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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Kleopatra mit einem Backfisch-Kichern.
    »Danke«, flüsterte ich dem Poeten zu.
    Er zwinkerte mir zu. »Wie sollen wir unseren Sklaven Manieren beibringen, wenn nicht durch bescheidene Akte der Diplomatie?«
    So machten wir uns auf den Weg, der Dichter an der Spitze unseres kleinen Zuges, die beiden Sklaven als Nachhut, letztere steifbeinig wie ein Paar molossische Kampfhunde, die sich gegenseitig beschnuppern. Ich erkannte, dass ich in nicht allzu ferner Zeit etwas wegen der beiden unternehmen musste.
    »Das Herz voller Freude«, deklamierte Alpheus auf seinem Weg durch die dunklen Straßen, »verließ der Thraker den düsteren Palast des furchtbaren Hades, gefolgt von seiner geliebten Eurydike, nach der sich umzuschauen ihm strengstens verboten war, bis beide das gesegnete Licht Apollos erblickten. »Vorbei an den drei Totenrichtern führten ihre Schritte sie, geblendet vom betörenden Gesang waren Minos, Rhadamanthys und Aiakos, entzückt in ihrer Seele. Cerberus, das Ungetüm, ließ seine drei Häupter auf die Klauen sinken und die beiden unversehrt passieren, sein wildes Herz besänftigt von der göttlichen Musik.
    »Über die traurige Asphodelos-Wiese führte Orpheus seine geliebte Frau, Opfer eines Schlangenbisses, umringt von Schatten voller Eifersucht, doch unbehindert, denn in seinen Bann geschlagen waren sie vom lieblichen Gesang des Thrakers. Ihr Durst nach Blut gelöscht, gedachten sie der Freuden ihres sterblichen Lebens und fanden endlich Frieden.« Wir kamen um eine Ecke und folgten der Hauptstraße, während Alpheus' Stimme von den weiß getünchten Fassaden der Häuser zu beiden Seiten der Straße widerhallte. »Am Ufer des Styx, des schwarzen Flusses und furchtbaren Fluches, entlockten Orpheus' Finger seiner Lyra Weisen von solcher Lieblichkeit, dass die stürmischen Gewässer sich beruhigten und wie polierte Bronze schimmerten. Angelockt von solch himmlischer Musik, steuerte der alte mürrische Charon sein Fährboot an das Ufer, an dem er nie zuvor einen Passagier aufgenommen, sondern nur zahllose unglückliche Schatten abgesetzt hatte auf ihrer Reise ohne Wiederkehr. Von Charons Kahn stieg Orpheus an Land, seine geliebte Eurydike nur einen Schritt dahinter, umschwirrt vom Fledermaus-Gezwitscher der hoffnungslosen Schatten, die an diesen Ort gekommen waren ohne eine Münze unter ihrer Zunge, mit der sie den Fährmann hätten entlohnen können.
    Sie stiegen den beschwerlichen Pfad aus der Höhle hinauf, doch Eurydike war im Halbdunkel zurück gefallen und konnte ihren Gatten nicht sehen. So folgte sie seiner wunderbaren Musik, süß in den Ohren wie Licht, und nach einer Weile schimmerte winzig wie ein Stern der Eingang der Höhle bei Aornos in Thesprotien auf.
    Zuletzt trat der kühne Orpheus, der es gewagt hatte, das gefürchtete Reich des Hades zu betreten, in das heilige Licht Apollos und ließ den letzten Ton seines unvergleichlichen Gesangs verklingen. Er wandte den Blick, um den Anblick seiner geliebten Gattin in sich aufzusaugen, doch zu seinem Entsetzen musste er entdecken, dass sie zurück geblieben war und gerade den letzten Schritt aus der Öffnung der Höhle tun wollte. O weh! Nur für einen Augenblick sah er das Antlitz seiner Geliebten, bevor sie mit einem verzweifelten Schrei aus seinem Angesicht verschwand, um in das Reich des gnadenlosen Herrn der Unterwelt zurück zu kehren und dort zu verweilen immerdar.«
    Alpheus brachte seinen Vortrag punktgenau vor dem Altar des Poseidon zu Ende, und wir applaudierten herzlich, sogar Ariston, der mir nicht den Eindruck eines großen Ästheten machte. Es war kein unvergleichliches Werk lyrischer Dichtkunst gewesen, eher eine unbedeutende Variation eines abgelutschten Themas. Außerdem hatte ich Orpheus' Weg durch die Unterwelt anders in Erinnerung, meines Erachtens wachte Cerberus zwischen dem Styx und der Asphodelos-Wiese, und nicht zwischen der Wiese und dem Haus des Hades. Aber wenn man bedachte, dass es in einem Nebel von Weindünsten aus dem Stegreif komponiert war und just mit unserer Ankunft an unserem Ziel endete, hatte sich Alpheus den Beifall redlich verdient.
    »Nun denn, Ariston, komm mit«, sagte ich. »Prinzessin, ich nehme an, ihr seid in priesterlichen Diensten ausgebildet?«
    »Ich bin eine Priesterin der Isis und Eingeweihte der Eleusischen Mysterien, des Dionysoskults und -« »So speziell brauchen wir es gar nicht. Ihr sollt lediglich als Zeuge fungieren und im richtigen Moment das Opfer ausgießen.«
    Also erklommen wir

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