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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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peinlichen Lage. Auch als Cathy der Polizei schwor, dass er nicht der Mann ihrer Vergewaltigung gewesen war, so hatte er doch wegen diverser Vorstrafen viel Mühe, sich dieser Misere zu entziehen. Denn schließlich hatte er auch den Vergewaltiger gesehen.
    Dass sie Cathy hieß, erfuhr Dane erst einen Tag später aus der Zeitung. Schade, vom Lochschaufler stand nichts geschrieben.
     
     
    1993. Dreizehn Jahre später.
    Los Angeles. Dane 38 Jahre.
    Johnathan war ratlos. Danes Verhalten war ihm unerklärlich. Er befand sich seit Danes Abwesenheit in einer tiefen Depression und bewegte sich in einem Nebel gefangen durch den Tag. Jeden Abend sah er traurig in das leere Apartment. Dann hörte er ein Lachen, von dem es täglich erfüllt gewesen war.
    In seiner Not konsultierte er einen Psychologen, denn von mir erfuhr er nichts. Aber auch der konnte ihm nicht weiterhelfen. So kam er wieder zu mir und bedrängte mich plötzlich auf eine mir bisher unbekannte aggressive Art. Aber wer konnte das nicht verstehen?
    „Erst wenn ich mit Dane geredet habe, werde ich mich dazu äußern! Und keinen Tag früher! Ist das ein für allemal klar? Er selbst muss sich erst einmal wieder unter Kontrolle bekommen“, gab ich zu verstehen. „Das braucht halt Zeit!“
    „Zeit! Zeit!“, schrie mich Johnathan an. Seine unnachgiebigen Fragen machten mich ebenfalls aggressiv. Immerzu holte mich das Gespräch und die Untersuchung in Vancouver ein: während der Arbeit, des Essens, des Schlafes – immer wieder. Egal, was ich machte, es war allgegenwärtig und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Eine starke, innere Unruhe stieg in mir auf und bewegte sich zwischen Unglaubwürdigkeit und Wahnsinn. Ich dachte ständig an die verjährten Narben am Analkanal.
    Woher rührten sie? Was hatte Dane uns verheimlicht? Was hatte er erlebt, bevor er zu uns nach Glendale kam?
    Johnathan befand sich auf dem Weg in eine immer tiefer führende Verwirrung von Lüge und Wahrheit. Nachts umgab ihn das Gefühl von Leere, und Morgens fand er nur kraftlos in den Tag, wäre da nicht der Koch gewesen, der mit Susie und Helen das Lokal halbwegs über Wasser hielt. Täglich gingen Genesungswünsche für Dane bei ihnen ein.
    Johnathan befasste sich plötzlich mit der Hypothese, dass Dane in ein schwarzes Milieu geraten sei. Die Gefahr, in den Fängen von Mafiabanden zu landen war in der Gastronomie nichts ungewöhnliches. Vielleicht wollte Dane das Lokal nur schützen und hatte deswegen nichts gesagt. Ja, vielleicht ...!
    Johnathan musste sich eingestehen, dass er weit weniger von seinem Partner wusste, als ihm lieb war. Er erinnerte sich an die ständig abgeblockten Gespräche zu Fragen wie wo kommst du her, was hast du gelernt, hast du keine Familie. Manchmal hatte Johnathan sogar so etwas wie Resignation in seinen Augen gesehen, wenn er die Vergangenheit zur Sprache kommen lassen wollte. Dann wurde Dane immer merkwürdig ruhig und verlangte nach einem Glas Gin. Ja, der Gin, der konnte die wenigen ernsten Momente zwischen ihnen schnell wieder in fröhliche verwandeln. Nur manchmal erschien es Johnathan zu oft, dass Dane zur Flasche griff. Es gab Zeiten, da fand er bis zu zehn Flaschen in der Woche im Mülleimer hinter dem Haus.
    Johnathan lernte schnell und ging diesen Themen aus dem Weg. Das war ihm der Erhalt der Freundschaft wert. Jetzt erschrak er über seine eigene Oberflächlichkeit.
     
    *
     
    Darf ich jetzt aufwachen?, fragte Dane.
    Ja, antwortete das Loch, aber pass gut auf was du sagst und tust.
     
    Vier Wochen waren um, und es erschien mir wie eine Ewigkeit. Dane fehlte mir sehr in meinem Leben. Zumindest der Dane, den ich kannte. Die Tage hatten keine Fröhlichkeit mehr und nach Weggehen am Abend war mir ohne ihn überhaupt nicht zumute. Mein Leben begann, genau wie Johnathans, nur noch aus Arbeit und Schlaf zu bestehen. Wieder war es Dane, der unser Leben bestimmte. Damals wusste ich noch nicht, wie geplant er unser Leben ausnutzte. Heute weiß ich, dass mir die Angst in den Gedanken geblieben ist. Er hat mir mein Lachen aus Gründen der perversen Lust genommen.
     
    Gegen Ende der vierten Woche fiel Dane plötzlich in einen tiefen Schlaf und befreite sich danach überraschend schnell von seinem Delirium. Sein Blick zeigte mir, wie er die Personen, die ihn betreuten, zu erkennen begann. Die Umgebung wurde ihm zusehends vertrauter. Er erkannte mich als seinen Freund wieder. Sogar der Chefarzt fand einen Platz in seinem Gedächtnis.
    Ich zeigte Zuversicht,

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