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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sache nahm, erschreckt waren, dazwischen und versuchten den Rasenden zu bändigen, während der Kawdjer ihn staunend und traurig betrachtete.
    Wie war es nur möglich, daß ein durch den Zorn blind gemachter Mensch alle Herrschaft über seine Nerven verlor und ihr Sklave wurde? Und dieses Geschöpf, das wie ein Besessener um sich schlug, vor Wut schäumte und halberstickte Schreie ausstieß – war ein Mensch! Mußte der Kawdjer vor solch einem traurigen Schauspiel nicht in mancher Ansicht erschüttert werden? Mußte er nicht zugeben, daß ein weiser Zwang der Menschheit helfen soll, in dem ununterbrochenen Kampf gegen die tierischen Leidenschaften, die sie so leicht hinreißen, Sieger zu bleiben?
    »Ich werde dich zu finden wissen, Kamerad,« gelang es Fred Moore endlich mühsam zu artikulieren, während vier kräftige Burschen ihn festhielten.
    Der Kawdjer zuckte gleichmütig die Achseln und ging fort, ohne sich einmal umzuwenden. Nach wenigen Schritten hatte er die Erinnerung an die stattgehabte lächerliche und häßliche Szene aus seinem Gedächtnis verbannt War es klug, dem Vorfall so wenig Bedeutung beizumessen? Die ferne Zukunft sollte ihm den Beweis liefern, daß Feed Moore nicht so leicht vergaß.
Fünftes Kapitel.
Ein Schiff in Sicht.
    Die ersten Julitage brachten für Halg große Sorgen. Es war ihm ein Nebenbuhler erstanden. Jener Emigrant, namens Patterson, welcher ihm um teueres Geld die Kleidungsstücke verkauft hatte, auf die er so stolz war, hatte Beziehungen mit der Familie Ceroni angeknüpft und erschöpfte sich in Aufmerksamkeiten für Graziella.
    Haig war ganz verzweifelt über dieses unvorhergesehene Hindernis. Wie konnte er, ein Jüngling von achtzehn Jahren, ein Halbwilder, im Wettbewerbe mit einem Manne bestehen, welcher nach der Auffassung des armen Indianers über fabelhafte Reichtümer verfügte? Konnte Graziella in ihrer Wahl zögern, trotz der Zuneigung, die sie für ihn hegte?
    In der Tat zögerte Graziella nicht in ihrer Wahl, aber es war nicht der andere, den sie vorzog, wie Halg befürchtete. Seine Jugend, seine Unschuld, die treuherzige Zärtlichkeit des Indianers überwogen leicht alle Vorteile seines Mitbewerbers.
    Wenn der Irländer fortfuhr, seine Gegenwart aufzudrängen, so geschah es aus dem Grunde, daß er nicht feinfühlig genug war, die Kälte und Zurückhaltung zu verstehen, die Graziella und ihre Mutter ihm gegenüber deutlich zur Schau trugen. Sie antworteten kaum, wenn er das Wort an sie richtete und übersahen oft seine Gegenwart vollständig.
    Patterson beunruhigte sich deshalb nicht. Er verfolgte seinen Feldzugsplan mit derselben zähen Ausdauer, die ihm bisher den Erfolg all seiner Unternehmungen gesichert hatte. Außerdem hatte er einen Verbündeten im feindlichen Lager in der Person Lazare Ceronis.
    Wenn ihn die beiden Frauen schlecht aufnahmen, so wurde er dafür von dem Vater mit offenen Armen empfangen, welcher mit seinen Absichten, um die einzige Tochter zu werben, ganz einverstanden schien. Er und Patterson verstanden sich vollkommen. Manchmal suchten sie die Einsamkeit auf, um allerlei geheimnisvolle Beratungen zu pflegen, von denen niemand Kunde erhielt. Welche gemeinsame Interessen konnten wohl dieser unverbesserliche Trunkenbold und der listige Bauer zu besprechen haben? Der Verschwender und der Geizhals?
    Diese Konferenzen bildeten für den armen Halg eine Quelle bittersten Kummers, den die Aufführung Lazares noch vergrößerte. Der Elende fuhr fort zu trinken, die fürchterlichen Familienszenen wiederholten sich in immer kürzeren Zwischenpausen. Halg unterließ es niemals, den Kawdjer stets davon zu benachrichtigen und dieser teilte die Tatsache Hartlepool mit; aber weder der Kawdjer noch Hartlepool konnten entdecken, wie Lazare Ceroni sich den Alkohol verschaffte, den es auf der Insel Hoste nicht gab – ausgenommen in den Vorräten des »Jonathan«.
    Das Zelt aber, das die Mundvorräte enthielt, wurde Tag und Nacht von je zwei Mann der sechzehn Überlebenden der Besatzung des »Jonathan«, welche sich alle drei Stunden ablösten, beaufsichtigt. Diese ertrugen übrigens geduldig – selbst Kennedy und Sirdey – und ohne zu klagen die Langeweile der täglichen drei Wachtstunden. Keiner hatte je den leisesten Ausdruck der Unzufriedenheit hören lassen; sie gehorchten Hartlepool mit derselben Pünktlichkeit wie seinerzeit auf hoher See an Bord des »Jonathan«. Der Geist der Disziplin lebte in ihnen weiter; so bildeten sie der Zahl nach eine

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