeilen von mir zu erhalten. Ich war nie ein großer Briefeschreiber. Das hat Sarah immer erledigt, aber die Angelegenheit, die diesem Brief zu Grunde liegt, möchte ich Dir gerne persönlich mitteilen.
    Im Moment sind wir doch sehr von Niederschlägen geplagt. Sarah hat Dir bestimmt von meinem Unfall geschrieben. Gewiss, gibt es Dinge, über denen man stehen sollte, aber Du weißt, was der Wagen mir bedeutet hat. Ich habe ihn von meinem ersten, selbstverdienten Geld gekauft. Das ist doch immer eine besondere Anschaffung, oder?
    Eine schlimme Nachricht muss ich Dir über die Heddons mitteilen. Mrs. Heddon starb vor zwölf Wochen an einem Herzinfarkt und Mr. Heddon zehn Wochen später. Jetzt weiß ich, was ein gebrochenes Herz anrichten kann. Wir haben viel Mühe damit, es zu verarbeiten, zumal sich Sarah viel um Mr. Heddon gekümmert hat. Leider vergeblich. Die Heddons waren immer ein ganz besonderes Paar und werden es immer bleiben. Das Gleiche erhoffe ich von Sarah und mir auch.
     
    Leider werde ich in letzter Zeit recht häufig von Kopfschmerzen geplagt. Ist vielleicht der Stress. Ist einfach zuviel im Moment. Habe mit Sarah noch nicht darüber gesprochen. Sie hat genug Probleme. Wird wohl nur der Druck von den letzten Wochen sein.

Damit komme ich auch gleich auf den Punkt. Es ist mir ein besonderes Anliegen, Dir und Linda, wo Ihr doch bald heiraten wollt, mitzuteilen, dass die Heddon-Farm zum Verkauf steht. Es war Sarahs Idee, Euch nach Interesse zu fragen. Über einen eventuellen Arbeitsplatz musst Du Dich in Kansas City informieren. Dort stehen einige große Krankenhäuser. Ich würde Dir beizeiten beide Daumen drücken, soweit es in Deinen und Lindas Vorstellungen liegt.
    Mit der Bitte, alles gut zu überdenken, schicke ich viele Grüße nach Santa Ana und hoffe auf baldige Antwort.
    Dein alter Freund Dane
     
    Sarah las den Brief zweimal und konnte zunächst nicht glauben, was sie da las. Tief verletzt, von seinen starken Kopfschmerzen in einem Brief an seinen Freund zu erfahren, knallte sie die Klappe des Sekretärs zu und nahm den Brief mit nach unten. Wenn er schon über dieses Leiden schrieb, musste es eine Grenze des Unerträglichen bei ihm erreicht haben. Wie lange mochten ihn diese Schmerzen schon quälen?
    Sie wollte Dane direkt nach der Heimkehr damit konfrontieren. Sie war enttäuscht und fühlte sich um ihr Vertrauen gebracht. Wie oft hatte sie Verständnis für alles gehabt? Wieviel Verständnis hatte sie überhaupt gehabt? Ihre erste Ehe war sicherlich alles andere als schön gewesen, aber diese Ehe schien sich auf die eine oder andere Art genauso grausam zu entwickeln. Dane hatte sie nie geschlagen und nie vergewaltigt, aber heute fing auch er damit an – nur anders. Er schlug eben nicht auf ihren Körper ein; er traf ihre Seele.
    Den ganzen Tag wurde sie von Unruhe, Sorge und viel Wut geplagt. Im Garten hinter dem Haus stach sie den Spaten mit harter Gewalt in den Boden. Sie weinte und fluchte dabei. Das Essen richtete sie lieblos her. Als sie draußen den braunen Chrysler vorfahren hörte, schlug ihr Herz bis zum Hals.
    Vorsichtig riskierte Sarah einen Blick durch die Gardinen und sah erschrocken auf etwas, was sie nicht glauben konnte.
    Dane hielt den Wagen vor dem Haus an und drehte die Zündung aus. Das tat er selten. In der Regel fuhr er den Chrysler direkt in die Scheune. Hatte er noch etwas vor? Sarah sah genauer hin. Er sah erschöpft und müde aus. Plötzlich schlugen seine Hände zu Fäusten geballt gegen seine Stirn. Immer wieder! Er schlug auf sich ein und knallte dann seinen Kopf auf das Lenkrad: einmal, zweimal, dann sah Sarah empört weg. Sie ging zu einem Stuhl und musste sich setzen. Vor ihr auf dem Tisch lag der Brief.
    Dane hatte Schmerzen ohnegleichen. Sein Gesicht verzerrte sich, er konnte nicht aus dem Wagen steigen. So schlimm war es noch nie gewesen.
     
    Hör auf!, schrie Dane das Loch an.
    Doch das Loch lachte ihn aus. Siehst du? So ist das, wenn du ohne mich weiterleben willst.
    Lass mich in Ruhe!, schrie Dane.
    Du kannst nicht ohne mich leben! Du brauchst mich! Du bist ein Nichts ohne mich!
     
    „Verschwinde!“ schrie er. Hoffentlich hatte Sarah ihn nicht gehört. Er wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, aber irgendwann ließen die Schmerzen nach, und er konnte den Wagen verlassen. Er versuchte, einen unauffälligen Gesichtsausdruck ihr gegenüber zu zeigen, doch dann wurde ihm schlecht, und er stürzte vornüber in das Haus.
    Sarah

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