Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Titel: Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wodarz-Eichner , Karsten Eichner
Vom Netzwerk:
hat die Folgen seiner Flucht wohl nicht zur Gänze absehen können. Hätte er die Mechanismen der Macht früher durchschaut, hätte er es wissen können. Die Folgen hat er noch jahrelang zu spüren bekommen: durch wirtschaftliche Not, die Angst vor Verfolgung – und die Erkenntnis, dass der Arm des Herzogs weit reichte, jedenfalls weiter als die Grenzen seines Herzogtums. Schiller hat reichlich Lehrgeld bezahlt – doch wir können heute davon profitieren.
„Vernünft’ge Gründe können viel.“
Sprüche

14  LERNE LEERE VERSPRECHUNGEN ERKENNEN – UND PRÜFE DEINE VERTRÄGE SORGFÄLTIG
    „Lass’ nicht zuviel uns an die Menschen glauben!“
    Wallenstein, Die Piccolomini
Ein Verräter, das war er. Ein Schwätzer und ein Feigling dazu. Was hatte Dalberg ihm bei der Uraufführung der „Räuber“ gesagt? Dass ihm, Schiller, in Mannheim alle Türen offen stünden, jederzeit, dass er auf neue Stücke von ihm warte und dass er sie gerne auf die Bühne bringen wolle – diese Zusage war der letzte Ausschlag für ihn gewesen, in Stuttgart alle Zelte abzubrechen und sich tatsächlich auf das Wagnis der (Fahnen-)Flucht einzulassen. Und jetzt – jetzt hatte er gar nichts in der Hand, Dalberg konnte sich offensichtlich an nichts mehr erinnern und den „Fiesco“, den er – Schiller – selbst viel besser als die „Räuber“ fand, hielt er nicht für bühnentauglich. Und einen Vorschuss hatte er auch nicht bezahlt.
Schiller kann nicht sagen, welche Empfindung stärker in ihm tobt: Wut, Enttäuschung oder Verzweiflung. Jetzt ist er hier im Oggersheimer Gasthof „Viehhof“ mit Streicher unerkannt abgestiegen und schreibt das Stück schon zum zweiten Mal um – in der Hoffnung, dass es Dalberg doch irgendwann einmal nehmen würde … Denn wenn er das nicht täte, wie sollte es weitergehen? Ewig konnten er und Streicher nicht in diesem Gasthof bleiben –das Geld wurde knapp, und eine Perspektive gab es nicht. Er hatte alle Hoffnungen auf Dalberg gesetzt –und jetzt sollte er aufgeben?
Entschlossen springt Schiller auf, schleudert die Feder aufs Manuskript, dass die schwarze Tinte tausend kleine Punkte auf dem Papier hinterlässt, eilt durchs Zimmer und reißt das Fenster auf. Kalte Winterluft schlägt ihm entgegen, und er saugt sie ein, als sei sie sein Lebenselixier. Nein, er würde sich nicht unterkriegen lassen! Er würde Dalberg schon dazu bekommen, seine Stücke auf die Bühne zu bringen. Und wenn nicht ihn, dann irgendeinen anderen Intendanten, der ihn und die Macht seiner Worte zu schätzen wusste. Er war nicht unter Gefahr für Leib und Leben, für Freiheit und Ehre aus Stuttgart geflohen, um in diesem gottverlassenen Oggersheim zu verzweifeln. Nein – er war geflohen, um als freier Weltbürger zu leben, keinem Fürsten untertan. Und er würde es schaffen …
    Welch eine Wende um 180 Grad! Als Schiller zum ersten Mal die Bekanntschaft Dalbergs macht, verspricht dieser ihm sinngemäß: „Kommen Sie nur zu mir, ich bringe Sie ganz groß raus. Meine Tür steht Ihnen jederzeit offen.“ Nun ist Schiller tatsächlich gekommen, ist in einer spektakulären Nacht- und Nebel-Aktion aus Stuttgart und vor den Repressalien Karl Eugens geflohen, weil er auf Dalberg vertraut hat – und der ist noch nicht einmal da. Der adlige Intendant ist durch eine Ironie der Geschichte gerade Gast des württembergischen Herzogs, als der seinem Verwandten aus dem russischen Zarenhaus seinen Prunk präsentiert – inklusive des großen Feuerwerks, in dessen Schutz Schiller und Streicher aus Stuttgart fliehen.
    Bis Dalberg wieder in Mannheim ist, haben Schillers Freunde dem jungen Dichter längst zur Weiterreise geraten – nach Darmstadt, Frankfurt und schließlich nach Oggersheim. Von dort schreibt er Briefe an den Intendanten, preist sein neues Stück, die „Verschwörung des Fiesco zu Genua“ an und bittet gleichzeitig um einen Vorschuss, den er bitter nötig hat. Kurz darauf folgt die totale Ernüchterung: Dalberg nimmt weder das Stück an, noch zahlt er etwas. Er schrickt zurück. Er windet sich, will keine diplomatischen Verwicklungen, will keinen Ärger, kann sich an seine Worte von einst nicht mehr erinnern. Er hängt seinen prächtig geschmückten Mantel in den (politischen) Wind, und der bläst nun mal in Orkanstärke aus Stuttgart, aus der Residenz des wütenden Herzogs. Was gilt da schon das Wort, die Versprechungen eines Ehrenmannes? Das war doch nicht so gemeint, nur so dahingesagt …
    Schiller macht hier eine der

Weitere Kostenlose Bücher