Die Scheune (German Edition)
diese Kopfschmerzen bekam. Ich bin da wirklich nicht empfindlich, aber sie werden immer stärker. Zeitweise sind sie so stark, dass ich den Wagen parken muss, um wieder richtig zu mir zu kommen. Es ist so ein Stechen von hinten bis zur Mitte des Kopfes. Dann habe ich in letzter Zeit Probleme mit dem Gedächtnis. Ich kann mich dann nicht mehr im Ganzen erinnern. Und heute ist mir zum ersten Mal übel geworden. Ich musste mich übergeben.“
Dr. Carrouthers schaute ihn taxierend an. Sarah rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte nicht gewusst, dass ihn schon mehrere Leiden beherrschten, dass es schon so schlimm war. Warum musste er immer alles verschweigen?
„Soweit, so gut“, sagte der Arzt. „Sonst noch Anzeichen wie Müdigkeit oder Durchfall?“
„Nein, eher Unlust, aber Müdigkeit ... nein.“
„Gut. Viel Arbeit?“
„Normal.“
„Überstunden?“
„Nein.“
„Fühlen Sie sich mit der Arbeit überfordert?“
Jetzt stockte seine Antwort. Wie sollte er das erklären? Wie sollte er überhaupt den Übergang zu dem eigentlichen Problem verbalisieren?
„Schon. Wegen der Aussetzer ist alles recht schwierig geworden.“
Der Arzt kam um seinen Schreibtisch herum und begann erst einmal die routinemäßigen Untersuchungen bei Dane durchzuführen. Es war alles in Ordnung.
„Wissen Sie was, Mr. Gelton? Morgen früh um 7.30 Uhr kommen Sie nüchtern zu einer Blutabnahme. Dann sehen wir weiter. Ich gebe Ihnen zur Vorsicht ein Mittel gegen Erbrechen und Durchfall mit. Bevor wir jetzt ein weit umfassendes Projekt starten, möchte ich erst einmal die üblichen Ursachen ausschließen. Es könnte sich nämlich ohne weiteres um eine tüchtige Erschöpfung handeln. Die zeigt schon mal etwas merkwürdige Anzeichen. Haben Sie noch Urlaub?“
Sarah mischte sich ein: „Ja, er hat ab heute drei Wochen frei.“
Entsetzt riss Dane seinen Kopf herum und schaute sie böse an. Aber Sarah ließ sich nicht verunsichern. Er hatte wochenlang nichts zu ihr gesagt; jetzt spielte sie das gleiche Spiel mit ihm. Er würde schon merken, wie angenehm das war.
Dane war wütend und unterdrückte ein paar unfreundliche Worte. Niemand würde über ihn bestimmen – auch Sarah nicht. Zu Hause würde er die Dinge regeln.
„Gut. Machen wir das Beste daraus“, sagte Dr. Carrouthers und brachte beide von ihren Gedanken wieder ab.
„Wir hätten noch eine Frage“, warf Sarah ein, und Dane strafte sie mit einem weiteren scharfen Blick. Wir? Dr. Carrouthers hatte doch soeben die Sachlage geklärt. Warum begann sie in Dingen herumzuwühlen, die überhaupt nicht relevant waren?
„Ja, bitte.“ Der Arzt nahm seine Brille ab und sah sie an.
„Kennen Sie sich mit Erbkrankheiten aus?“
Dane wurde rot! Carrouthers stutzte.
„Nicht so gut. Was wollen Sie denn wissen?“
„Es geht um eine Veranlagung, meine ich.“
Dane unterbrach sie streng: „Sarah! Es ist überhaupt nicht angebracht, über so etwas zu reden!“
Dr. Carrouthers wurde aufmerksam. Er bemühte sich, dem Gespräch zu folgen und sagte: „Warten Sie, Mr. Gelton“, und er sah Sarah an. „Was genau meinen Sie?“
Sie schluckte und bekam das Wort nur schwer über die Lippen: „Perversionen.“
Die Augen des Arztes weiteten sich, und er bemerkte den aufsteigenden Zorn von Dane. Wie um Himmelswillen kam sie auf Perversionen? Wann war er je pervers zu ihr gewesen?
„Perversionen? Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte der Arzt.
„Dane, willst du es ihm sagen?“
„Sarah! Nein!“
„Dann werde ich es tun. Sein Vater war pervers und pädophil veranlagt.“
Dane erhob sich entsetzt. Er hatte gewusst, dass sie etwas anzetteln würde. Wie hatte er nur zulassen können, dass sie mitkam? Der Arzt wies Dane zur Ruhe. Er setzte sich wieder.
„Lebt Ihr Vater noch?“, fragte der Arzt vorsichtig und sah Dane dabei an. Dieser kniff sich mit Zeigefinger und Daumen zwischen die Augen. Ein starker Kopfschmerz begann ihn wieder zu terrorisieren. Er schüttelte genervt den Kopf. Wie konnte er dieser Konversation ein Ende setzen?
„Was hat Ihr Vater denn getan?“ Er schaute immer noch zu Dane, der sich wieder erhob und sagte: „Ich geh' jetzt!“
„Aber Mr. Gelton“, fuhr ihn Dr. Carrouthers ernst an. „Ich bitte Sie! Setzen Sie sich doch noch einmal. So können wir das Gespräch doch nicht beenden. Wollen Sie mir nicht etwas dazu sagen?“
„Nein!“ Dane setzte sich nicht.
„Doch!“, schrie Sarah entnervt dazwischen. „Wir müssen darüber reden!
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