Die Scheune (German Edition)
Was hatte er nur gemacht?
Neben seiner Corvette parkte ein alter Ford Taunus. Ein alter Mann und eine alte Frau irrten auf dem Hof herum und besahen sich das Desaster. Dann sahen sie neugierig an der Hausfassade hinauf. Sie erblickten das Gesicht eines Mannes hinter der Scheibe des Flurfensters im ersten Stock.
Dane sah zu ihnen hinunter. Sein Blick traf den der Frau und verweilte einen Moment. Dann lief er eilig die Treppe hinunter und öffnete die schwere Eichentüre. Drei Blicke trafen sich – vertraut und seltsam. Die alten Leute kamen näher und taxierten sein Gesicht.
Die alte Frau fragte leise und vorsichtig: „Dane?“
Dane nickte und versuchte diese seltsame Vertrautheit, die in ihrer Stimme klang, zu erklären. Dann bekam die alte Dame einen Namen und somit wieder einen Platz in seinem Leben. Wie konnte er sie nur vergessen haben? Mrs. Heddon, seine frühere Nachbarin, die ihm so oft geholfen hatte, als seine Mutter im Krankenhaus lag. Sie hatte ihn mit Essen und frischer Wäsche versorgt, Arbeiten, die er zwischen seinem Job und den Besuchen seiner Mutter nicht geschafft hatte. Es waren seitdem so viele Jahre vergangen, und er hatte dies alles vergessen – so viel Schönes einfach vergessen – sogar ihr Gesicht. Die Begegnung rührte ihn zutiefst. Er fühlte plötzlich, wie sich der Boden unter seinen Füßen verlor. Sie fing ihn auf und schloss ihn in ihre Arme.
Wie sehr hatte sie ihn vermisst! Er war damals einfach von hier weggegangen, so still und ohne sich zu verabschieden. Jetzt hatte sie ihn endlich wieder. Sie drückte ihn wie einen Sohn an sich.
Mr. Heddon hielt sich im Hintergrund und sah den beiden lächelnd zu. Er besaß immer noch einen Strohhut und hielt ihn voller Anstand in der linken Hand, während er seine rechte Hand Dane zu einem Willkommensgruß reichte. Dane ergriff überwältigt die Hand des alten Mannes.
„Dane!“, sagte Mr. Heddon mit dunkler Stimme, in der Freude und Achtung schwang. Dane bat die alten Leute gestikulierend herein. Die Zeit hatte auch bei ihnen Spuren hinterlassen. Ihre Haare schienen noch weißer, die Falten mehr und tiefer geworden zu sein. Die Schulterbeugung von Mrs. Heddon ließ auf das fortgeschrittene Stadium ihrer Osteoporose-Erkrankung schließen. An Sympathie hatte ihr Äußeres nichts verloren. Ihr Wesen strahlte nach wie vor Ruhe und Zufriedenheit aus.
„Wir wollten mal nachsehen, was hier passiert. Wir haben gestern den weißen Wagen auf dem Hof bemerkt und wollten jetzt einmal einen Blick darauf werfen, nachdem hier in letzter Zeit so viel los war“, sagte Mrs. Heddon ernst.
„Was war denn hier los?“, fragte Dane vorsichtig und fühlte sich plötzlich seiner Wiedersehensfreude beraubt. Er wurde unruhig.
„Na, erst der braune Roover, dann die Polizei, dann deine Verwandten. Hier war immer Ruhe. Aber jetzt ...“
„Moment mal! Ich habe keine Verwandten mehr. Wie sahen die denn aus?“
Mrs. Heddon überlegte, ob sie vielleicht etwas Falsches gesagt hatte. „Es war ein Paar. Ungefähr so alt wie du. Ein großer, dunkelhaariger Mann und eine kleinere, dunkelhaarige Frau. Sie gaben vor, mit dir verwandt zu sein und zogen in Erwägung, die Farm zu kaufen. Dann sind sie aber ganz plötzlich wieder verschwunden. Wir haben sie nie wieder gesehen. Dane, war das nicht in Ordnung?“
Dane überlegte. Die Beschreibung der Frau ließ vermuten, dass es Joan gewesen sein könnte, möglicherweise mit dem Mann, den Whiseman noch suchte – dem Handlanger seines Vaters. Der Gedanke ließ ihn schaudern. Sie waren hier gewesen, auf seiner Farm! Sie hatten ihn sicherlich gesucht. Sie würden wiederkommen, das spürte er.
„Wie lange ist das her?“, fragte er, und eine tiefe Kummerfalte bildete sich auf seiner Stirn.
„Drei Monate?“ Mrs. Heddon schaute ihren Mann an, der nickte. Sie waren über Danes Reaktion irritiert. Was war mit seiner Freude, sie wiederzusehen?
Dane ging zum Küchenfenster und sah zum Hof hinaus. Die alten Leute sahen ihm unverständlich nach.
„Dane?“, fragte Mrs. Heddon leise. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte immer gespürt, wenn Dane durcheinander war. Er brauchte es ihr nicht zu sagen.
Sarah kam die Treppe hinunter und unterbrach die Spannung, die unten vorherrschte. Sie begrüßte die alten Leute freundlich mit einem herzlichen Händedruck. Dane stellte ihnen Sarah als seine Lebensgefährtin vor und sah sie dabei erwartungsvoll an.
Zum ersten Mal sprach er ihre Beziehung offen aus. Sie hatte
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