Die Scheune (German Edition)
das sich dichter und dichter zusponn. Auf diesem Spinnennetz saß ein Insekt. Es setzte sich plötzlich in Bewegung und schritt in drohender Haltung zu ihm nieder. Es öffnete sein faulig stinkendes Maul und ...
Dane schrie! Er spürte den Stich und schlief ein.
1984. Neun Jahre früher.
Glendale / Kalifornien. Dane, 29 Jahre.
Dane lag mit offenen Augen im Bett. Das Katz- und Mausspiel begann ihn zu langweilen. Es musste doch eine Möglichkeit zur Steigerung geben, etwas, das den Lochschaufler so schocken würde, dass ihm Angst und Bange würde. Er machte sich Gedanken zu einem teuflischen Plan.
1993. Neun Jahre später.
Los Angeles. Dane, 38 Jahre.
Ich wusste keinen Rat mehr.
Als letzte Hoffnung setzte ich mich dafür ein, ihn in eine Rehabilitationsklinik unterzubringen, als Rettung vor der Psychiatrie, zu deren Überweisung die Versicherung immer mehr drängte.
*
Einen Tag vor der Entlassung aus dem Cedars Sinai Medical Center und der Einweisung in die städtische Nervenklinik St. Rose bekam ich eine Zusage der Rehabilitationsklinik Garden's Inn aus Dallas und fühlte mich wie befreit.
Garden's Inn galt als eine der führenden Kliniken im Bereich der Verhaltensforschung und Psychoanalyse, worüber regelmäßig in einer Fachzeitschrift berichtet wurde.
Es musste einen Schock in Dane ausgelöst haben, als ich ihn auf die Psychiatrie vorzubereiten begann. Er machte plötzlich erstaunliche Fortschritte, begann mir zuzuhören und den alltäglichen Dingen wie Essen, Waschen und Anziehen selbständig nachzukommen. Alle waren mehr als erstaunt. Doch er redete immer noch nicht. Er suchte einfach nicht das Gespräch zu mir. Ich konnte ihn auch nicht zum Schreiben bewegen. Stattdessen grübelte er den Tag über vor sich hin. Dann immer wieder dieser fremde Blick. Auf mich wirkte es ganz klar als ein Zeichen tiefer Depression. So konnte ich ihn unmöglich ins Leben entlassen. Es wäre der Untergang für ihn und Johnathan zugleich gewesen. Diese Reha war ein Geschenk des Himmels.
Johnathan war in dieser Zeit regelrecht untergegangen. Ich rief ihn an und informierte ihn über die Einweisung in die Reha-Klinik. Für ihn war diese Nachricht ein großes Geschenk an sein eigenes Wohlbefinden. Er machte den Vorschlag, ihn persönlich in seiner Corvette nach Dallas zu bringen. Ein bisschen in der Hoffnung, ihn damit zugänglicher zu machen. Ich hielt es für eine gute Idee. Wir wussten, wie abgöttisch er diesen Wagen liebte.
Sie wollen mich wegbringen, sagte Dane. Wie kann ich das verhindern ohne zu reden?
Du solltest es nicht verhindern, sagte das Loch. Es wird für dich eine große Chance werden. Du bekommst eine neue Bühne. Niemand wird dich kennen. Wir werden wieder zusammensein. Das wird wunderbar. Lass es geschehen.
Ich will aber nicht weg, flehte Dane, doch das Loch antwortet ihm nicht mehr.
*
Der Morgen fing schon mit einem unfreundlichen Nieselregen an, und Johnathan vergaß seine Kreditkarte bei der Tankstelle. Doch er kam rechtzeitig gegen halb acht am Medical Center an, während ich Dane eingehend auf die bevorstehenden Ereignisse vorbereitete.
Blass und blinzelnd trat er hinaus in das Tageslicht. Wie lange war es her … sechs Wochen? … sieben Wochen? … oder länger? Es schien ihm eine Ewigkeit seitdem vergangen zu sein. Dass seine Corvette vor ihm auf dem Parkplatz stand schien ihn nicht im geringsten zu beeindrucken. Er schenkte dem Wagen keinen Blick.
Johnathan kannte Dane kaum wieder. Die Zeit hatte Spuren des Schmerzes und der Verzweiflung in seinem Gesicht hinterlassen. Die Gewichtsabnahme von zweiundzwanzig Pfund gab ihm ein ausgemergeltes Antlitz. Er wirkte wie sein eigener Schatten. Die Haare schienen dünner oder waren sie nur geschnitten?
Johnathan sah ihn an. Er hatte sich diese Szene ganz anders vorgestellt, ein bisschen wie ein Wunder. Aber nichts schien einem Wunder gleich. Er war enttäuscht, dass Dane ihn noch nicht einmal ansah. Sein Blick ging an ihm vorbei und streifte kurz seine Seele.
Ihr Lokal lief bei weitem nicht mehr so gut, seit Dane weg war. Die Gäste vermissten ihn und seine gute Laune, fragten ständig nach dem derzeitigen Stand der Dinge, aber Johnathan zuckte immer nur ratlos mit den Schultern. Er nährte sein Wissen von den wenigen Fetzen, die ich ihm am Telefon in den letzten Wochen mitgeteilt hatte. Seine Besuche waren ständig monoton und deprimierend verlaufen, so dass er keine Kraft mehr fand, Dane zu besuchen.
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