Die Scheune (German Edition)
er, als Cammons ihm die Kehle zudrückte. Der Schmerz an seinem Hals holte die letzten Reserven aus ihm heraus, und er schaffte es, Cammons von sich herunterzuwerfen. Freigerungen schlug er auf ihn ein, und beide stolperten durch den Flur bis zur Treppe. Cammons verpasste ihm zwei harte Schläge gegen den Schädel, die Dane nur knapp bei Bewusstsein überstand. Taumelnd sah er ihn in das Schlafzimmer verschwinden. Er holte sich das Messer, das noch in Dr. Hendell steckte.
Cammons grinste. Dane verlor zusehends mehr seine Besinnung. Alles verschwamm vor seinen Augen.
1996. Santa Anna / Kalifornien.
Linda und ich hatten uns entschlossen, an diesem Wochenende die Heddon-Farm anzusehen. Das Wetter war hervorragend für einen Kurzurlaub geeignet. Aufgeregt wie kleine Kinder packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Wir wollten Dane und Sarah überraschen und hatten einige kleine Geschenke dabei. Darunter auch eine eingerahmte Luftaufnahme des Running Horse und einige Bilder von Johnathan. Für Sarah hatten wir eine Jubiläumsausgabe über die Stadt Denver gefunden. Wir freuten uns auf die anstehenden Tage und natürlich auf die Farm, die wir besichtigen wollten.
Lindas Schwangerschaft verlief vorbildlich. Sie befand sich bereits im sechsten Monat und sah prächtiger denn je aus.
Von Sarah wusste ich, dass sie sich sterilisieren lassen hatte. Ich konnte sie verstehen, aber ich verstand auch Danes Enttäuschung darüber. Er wäre sicherlich ein guter Vater, wenn da nicht diese Sache mit dem Erbgut wäre. Umsomehr erfreute mich der Gedanke, wenn er unser Kind aufwachsen sehen könnte. Linda und ich wollten ihn und Sarah auf eine Patenschaft ansprechen. Sollten wir in Valley Falls tatsächlich diese Farm kaufen würde unser Kind zwei Eltern haben. Na, vielleicht würden es auch noch mehr Kinder werden. Alles klang so wunderbar, wie immer, wenn Dane seine Finger im Spiel hatte. Erschreckend war dann die Grausamkeit, die sich erst am Ende zeigte. Aber daran dachten wir natürlich nicht in diesem Moment.
Ich hatte bereits telefonisch mit zwei Kliniken in Kansas City Kontakt aufgenommen. Sie hatten keinen direkten Bedarf, aber sie konnten mir die Adressen einiger Ärzte aus den Randbezirken nennen, die dringend Unterstützung suchten. Mit anderen Worten, sie suchten einen Landarzt.
Viele ältere Bewohner außerhalb der Großstadt fanden kaum niedergelassene Ärzte in ihren Kleinstädten. Mir schwebte eine kleine Praxis in Topeka vor.
Auf der Fahrt nach Kansas malten Linda und ich uns eine gigantische Zukunft aus. Sie hatte sich mit Sarah auf Anhieb bei dem Weihnachtsfest verstanden und freute sich auf eine engere Freundschaft mit ihr. Für mich freute sie sich, weil ich endlich wieder mit meinem besten Freund zusammen sein konnte. Sie hatte die Begeisterung, die ich zu Weihnachten auf der Gelton-Farm verspürte, nicht vergessen. Auch die Geschichten, die ich ihr ununterbrochen erzählte. Alles klang wie ein wunderschönes Märchen.
1996. Valley Falls / Kansas.
Wir fanden den Schotterweg, der sich Fields nannte, problemlos wieder und sahen die Gelton-Farm schon von weitem im goldenen Sonnenlicht eingetaucht. Ich werde dieses Bild nie vergessen, dass sich so stark in mein Gedächtnis gebrannt hat. Es war der letzte Moment in meinem Leben, den ich noch unbeschwert genießen konnte.
Wir fuhren auf den Hof, und dann nahmen die Dinge seinen Lauf.
Zunächst war ich sehr verwundert, als ich den Mercedes auf dem Hof stehen sah. Hatte Dane seinen Geschmack etwa geändert? Die Wohnungstür stand weit geöffnet. Wir stiegen aus und traten ohne Klopfen ein.
Da Sarah und Dane nicht über unser Kommen informiert waren, war es klar, dass niemand auf uns wartete und wir in ihren Alltag platzten.
Mir klopfte das Herz bis zum Hals, und ich sah mich schon heulen vor Freude. Linda blieb hinter mir. Ich trat leise in die Küche und sah den umgekippten Stuhl. Es roch stark nach Alkohol. Mein Hallo? lieb mir im Hals stecken. Eine merkwürdige Atmosphäre breitete sich aus. Linda blieb weiterhin hinter mir. Auch ihr wurde etwas unwohl. Von oben hörte ich ein Geräusch und rief: „Hallo? Dane? Sarah?“
Stille.
Dann hörte ich hechelnde Geräusche und hastige Bewegungen. Ich rief noch einmal und bekam immer noch keine Antwort. Mein Blick fiel auf die Treppe zum ersten Stock. Ich nahm rufend die ersten Stufen und sah den Flur vor mir. Dane lag auf dem Boden und ein mir fremder Mann hielt ihn in Schacht,
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