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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seine Erlebnisse, und meistens ging es dabei um Katastrophen, die ihm fast zugestoßen wären.
    »Ja«, erwiderte er.
    »Du hattest sicher jede Menge Spaß!«
    Spaß,
dachte Masklin. Dieses Wort kannte er nicht. Vielleicht bezog es sich darauf, durch schlammige Gräben zu laufen, verfolgt von hungrigen Zähnen. »Gehst du auf die Jagd?«
    erkundigte er sich.
    »Gelegentlich jage ich Ratten. Im Kesselraum. Wir müssen sie unter Kontrolle halten.« Angalo kratzte Bobo hinterm Ohr.
    »Eßt ihr sie?«
    Der Sohn des Herzogs riß entsetzt die Augen auf. »Ob wir
Ratten
essen?«
    Masklin blickte einmal mehr zu den Bergen aus Nahrung.
    »Nein, natürlich nicht. Nun, ich hätte nie geahnt, daß es so viele Nomen gibt. Wie viele leben hier?« Angalo nannte ihm eine Zahl.
    »Zwei was?« fragte Masklin. Der Junge wiederholte die Zahl.
    »Du scheinst nicht sehr beeindruckt zu sein«, sagte er, als Masklins Gesicht ausdruckslos blieb. Der Jäger starrte auf die Spitze seines Speers: Sie bestand aus einem Feuerstein. Er hatte ihn eines Tages auf dem Feld gefunden und eine halbe Ewigkeit damit verbracht, den Bindfaden von einem Heuballen zu lösen, um den Stein damit am Speer festzubinden. Derzeit stellte er das einzige vertraute Etwas in einer völlig fremden Welt dar.
    »Ich weiß nicht…«, brummte. »Was ist tausend?«
    Herzog Cido von Kurzwaren – er war nicht nur Verteidiger des Zwischenstocks und Autokrat der Kantine, sondern auch Beschützer der nach oben führenden Rolltreppe sowie Ritter des Ladentischs – drehte das
Ding
ganz langsam hin und her. Dann legte er es beiseite.
    »Sehr amüsant«, sagte er.
    Die Wichtel standen verwirrt im herzoglichen Palast, der sich jetzt unter den Dielen der Abteilung Vorhänge und Teppiche befand. Der Herzog trug noch immer seine Rüstung und schien ganz und gar nicht amüsiert zu sein. »Ihr kommt also von draußen«, fuhr er fort und schnaufte. »Erwartet ihr wirklich von mir, das zu glauben?«
    »Vater, ich …«, begann Angalo.
    »Sel still! Du kennst die Worte von Arnold Bros (gegr. 1905)! Alles unter einem Dach!
Alles!
Also: Es kann kein Draußen geben. Also: Ihr kommt nicht von dort. Also: Ihr stammt aus einer anderen Abteilung. Miederwaren. Oder Junge Mode. Jene Bereiche haben wir nicht gründlich erforscht.«
    Masklin holte tief Luft. »Nein, wir…«
    Der Herzog hob beide Hände.
    »Hör mir zu!« befahl er und bedachte Masklin mit einem durchdringenden Blick. »Dir werfe ich nichts vor. Mein Sohn ist leicht zu beeindrucken und leidet an überschäumender Phantasie. Bestimmt hat er euch alles eingeredet. Er mag es, die Lastwagen zu beobachten, und oft hört er sich dumme Geschichten an, wodurch sein Gehirn zu heiß wird. Nun, ich bin ein vernünftiger Nom«, fügte der Herzog hinzu, und seine Miene verbot allen Anwesenden, ihm zu widersprechen. »In der Kurzwaren-Garde gibt es immer Platz für einen starken Burschen wie dich. Ich schlage vor, wir vergessen diesen Unsinn, einverstanden?«
    »Aber wir kommen wirklich von draußen«, beharrte Masklin.
    »Es
gibt kein Draußen!«
betonte der Herzog. »Es existiert nur für gute Nomen, die immer anständig gewesen sind – nach ihrem Tod bekommen sie Gelegenheit, in einem ganz besonderen Draußen glücklich zu sein und ewig zu leben. Ich bitte dich…« Er klopfte Masklin auf die Schulter. »Hör auf mit diesem törichten Geschwätz. Hilf uns statt dessen bei unserer kühnen Aufgabe.«
    »Wobei soll ich helfen?« fragte der Jäger verwundert.
    »Du möchtest doch nicht, daß die Eisenwarenler unsere Abteilung übernehmen, oder?« fragte der Herzog.
    Masklin blickte zu Angalo, der hastig den Kopf schüttelte.
    »Nein, ich glaube nicht«, entgegnete er. »Aber ihr seid doch alle Nomen, oder? Und hier gibt es genug für jeden. Es erscheint mir dumm, sich dauernd zu zanken.« Aus den Augenwinkeln sah er, wie Angalo die Hände vors Gesicht schlug.
    Rote Flecken bildeten sich auf den Wangen des Herzogs.
    »Hast du
dumm
gesagt?«
    Masklin wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. Er war zu Ehrlichkeit erzogen und befürchtete, nicht intelligent genug zu sein, um überzeugend zu lügen.
    »Nun …«, begann er.
    »Weißt du, was Ehre bedeutet?« grollte der Herzog.
    Masklin dachte einige Sekunden lang nach und schüttelte den Kopf.
    »Die Eisenwarenler wollen das ganze Kaufhaus beherrschen«, warf Angalo nervös ein. »Es wäre schrecklich, wenn sie mit ihren Plänen Erfolg haben. Und die Hutler sind fast genauso schlimm!«
    »Warum?«

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