Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
an der Straße gebaut? Und warum? Es ist doch alles in Ordnung mit ihr.«
»Vielleicht weist das Schild darauf hin, daß man die vielen Hindernisse entfernt, die Kanten am Rand und Laternen und Sträucher«, überlegte Angalo laut. »Vielleicht …« Masklin beugte sich übers Geländer.
»Halt!« rief er. »Jede Menge Halt! Und noch viel mehr Halt!« Die Brems-Gruppe sah erstaunt nach oben, kam der Aufforderung jedoch nach. Reifen quietschten. Stürzende Wichte schrien. Vorn klapperte, knirschte und rasselte es, als der Lastwagen durch Barrieren aus Schranken und Kegeln brach.
»Ich hoffe, dafür gibt es einen guten Grund«, knurrte Angalo, als sie schließlich hielten.
»Mir tut das Knie weh«, jammerte Gurder.
»Die Straße ist zu Ende«, sagte Masklin schlicht.
»Unsinn«, schnappte Angalo. »Die Straße kann überhaupt nicht zu Ende sein. Der Laster steht drauf, oder?«
»Sieh nach unten«, hauchte Masklin. »Sieh einfach nur nach unten.« Angalo spähte zur Straße. Eine ihrer interessantesten Eigenschaften bestand darin, daß sie gar nicht existierte. Nach einer Weile wandte sich der Sohn des Herzogs an den Signalgeber.
»Können wir bitte ein wenig rückwärts bekommen?« fragte er leise.
»Ein
bisch’n?«
vergewisserte sich der Nom mit den Flaggen.
»Oder auch ein bißchen«, fügte Angalo hinzu. Grimma starrte ebenfalls auf das Loch in der Straße. Es war groß. Es war tief. Und es enthielt einige Rohre. »Manchmal glaube ich, daß Menschen gar nicht wissen, wie man richtig mit der Sprache umgeht«, kommentierte sie.
Grimma blätterte in der
Straßenverkehrsordnung,
als der Lastwagen langsam von dem Loch zurückwich, mehrere Dinge unter sich zermalmte, übers Gras rollte und hinter der Baustelle auf die Straße zurückkehrte.
»Es wird Zeit, vernünftig zu sein«, sagte die junge Nomin.
»Ganz offensichtlich darf man den Mitteilungen der Schilder nicht bedingungslos vertrauen. Fahr langsam!«
»Mich trifft nicht die geringste Schild«, erwiderte Angalo mürrisch. »Was kann ich dafür, daß die Schilder lügen?«
»Noch ein Grund mehr, um langsam zu fahren.« Schweigend beobachteten sie die dahingleitende Straße.
Schließlich erschien ein weiteres Schild.
»Kreisverkehr«, sagte Angalo. »Und das Bild eines Kreises.
Nun, hat jemand eine Idee?« Grimma blätterte wieder einmal in der
Straßenverkehrsordnung.
»Vielleicht ist ein Karussell gemeint«, spekulierte Gurder.
»Wenn euch das was nützt – ich hab mal eins gesehen. In einem Buch namens
Wir gehen zum Jahrmarkt.
Karussells sind groß und glänzen, und goldene Dinge hängen dran, und Pferde drehen sich darauf…«
»Nein, es muß etwas anderes gemeint sein.« Grimma blätterte und blätterte mit wachsender Verzweiflung. »Ich bin sicher, hier drin steht irgendwo etwas über Kreisverkehr. Oder Karussells …«
»Goldene Dinge, wie?« schnaufte Angalo. »Sind bestimmt nicht zu übersehen.« Er warf Grimma einen kurzen Blick zu.
»Ich glaube, wir könnten es jetzt mit dem dritten Gang versuchen.«
»In Ordnung, Herr Angalo, Boß«, bestätigte der Signalgeber.
Masklin starrte in die Nacht. »Nirgends eine Spur von goldenen Pferden. Nun, ich weiß nicht, ob …«
»Und es erklingt fröhliche Musik«, sagte Gurder, glücklich darüber, einen Beitrag zu leisten.
»Ich höre auch keine Musi…«, begann Masklin. Dafür hörte er etwas anderes: das lange dröhnende Hupen eines Autos. Die Straße endete an einem Hügel mit Büschen. Der Lastwagen donnerte den Hang hinauf, und für einen Sekundenbruchteil verloren alle vier Räder den Bodenkontakt. Dann fiel er wieder auf den Asphalt zurück, wo eine neue Straße begann. Er schlingerte und schaukelte, rollte einige Meter weit und hielt.
Wieder herrschte Stille im Führerhaus. Bis jemand stöhnte.
Masklin kroch zum Rand der Plattform und blickte in das entsetzte Gesicht Gurders, der über dem tiefen Abgrund hing.
»Was ist passiert?« ächzte er.
Masklin zog ihn auf die Holzplanken und klopfte ihm Staub von der Kleidung.
»Ich glaube, die Schilder meinen zwar, was sie sagen, aber sie sagen nicht immer, was sie meinen.« Grimma schob sich unter der
Straßenverkehrsordnung
hervor. Angalo befreite sich von einigen verhedderten Stricken und blickte in das wütende Gesicht der jungen Noms.
»Du bist ein Idiot!« zischte sie. »Und total übergeschnappt!
Und ein verrückter Raser! Warum hast du nicht auf mich
gehört?«
»So kannst du nicht mit mir reden«, protestierte Angalo und
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