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Die Schicksalsleserin

Titel: Die Schicksalsleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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spürte sie seine Finger auf ihrer Haut.
    Madelin gab sich dem Taumel hin, der ihren Kopf so leicht machte. Ihre Lippen hingen an seinen, um ihre Weichheit zu kosten und seinen Atem zu atmen. Ein Teil von ihr bemerkte wohl, dass Lucas’ Nähe ihrer Seele wohltat, als heile eine alte Wunde. Als wäre sie bislang nur die Hälfte eines Ganzen gewesen und nun endlich vollkommen.
    Lucas’ Haut schien zu glühen, als sie die Hand auf seinen Nacken legte. Seine Lippen wanderten ihren Hals hinab zu der weichen Haut zwischen ihren Brüsten. Madelin legte den Kopf zurück und gab sich hin.
    Als sie schließlich gemeinsam auf das Lager sanken und sich vereinigten, spürte auch Madelin ihren Körper lodern. Und sie wollte nirgendwo anders sein als hier, in Wien, in der schmutzigen Kodrei, zusammen mit Lucas.
     
    Die Dunkelheit wich vor den zarten Strahlen des Sonnenaufgangs, als Madelin erwachte. Es musste der frühe Morgen des vierzehnten Oktober sein. Ihr erster Gedanke galt Lucas, der vor wenigen Stunden neben ihr eingeschlafen war. Doch er lag nicht mehr dort, wo sie ihn vermutete. Fröstelnd zog sich Madelin die Decke um den Leib. Ihr zweiter Blick galt Franziskus, der ruhig auf seinem Lager schlief. Mit bloßen Füßen ging sie in die Stube der Kodrei.
    Dort saß Lucas am Tisch und beugte sich über die Arkebuse. Er stopfte gerade die Kugel in den Lauf und sah auf, als sie im Türrahmen stand. Seine Augen lächelten, als er sie erblickte. »Du bist wach.«

    Madelin nickte. »Was machst du?«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Sie betrachtete ihn beunruhigt. Er wirkte rastlos. Getrieben. »Du wirst nicht bleiben.«
    Er blickte sie erstaunt an. »Ich war noch nicht ganz entschlossen«, murmelte er und schaute wieder auf die Arkebuse. »Oder vielleicht doch.«
    »Du machst dir Sorgen.«
    »Allerdings«, erwiderte er und setzte die Arbeit fort, die er begonnen hatte. »Noch sind die Osmanen nicht verschwunden. Ibrahim Pascha stellt seine Truppen neu auf. Dafür gibt es nur eine Erklärung.«
    »Es gibt einen vierten Sturm.«
    »Ja.«
    »Und du willst da raus.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Hofer ist tot. Und ich habe sehr gute Ohren, die unter Tage nützlich sein können. Vielleicht kann ich einen Beitrag dazu leisten, die Stadt zu verteidigen.« Lucas fuhr sich durch das Haar und machte ein unglückliches Gesicht. Dann sah er auf seine wunden Knöchel. »Außerdem bin ich ihm das schuldig.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, sagte Madelin. »Wenn du gehen musst, dann geh. Aber nimm die Waffe mit.«
    Lucas sah sie erstaunt an. »Du willst mich nicht aufhalten?«
    »Man kann niemanden festbinden, Lucas. Man kann sich nur entscheiden, ob man jemanden so nimmt, wie er ist, oder eben nicht.«
    Die Spannung wich aus seinen Zügen. »Ich hätte wissen müssen, dass du das verstehst.«
    Sie zuckte mit den Schultern, so dass ihr die Decke halb den Busen herabglitt. »Ich wünsche mir, dass du noch sehr lange
nicht viel über mich weißt«, sagte sie. »Denn ich möchte schließlich auch noch sehr viel an dir zu entdecken haben.«
    »Trotzdem scheinst du manchmal zu wissen, was ich denke«, sagte er lächelnd. »Das ist fast ein bisschen unheimlich.«
    »Ich bin eine Wahrsagerin, schon vergessen?«
    »Nein, wie könnte ich.« Lucas lachte. »Gibt mir die Wahrsagerin denn einen Kuss?«
    Madelin trat vor, beugte sich zu ihm herab und suchte seine Lippen. Für einen Augenblick sog sie den Geruch seiner Haut ein. Er fasste durch die halbgeöffnete Decke und legte ihr die Hand auf die Hüften. Sie genoss kurz die Wärme, dann löste sie sich von ihm.
    »Wirst du bei Franziskus bleiben?«, fragte er.
    »Nein. Ich werde weiter nach dem Mann mit dem Löwengesicht suchen. Er ist unsere einzige Spur zu dem Auftraggeber des Kartenspiels.«
    »Du glaubst nicht, dass es der Osmane war? Mehmed? Er könnte gelogen haben. Vielleicht war der Aussätzige sein einziger Mann in Wien.«
    »Nein. Er muss hier einen machtvollen Verbündeten haben. Dieses Spiel ist angefertigt worden, bevor die Osmanen vor Wien standen. Vielleicht fällt Franzl noch etwas ein, wenn er wach ist.«
    »Was ist mit zu Hardegg?«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass er es war.«
    »Aber du weißt es nicht, oder?«, fragte Lucas. »Kann man das nicht irgendwie herausfinden?«
    Madelin legte den Kopf schief. Johann zu Hardegg war ein aufgeblasener, arroganter Kerl. Aber ein Spion der Osmanen? Sie bezweifelte es. »Ich wüsste jemanden, den ich fragen kann.«
    »Aber

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