Die Scheune (German Edition)
sah wie immer aufgeräumt aus.
Knirschend kam der Mercedes auf dem Hof zum Stehen. Dane stieg vorsichtig aus und merkte, wie sein Gleichgewicht deutlich durch das Beruhigungsmedikament gestört war.
„Ich fahre gleich weiter“, rief Dr. Hendell durch sein geöffnetes Fenster. „Grüßen Sie Ihre Frau ganz herzlich von mir. Sie werden sehen, es wird alles gut.“
Dane schüttelte den Kopf. „Nein, bitte, kommen Sie doch noch kurz mit rein. Das nimmt vielleicht etwas von der Spannung zwischen Sarah und mir. Sie können ihr auch versichern, dass ich das Medikament genommen habe. Das wäre mir sehr wichtig.“
Der Arzt verstand, nickte und fand es als einen guten Anfang für die beiden. Er ließ den Motor ausklingen und ging mit Dane ins Haus.
Dane sah sofort den umgekippten Küchenstuhl und schaute sich irritiert um. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Es roch nach Alkohol und Schweiß. Er dachte an seinen Vater. Unmöglich! Der war tot. Jemand war hier gewesen, der nicht hierher gehörte. Hatte dieser jemand Sarah abgeholt? Ihn überfiel das Gefühl einer großen Leere, die zu einer quälenden Verzweiflung wurde und schließlich seinen Atem abdrückte. Ungläubig durchsuchte er auch das Badezimmer und rief: „Sarah?“
Die Wirkung der Beruhigungstablette legte sich durch die Aufregung etwas, und Adrenalin schoss in seine Adern. Dann roch er wieder den Alkohol und ging dem Geruch nach.
Hendell stand erschrocken in der Eingangstür. War Sarah tatsächlich gegangen? Dane lief ins Wohnzimmer und starrte auf die kleinen Blutflecken neben dem Tisch. Das veranlasste ihn zu einem verzweifelten Schrei: „SARAH!!“
Hendell kam hinzugerannt und sah ebenfalls auf das Blut. Was war hier passiert, bevor Dane seine Praxis aufsuchte? War hier etwas passiert, das Dane ihm verschwiegen hatte?
Dane folgte wieder dem Geruch. Er rannte die Treppe rauf. In der Luft hing ein ekeliger Schweißgeruch. Das Schlafzimmer! Der Geruch kam aus dem Schlafzimmer! Die Tür war verschlossen! Sie war nie verschlossen! Dane zerrte an der Türklinke herum und schmiss sich schreiend mit der Schulter dagegen. Hendell eilte aufgebracht hinzu. Er war vollkommen durcheinander und konnte die Situation nicht mehr einschätzen. Hatte sich hier zuvor eine Tragödie abgespielt oder war Dane wirklich außer sich vor Angst?
„Sie ist nie verschlossen!“, schrie Dane den Arzt an und zeigte auf die Tür. „Sarah ist da drin!“
Dr. Hendell schob ihn zur Seite und fragte durch die Tür hindurch: „Sarah? Sind Sie da drin?“ Er wartete. Keine Antwort. Alles blieb still. „Ich bin es, Dr. Hendell. Sarah, es ist alles in Ordnung. Sie können die Tür wieder aufschließen. Sarah? – Geben Sie mir irgend ein Zeichen, dass Sie da sind.“ Er bekam auch kein Zeichen. Hendell begann zu schwitzen. Angst stieg in ihm auf. Lag Sarah tot hinter dieser Tür? War Dane ein Mörder und spielte hier den Besorgten? Hatte Sarah nicht von Gedächtnislücken gesprochen?
Dane roch, wie der Schweiß durch die Ritzen der Tür drang. „Da ist noch jemand drin!“, schrie er.
„Warten Sie, ich werde Ihnen helfen“, sagte der Arzt dann entschlossen und wies Dane an, zur Seite zu gehen. „Sarah? Wenn Sie jetzt nicht öffnen, werde ich die Tür eintreten.“ Er wartete – eins, zwei, drei – und trat die Tür am Schloss ein. Als er sie aufdrückte und das Zimmer betrat, spielte sich alles in einem Bruchteil von Sekunden ab. Ehe der Arzt die Situation begriff, sah er ein großes Messer von der rechten Seite aufblitzen. Der Einstich in den Rücken durchstach seinen rechten Lungenflügel, und er war auf der Stelle tot. Dane sah gelähmt zu. Ein Nebel baute sich um ihn herum auf. Alles wurde langsamer. Im Hintergrund erkannte er verschwommen den Schatten seiner Frau. Dann erfasste sein Blick die Gestalt von Phil Cammons, der grinsend hinter der Tür hervorkam. Jetzt begriff Dane, warum er sich das Gesicht des Mannes in Aurora eingeprägt hatte.
Das Beruhigungsmedikament meldete sich wieder – alles verschwamm vor seinen Augen. Cammons grinste, und dann riss er Dane zu Boden. Ein harter Schlag machte ihn auf der Stelle besinnungslos.
S..A..R..A..H begann es in seinem Kopf zu spuken. S..A..R..A..H. Sie rief ihn. Er kam wieder zu Bewusstsein. Benommen sah er Cammons hässliches Gesicht über sich und spürte den Druck des großen und schweren Körpers auf seinem. Hatte das Medikament ihn in eine Halluzination gejagt? Das es keine Halluzination war, spürte
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