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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ähnliche.
    Jedenfalls arbeitete ihnen der Sensenmann immer noch nicht schnell genug, nachdem sie ihn tatkräftig durch ihrer Hände Werk unterstützten Dort, von wo der Kawdjer herkam, lagen Verwundete und Tote; in seiner Nähe lag der Leichnam Sirks; in Neudorf lag mit durchbohrter Brust ein Mann – fast noch ein Kind, durch das sein enttäuschtes Herz wieder die Süßigkeit der Liebe kennen gelernt hatte. Überall Blut!
    Bevor sich der Kawdjer zur Ruhe begab, näherte er sich dem Lager Halgs. Die Situation hatte sich nicht geändert, war weder besser noch schlechter geworden. Es war immer noch ein plötzlicher Bluterguß zu befürchten und während mehrerer Tage war Halg in Lebensgefahr.
    Infolge seiner großen Übermüdung erwachte der Kawdjer erst spät am nächsten Morgen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er, nach einem Morgenbesuch bei Halg, dessen Zustand sich nicht verändert hatte, aus dem Hause schritt.
    Der Nebel hatte sich gehoben, ein schöner Tag beglückte die Insel. Der Kawdjer war, wie täglich, auf dem Wege nach Liberia, wohin ihn seine Kranken zogen, deren Zahl sich aber seit dem Eintritt des Frühlings verringert hatte, jetzt kamen die vier Verwundeten von gestern dazu. Der Kawdjer beschleunigte seine Schritte, um die verlorene Zeit einzubringen.
    Aber er mußte vor einer Menschenwand haltmachen, die quer vor der Brücke aufgepflanzt war. Halg und Karroly ausgenommen, bestand sie aus der gesamten männlichen Bevölkerung Neudorfs. Es waren fünfzehn Männer, und zwar – merkwürdigerweise – fünfzehn mit Gewehren bewaffnete Männer, welche ihn zu erwarten schienen. Es waren keine Soldaten und doch hatte ihre Haltung einen militärischen Anstrich. Ruhig, ernst, standen sie da, mit geschulterter Waffe, als erwarteten sie die Befehle ihres Anführers.
    Harry Rhodes, welcher einige Schritte vor ihnen stand, hielt den Kawdjer auf. Dieser blieb stehen und musterte die kleine Gruppe mit erstaunten Blicken.
    »Kawdjer, sagte Harry Rhodes mit einer gewissen Feierlichkeit; schon seit langem beschwöre ich Sie, der unglücklichen Bevölkerung der Insel Hoste zu Hilfe zu kommen, dadurch, daß Sie sich an ihre Spitze stellen. Ich erneuere zum letzten Mal diese meine Bitte!«
    Der Kawdjer schloß die Augen, wie um besser in sein Inneres zu sehen, und Harry Rhodes fuhr fort:
    »Die letzten Ereignisse haben Ihnen sicher zu denken gegeben. Wir haben auf alle Fälle einen Entschluß gefaßt. Deshalb haben Hartlepool, einige andere und ich diese fünfzehn Gewehre aus ihrem Versteck geholt und sie unter die Männer von Neudorf verteilt. Wir sind jetzt gut bewaffnet und haben infolgedessen die Macht in Händen, unseren Willen zur Durchführung zu bringen. Die Dinge sind jetzt derart auf die Spitze getrieben, daß jede weitere Geduld geradezu Verbrechen wäre. Wir müssen handeln. Ich weiß, was ich tue. Wenn Sie auf Ihrer Weigerung bestehen, stelle ich mich selbst an die Spitze dieser braven Leute. Leider habe ich weder Ihren Einfluß noch Ihre Autorität. Man wird mir nicht immer folgen und es wird wieder Blut fließen. Ihnen würde man ohne Murren gehorchen. Entscheiden Sie sich!
    – Was gibt es denn schon wieder? fragte der Kawdjer mit seiner gewöhnlichen Ruhe.
    – Das gibt es,« antwortete Harry Rhodes, indem er mit der Hand das Haus bezeichnete, in dem Halg vielleicht jetzt mit dem Tode rang.
    Der Kawdjer zuckte zusammen.
    »Und noch dies,« fügte Harry Rhodes hinzu und zog ihn einige Schritte stromaufwärts mit sich fort. –
    Beide gingen den Abhang hinan, von dem aus an dieser Stelle das rechte Ufer zu überblicken war. Liberia und die sumpfige Ebene, welche trennend dazwischen lag, bot sich ihren Blicken.
    Seit den ersten Morgenstunden war man im Lager auf den Beinen, man war in fieberhafter Erregung. Es handelte sich heute darum, das gestrige Tageswerk zum Abschluß zu bringen. Das feierliche Begräbnis der drei Toten wurde vorbereitet. Die Aussicht auf diese Zeremonie bewirkte den allgemeinen Aufruhr. Für die Kameraden der Erschossenen handelte es sich um eine Demonstration; für Beauval und seine Anhänger bedeutete die Feier eine Gefahr – für die übrigen war sie ein Schauspiel.
    Mit Ausnahme Beauvals, welcher es für klüger erachtet hatte, zu Hause zu bleiben, folgte die gesamte Bevölkerung den drei Särgen. Man war darauf bedacht, den Leichenzug an dem Hause des Gouverneurs vorüberzuführen, man machte auf dem Platze halt; bei dieser Gelegenheit hielt Lewis Dorick eine

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