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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Diese Gruppe Menschen fanden die Art des Überwinterns äußerst angenehm. Die Schlauköpfe waren der Lösung der sozialen Frage sehr nahe gekommen. Sie lebten wie in einem eroberten Lande, ließen es sich wohlergehen und sammelten Vorräte für kommende schlechtere Zeiten. Es konnte nur die Langmut und Geduld ihrer Opfer Anlaß zur Verwunderung geben. Diese armen Ausgebeuteten waren den gewissenlosen Räubern an Zahl bei weitem überlegen, aber darüber gaben sie sich keine Rechenschaft und der Gedanke, ihre zerstreuten Kräfte zu vereinigen, war ihnen nie gekommen. Dorick und sein Anhang hielten im Gegenteil fest zusammen und hatten eine wahre Schreckensherrschaft organisiert.
    Niemand wagte den Forderungen der Tyrannen zu widerstehen.
    Durch weniger tadelnswerte Mittel hatten etwa fünfzig andere Emigranten Rettung vor der tötenden Langeweile dieses tatenlosen Lebens gefunden. Unter der Leitung Karrolys erheiterten sie ihre Mußestunden durch die Jagd auf Seewölfe.
    Der Wolfsjäger hat ein schwieriges Amt. Erst muß er geduldig warten, bis sich diese äußerst vorsichtigen Wassertiere ans Ufer wagen, dann heißt es die Ahnungslosen leise zu umzingeln und ihnen den Weg zur Flucht abzuschneiden. Auch nicht gefahrlos ist das Unternehmen, denn die Tiere wählen stets die steilsten, unzugänglichsten Stellen zu ihrem Tummelplatz.
    Dank der guten Unterweisung und Führung Karrolys waren die Jäger von glänzendem Erfolg begünstigt. Sie machten eine bedeutende Beute von Seewölfen, deren Fett zu Beleuchtungs-und Heizzwecken nützliche Verwendung finden konnte und deren Felle von großem Wert für die Zukunft waren.
    Diese wenigen energischen, tatenlustigen Männer waren Ausnahmen; die meisten Emigranten zogen vor, frierend und jammernd in ihren Häusern zu sitzen. Die Temperatur war nicht übermäßig gesunken. Während der kältesten Periode, vom 15. Juli bis zum 15. August, war der tiefste Thermometerstand zwölf Grade und die mittlere Temperatur fünf Grade unter Null. Die Behauptung des Kawdjer erwies sich demnach als wahr; das Klima war in diesen Breiten kein besonders rauhes zu nennen, wäre nur nicht das lang anhaltende, schlechte Wetter und die durchdringende Feuchtigkeit gewesen.
    Diese fortgesetzte Feuchtigkeit hatte beklagenswerte Folgen in hygienischer Hinsicht. Die Krankheitsfälle wurden immer häufiger. Gewöhnlich gelang es dem Kawdjer, sie zu bekämpfen, aber wenn besonders geschwächte Organismen ergriffen wurden, die ganz widerstandsunfähig waren, scheiterte seine Kunst. Aus diesem Grunde brachte der Winter acht Todesfälle, die Lewis Dorick sehr betrüben mußten, denn die Opfer der Krankheit waren meist solche Leute, die am bereitwilligsten seinen Forderungen entgegengekommen waren.
    Auch der arme Marcel Norely starb plötzlich. Dick und Sand waren untröstlich; der kleine Krüppel ertrug das rauhe Klima nicht. Ohne Klagen, ohne Leiden, ohne Todeskampf war er eines Abends lächelnd ins Jenseits hinübergeschlummert.
    Die Überlebenden nahmen sich die Todesfälle nicht sehr zu Herzen. Auch blieben sie ziemlich unbemerkt in der Menge, und dann ist jeder froh, dem Unglück, das den Nächsten betrifft, entronnen zu sein. Die Anzeige eines neuen Todesfalles rüttelte sie nur kurze Zeit aus ihrer Lethargie auf. Sie schienen aller Lebenskraft beraubt zu sein, nur in ihren ebenso lächerlichen als heftigen und häufigen Streitereien äußerte sie sich noch. Die fortgesetzte Wiederholung dieser Szenen gab dem Kawdjer zu bitteren Betrachtungen Anlaß. Er war zu hellsehend, um nicht alles zu verstehen, und zu aufrichtig, um nicht an die logischen Folgen seiner Beobachtungen zu denken. Diese zufällige Vereinigung von Menschen, welche sich aus allen Teilen der Welt zusammengefunden hatten, beherrschte als Hauptleidenschaft – der Haß. Nicht jener immer tadelnswerte, aber doch logische Haß, welcher im Herzen derjenigen ersteht, die schweres Unrecht erlitten haben, böswillig geschädigt worden sind; hier handelte es sich um einen versteckten, gegenseitigen, erbarmungslosen Haß, der in dieser ganz außergewöhnlichen Lebenslage, wo alle zu den gleichen Entbehrungen verdammt waren, alle ein so freudenarmes Dasein führten, in elementarer Gewalt aufloderte, meist nur um geringfügiger Kleinigkeiten willen; es scheint, daß die Natur beim Schaffen der Lebenskeime einen jeden mit einem dunklen, gebieterischen Trieb der Zerstörung begabt, der dann alles Geschaffene der Vernichtung anheimfallen läßt.
    Auch

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