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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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die Stufen zu dem prachtvollen Altar vor dem Tempel. Kleopatra hielt den Krug, und ich borgte mir Hermes' Schwert, fasste es an der Schneide und hielt es Ariston hin, der seine schwielige Hand auf den Griff legte. Dann nahm ich ihm den Eid ab, bei dem es sich um eine geheime Formel handelt, über die man nicht schreiben darf. Im entscheidenden Moment goß Kleopatra den Wein über den Altar, und wir sahen zu, wie er durch die Blutrinne abfloß und in der Erde versickerte.
    »Das war das«, sagte ich und warf Hermes seine Waffe wieder zu. »Willkommen im Dienste Roms. Wenn du zwanzig Jahre bei der Marine bleibst, winkt dir zum Lohn das volle Bürgerrecht.«
    Ariston lachte lauf. »Damit ich ein paar Jahre meines klapprigen Ruhestands damit verbringen kann, irgendeinen Dieb ins Amt zu wählen?«
    »Du könntest dich in einer florierenden selbstverwalteten Stadt niederlassen, dich selbst in ein Amt wählen lassen und deine Börse füllen, wie es zahlreiche schlaue Veteranen vor dir getan haben.«
    »Die Segnungen einer lebendigen Republik«, meinte Kleopatra verwirrt.
    Wir schlenderten über den Platz auf die Villa des Statthalters zu, als ein nur allzu vertrautes Geräusch mich erstarren ließ: das dreifache Surren einer Klinge, die aus der Scheide gezogen wird. Hermes, Appolodorus und Ariston hatten im selben Moment ihre Waffen gezogen. Zunächst hörte ich weiter nichts Verdächtiges, doch das beruhigte mich keineswegs. Ich griff unter meine Tunika und zog meine Hände mit einer Dolch in der Rechten und meinem Caestus über den Fingerknöcheln der Linken wieder heraus. Auch wenn ich mit der Wahl solch wenig angesehener Waffen den guten Ruf meiner Familie ruinierte, hatten sie mir schon in zu vielen dunkler Gassen das Leben gerettet, als dass ich bereit gewesen wäre, es anderen anzuvertrauen.
    »Wie viele?« fragte ich.
    »Wir werden es bald wissen«, sagte Hermes.
    »Halt mal«, sagte Apollodorus und gab Kleopatra seine Fackel. Sie nahm sie mit aufgerissenen Augen entgegen, während er rechts hinter ihr Aufstellung nahm, so dass er sie im Blick behalten konnte, ohne dass sie seinem Schwertarm in die Quere kam. Uns würde er ignorieren, aber niemand würde Kleopatra anrühren, solange er lebte. Hermes stand Rücken an Rücken mit mir, während Ariston ein paar Schritte entfernt leicht in die Hocke ging und seine Blicke in alle Richtungen schießen ließ. Alpheus stand völlig starr da, die Fackel erhoben, mit vor erstauntem Entsetzen hervorquellenden Augen. All das geschah im Bruchteil einer Sekunde, und im nächsten Moment griffen sie auch schon an.
    Mit einem furchterregenden Kreischen schlossen sie einen Halbkreis um uns, so dass mir keine Zeit blieb, sie zu zählen aber ich wusste, dass sie gravierend in der Überzahl waren. Nun, ich war schon früher in derartige Situationen geraten. Die Antwort darauf war, ihre Reihen so rasch wie möglich zu dezimieren. Ich war von blitzendem Metall umgeben, und der erste von ihnen stürzte sich mit einer alles betäubenden Wein und Knoblauch- Fahne auf mich. Er setzte seinen Hieb hoch an, offenbar zielte seine Klinge auf meine Kehle. Ich duckte mich, trat einen Schritt vor und grub mein Caestus in den Nervenknoten seiner Achselhöhle. Er schrie auf ob der unerwarteten Schmerzen, und ich stieß meinen Dolch irgendwo in die Nachbarschaft seines Zwerchfells.
    Der Mann sank zu Boden, im selben Moment sah ich einen weiteren unserer Angreifer an Kleopatra vorbeirennen. Beinahe beiläufig hob Appolodorus sein Schwert, und der Mann blieb mit verblüfftem Gesichtsausdruck stehen, als ein Schwall Blut aus seiner Kehle sprudelte. Die wahrhaft großen Schwertkämpfer bewegen sich immer scheinbar träge und langsam. Leider blieb mir keine Gelegenheit, seine Technik weiter zu bewundern, weil ein neuer Angreifer sich auf mich stürzte. Derweil hörte ich in meinem Rücken ein paar Grunzer und hoffte bloß, dass Hermes sich wacker schlug, weil mein Rücken andernfalls ziemlich nackt gewesen wäre. Mein neuer Bewunderer trug ein kurzes gallisches Kettenhemd und hielt in einer Hand ein Krummschwert und in der anderen einen kleinen Faustschild. Er war für die Schlacht gerüstet, während ich ihm halbnackt, langsam und mit beträchtlichem Weinpegel gegenüber stand. Sein Schwert blitzte vor meinen Augen auf. Ich schlug es mit meinem Caestus zur Seite, doch das war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, denn den eigentlichen Schlag führte er mit seinem kleinen Schild. Dessen eiserne Kante schlug

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