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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sich zu Sebastianus’ Villa begeben und sie von Wachen umzingelt vorgefunden. Ein Schild am Haupttor wies den Besitz als Eigentum des Senats und des Volks von Rom aus. »Wir müssen befürchten, dass meine Freunde ebenfalls beobachtet werden, für den Fall, dass ich mich mit der Bitte um Hilfe an sie wende.«
    Ulrika konnte es noch gar nicht glauben, wieder in Rom zu sein. Zehn Jahre waren vergangen, seit sie zuletzt hier war, viele Erinnerungen an ihre Mädchenzeit wurden wach. Sie dachte an die Freundinnen aus damaliger Zeit – an Julia, Lucia, Servilia –, die inzwischen bestimmt verheiratet waren und Kinder hatten.
    Hinter diesen hohen Mauern, in dem Geflecht von Straßen und Gassen, die die Hügel Roms durchzogen, hatte Ulrika mit ihrer Mutter gelebt. Hier hatte sie sich Wissen über das Rheinland angelesen, hier war in ihr der Wunsch entstanden, das Volk ihres Vaters kennenzulernen. Hier hatte sie aber auch ihre Mutter mit Vorwürfen angegriffen und verletzt, hatte sich zwar schriftlich dafür entschuldigt, aber die Mutter hatte den Brief nie erhalten.
    Ist meine Mutter nach Rom zurückgekehrt? Lebt sie jetzt hier?
    »Was sollen wir deiner Meinung nach unternehmen?«, fragte sie, während sie in der Menschenmenge ein vertrautes Gesicht – das von Timonides – auszumachen versuchte.
    Der riesige Lagerplatz im Süden Roms war erfüllt von Kamelgebrüll und Eselsgeschrei. Auf dem von Dung und Strohabfällen durchweichten Boden liefen Hunde herum. Beißender Rauch von Feuerstellen und der Gestank von verschwitzten Tieren verpesteten die Luft. Überall herrschte geschäftiges Treiben, und drum herum wachten römische Soldaten in Messing und Scharlachrot darüber, dass niemand dem Schatz des Kaisers nahe kam.
    Und dann entdeckte Ulrika tatsächlich ein bekanntes Gesicht. »Timonides!«, rief sie.
    Mit sorgenvoller Miene und die Hände ringend kam er vom südlichen Tor aus näher. Ulrika rief nochmals, hoffte, die Soldaten hätten sie nicht gehört. Der alte Astrologe blieb stehen, wandte sich in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war, um dann freudestrahlend auf die beiden zuzueilen.
    Sie umarmten sich hinter dem Zelt des Hufschmieds. Timonides liefen Tränen über die Wangen. »Nie hätte ich gedacht, dass ich dich wiedersehen würde, Meister«, schluchzte er an Sebastianus’ Brust. »Wie schön, dass ihr beide es nach Rom geschafft habt.«
    »Wie geht es dir, alter Freund?«, fragte Sebastianus und wischte sich die ebenfalls feucht gewordenen Augen.
    »Mir geht es gut, Meister. Ich habe in einem Versteck auf deine Rückkehr gewartet. Nero ist völlig außer sich vor Zorn!«
    »Aber die Karawane ist heil hier eingetroffen, oder?«
    »Gewiss doch, aber für seinen Geschmack viel zu spät. Er kam persönlich her und hat alles durchgewühlt. Nichts hat ihm gefallen.«
    »Dabei befinden sich so manche Schätze darunter!«
    »Nicht solche, auf die es Nero abgesehen hat. Angeblich ist er neuerdings erpicht – auf Edelsteine! Er trägt einen Smaragd mit sich herum, durch den er die Welt betrachtet. Bestimmt hast du von dem höllischen Feuer gehört, das einen Großteil der Stadt zerstört hat. Gerüchten zufolge hat Nero selbst den Brand gelegt, um Platz für neue Gebäude zu schaffen. Meister! Du darfst auf keinen Fall zu deiner Villa. Dort warten Soldaten nur darauf, dich festzunehmen. Ich bin jeden Tag hier zu diesem Sammelplatz gekommen, in der Hoffnung, dich zu finden, ehe es die Soldaten tun.«
    »Ich weiß, alter Freund.«
    Die weißen Augenbrauen von Timonides wölbten sich. »Du weißt von den Beschuldigungen, bei denen es um Verrat und Hexerei geht?«
    Sebastianus legte dem alten Astrologen die Hand auf die Schulter. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Während ich auf euch wartete, war ich nicht untätig«, wandte sich Timonides jetzt an Ulrika. »Ich habe mich umgehört und erfahren, dass eine renommierte Heilerin namens Selene jetzt in Ephesus lebt und praktiziert.«
    »Du hast meine Mutter ausfindig gemacht?« Nur einen Moment lang war Ulrika überrascht. Da sich Selene hier in Rom eines hervorragenden Rufs erfreut hatte, dürfte sich längst herumgesprochen haben, wo sie sich gegenwärtig aufhielt.
    »Du kannst ihr schreiben. Ich weiß, wo sie dort wohnt.«
    »Ach, Timonides, was für eine wunderbare Nachricht!«
    »Wie ist eure Reise nach Judäa verlaufen?«
    Sebastianus berichtete ihm, wie sie Rachel bei der Oase unweit des Salzmeers gefunden und Primo und er die sterblichen Überreste

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