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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zurück, der mit seiner noch immer brüchigen Stimme verkündete: »Wohlan denn, Sebastianus Gallus, es ist unser Wunsch, dass du unser Kaiserliches Diplom nach China trägst und in dieser Mission zu dem dortigen Herrscher Beziehungen aufnimmst. Entlang des Weges wirst du Monarchen und Stammeshäupter zu Verbündeten machen, indem du ihnen gegen kleine Gefälligkeiten unseren Schutz anbietest. Zum Zeichen römischer Großzügigkeit werden wir dich mit Geschenken für diese Herrscher ausstatten, und im Gegenzug wirst du uns Beweise ihrer Reichtümer mitbringen. Weiterhin werden wir eigens geschulte Männer entsenden, die entlang des Weges diplomatische Verbindungen aufbauen sollen. Es ist unser Wunsch, dass eines Tages die ganze Welt unter dem Schutz der römischen Adler steht.«
    Nero gähnte, worauf der Hauptmann der Prätorianer eilends vortrat. Mit einer Handbewegung in Richtung seiner Wachen führte er die fünf Gefährten aus dem Bereich des Throns, dann zog er sich mit seinen Männern zurück, verschwand hinter einem Vorhang durch eine Tür und ließ Sebastianus und seine Begleiter sprachlos in dem überfüllten Empfangssaal zurück.
    Sebastianus fing sich als Erster. Obwohl er es selbst noch nicht so recht glauben konnte, sagte er: »Es sieht ganz so aus, als hätte ich die Chinaroute für mich entschieden! Timonides, wir werden genaueste Aufzeichnungen über die Position der Sterne benötigen. Wichtig ist mir vor allem, welches der günstigste Tag für den Aufbruch ist.«
    »Sofort, Meister«, kam es zurück. »In meinen alten Knochen spüre ich bereits, dass die Deutung sehr günstig für dich ausfallen wird. Wie könnte es nach dem Sieg heute Abend auch anders sein?« Timonides vermochte seine Freude kaum zu verbergen. Die erwartete Katastrophe war nicht eingetreten, stattdessen war sein Herr mit einem wunderbaren Auftrag bedacht worden!
    China! Timonides hatte von dem vorzüglichen Essen dort gehört, von Delikatessen und seltenen, überaus schmackhaften Bissen. Eine Spezialität nannte sich Reis, der locker und leicht war und als Beigabe zu gebratenem oder gedünstetem Fleisch oder Gemüse gereicht wurde, das man je nach persönlichem Geschmack selbst würzen konnte. Lag denn nicht auch Babylon auf dem Weg? Dort sollte man in Sesamöl getauchte und in Brot gewickelte knusprige Fischflossen zu essen bekommen. In Timonides’ Bauch rumorte es. Der Astrologe konnte den Aufbruch kaum erwarten.
    Sebastianus besprach sich bereits mit seinem Verwalter. »Primo«, wies er ihn an, »du wirst sofort damit beginnen, Männer zu rekrutieren. Wir segeln so bald wie möglich nach Antiochia.«
    »Sehr wohl, Meister«, erwiderte der alte Veteran ungewöhnlich beschwingt. Eine soldatische Mission! Eine, die Strategie und Kriegsführung einschloss. Er strahlte übers ganze Gesicht und stand in militärisch strammer Haltung da. Sein Soldatengeist erwachte und schon begann er damit, sich Namen ins Gedächtnis zu rufen, Pläne und Strategien zu überdenken, Proviantlisten zusammenzustellen. Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Saal.
    Jetzt wandte sich Sebastianus an Ulrika. »Ich stehe tief in deiner Schuld«, sagte er und sah sie ungeachtet der vielen Leute, die sich um sie drängten, an. »Nie wäre ich ohne deine Bemerkung auf die Idee gekommen, die mir jetzt die Mission nach China eingetragen hat. Nun kann ich mich der Aufgabe widmen, die ich schon so lange angestrebt habe. Wie kann ich dir danken?«
    Mit angehaltenem Atem schaute Ulrika zu ihm auf. So dicht stand er vor ihr, sein Blick hielt ihren fest, seine Stimme ließ den Lärm um sie herum vergessen, sie hörte nur ihn, nahm nichts anderes als ihn wahr, die Welt war verstummt und weit weg. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt, um seine Wärme und beruhigende Kraft zu spüren.
    »Du brauchst mir nicht zu danken«, flüsterte sie. Jetzt bot sich ihr die Chance, die sie sich insgeheim gewünscht hatte, die aber bisher immer unmöglich erschienen war. »Nur um eins bitte ich dich. Eben sagtest du zu deinem Verwalter, dass du nach Antiochia aufbrichst. Meine Mutter lebte dort, bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr wuchs sie im Haus von Mera der Heilerin auf. Gut möglich, dass sie und meine Familie dort Zuflucht gesucht haben, als sie aus Rom fliehen mussten. Dass sie anderswo hingegangen sein könnten, kann ich mir nicht vorstellen. Ich muss wissen, dass meine Mutter in Sicherheit ist. Außerdem kann nur sie mir sagen, wo ich die Kristallenen Teiche von

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