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Die Schicksalsleserin

Titel: Die Schicksalsleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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ab, an dem sie neben dem Ausguck der Landsknechte gestanden hatte, und setzte sich neben Franziskus auf den Boden der Stube.
    »Wie halten die Landsknechte diesen Krach nur immer aus?«, fragte sie.
    Franziskus schien von dem Donner weniger beeindruckt als sonst. »Vielleicht gewöhnt man sich daran. Immerhin sind
Landsknechte meist gut gebaut, vielleicht haben sie auch widerstandsfähigere Ohren …« Sein Blick hing an dem Söldner.
    »Du wirst dir noch die Franzosenkrankheit holen, Franziskus«, gab Madelin zurück. Sie bemerkte, dass auch der Mann den Freund nicht aus den Augen ließ. »Wenn du sie nicht schon längst hast.«
    »Nein. Das hat der Physicus in Pressburg ja auch zuerst gedacht, erinnerst du dich? Es fängt mit Geschwüren an. Was immer mich reitet, es ist nicht die Syphilis.« Fröstelnd zog er seine Decke enger.
    »Abgesehen davon - wenn ich die Franzosenkrankheit habe, dann ist Gott der Herr wahrhaft ungerecht. Du hättest sie dir ebenso verdient wie ich«, grinste der Ikonenmaler. Dann wurde er wieder ernst. »Also erzähl schon. Warum die Schwärmerei? Ist es wegen Lucas?« Madelin lächelte versonnen und nickte.
    »Habe ich es mir doch gedacht.« Er musterte sie eingehend. »Aber warum trägst du gleichzeitig diesen Ausdruck im Gesicht, den du immer hast, bevor du uns rastlos zum Aufbruch treibst?«
    »Vielleicht engen mich die Mauern hier ein.«
    »Oder Lucas engt dich ein?«
    Madelin senkte den Blick. »Möglich. Was geschieht, wenn ich mich verliebe und wir irgendwann weiterziehen wollen?«
    »Musst du dir darüber jetzt schon Gedanken machen?« Der Ikonenmaler schüttelte den Kopf. »Wir stehen im Krieg und sind belagert. Niemand kann fort. Also kannst du die Zeit mit ihm auch einfach genießen, so lange sie währt.«
    »Aber was, wenn wir einmal weiterwollen?«, wiederholte Madelin eindringlich.
    »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass du gar nicht mitmusst?«

    Die junge Frau starrte Franziskus einen Augenblick lang verständnislos an. »Ja, und dann?«
    »Dann bleibst du eben hier.«
    »Und ihr?«
    Franziskus zögerte. »Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, Madelin. Man kann den anderer Menschen nur für eine Weile teilen.«
    »Aber das will ich nicht«, erklärte Madelin. »Ich will mit euch zusammenbleiben! Willst du das etwa nicht?«
    »Natürlich will ich das, Depperl. Aber ich verstehe es durchaus, wenn sich das irgendwann einmal ändert.«
    »Sag so etwas nicht, Franzl«, bat Madelin. »Das macht mich traurig.«
    »Wie du willst.«
    Die Wahrsagerin setzte sich auf. »Sag mal, Lucas hat dich doch untersucht, nicht wahr? Hat er etwas gesagt? Weiß er etwas?«
    »Nein. Er sagt, körperlich kann er keine Ursache finden, die Schwäche ist eine Auswirkung der Krämpfe. Er hat sich schildern lassen, wie die Anfälle ablaufen. Und dann meinte er, er müsse darüber in Büchern nachlesen, aber an die könnte er gerade nicht ran. Die seien weggeschlossen.«
    »Aber es muss doch jemand den Schlüssel besitzen?«, fragte Madelin.
    »Das habe ich auch gefragt«, erwiderte Franziskus. »Aber er meinte, die Professoren der Universität seien fast alle aus Wien geflohen. Aber er will es trotzdem versuchen.«
    »Das ist gut«, sagte die Wahrsagerin. »Er wird schon etwas finden.«
    »Vielleicht«, murmelte der Mönch.
    »Lass den Kopf nicht hängen, Franzl«, bat Madelin. »Wir müssen noch ein bisschen aushalten.«

    »Wie soll ich das nur? Es sind keine Ärzte mehr in der Stadt, die mir helfen können. Und Geld haben wir auch keines, selbst wenn wir welche finden, die mich behandeln.«
    »Ich verdiene welches mit den neuen Karten, wirst sehen«, versprach die Wahrsagerin. »Und dann finden sich auch die Ärzte.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu und warf dann einen Blick auf seine Zeichnung. »Was ist das?«, fragte sie und wies auf eine Ansammlung spitzer Objekte, die er gemalt hatte.
    »Dort ist Sankt Marx«, erwiderte Franziskus. »Davor sind die Zelte der Osmanen. Und dahinter …«, er wies auf eine Stelle oben auf dem Papier, »ist die Zeltstadt des Sultans mit seinem riesigen Prachtzelt in der Mitte.«
    Madelin nahm sich andere Zettel vor, die auf dem Steinboden lagen. »Du hast auch das Scharmützel Graf zu Hardeggs gezeichnet«, stellte sie erstaunt fest. »Und dort ist das Heiligengeistspital mit den osmanischen Soldaten - sie haben sogar eine Fahne mit Halbmond dabei! Warum machst du das?«
    Franziskus zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, dass Peter Stern von Labach -

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