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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Nachricht, die ich erhalten habe, seit Turk mir gesagt hat, dass du noch am Leben bist. Und damit ist es wohl die zweitbeste, die ich in meinem ganzen Leben bekommen habe.«
    Mit einer Hand zog Viçinia ihn zu sich, und in dieser Umarmung verharrten sie eine lange Weile.
    Aber viel Ruhe war ihnen nicht vergönnt, denn Pard sprang schon bald wieder auf die Füße und rief zum Aufbruch. Als Sten gerade aufstehen wollte, bemerkte er Kerrs Gesichtsausdruck. Der junge Troll wirkte, als bewege er sich in einem Traum.
    »Geht es dir gut?«
    »Das Herz. Es ist so nah«, erwiderte Kerr geistesabwesend.
    »Gut. Dann hat diese verfluchte Kletterei ja bald ein Ende.«
    Tatsächlich aber mussten sie noch viele Schritt nach oben klettern, bis sie auf der nächsten Ebene anlangten. Der Geruch nach Schwefel war schwächer geworden, auch wenn immer noch ein Lufthauch von unten wehte. Stens Arme schmerzten mittlerweile, und er hatte das Gefühl, als steckten glühende Nadeln in seinen Schultern. Als er die Kante erreichte, griff er dankbar nach der Hand, die Pard ihm hinhielt, und ließ sich ziehen. Direkt hinter ihm schwang sich Viçinia in den flachen Gang. Überrascht stellte Sten fest, dass sie weniger erschöpft aussah, als er befürchtet hatte. Als sie seinen Blick bemerkte, beugte sie sich vor und raunte ihm ins Ohr: »Ich sagte doch: Im Mardew lernt man erst klettern und dann laufen!«
    »Wir müssen durch diesen Gang«, stellte Kerr fest. »Das Herz befindet sich ganz in unserer Nähe.«
    Verblüfft sah Sten Pard an, der mit den Schultern zuckte. Ohne abzuwarten, lief Kerr los. Die niedrige Decke zwang ihn, gebückt zu gehen, während Pard und Turk sich beinahe auf alle viere hinablassen mussten. Mit einem letzten Blick zu dem Schacht folgte Sten den Trollen.
    Die Wände hier waren glatt; an einigen Stellen spiegelte sich sogar das Licht in ihnen. Verwundert strich Sten mit den Fingern darüber und stellte fest, dass sie sich wie das kostbare Glas anfühlten, das in Wlachkis so selten war. Verschlungene Muster aus braunen und gelblichen Farbtönen zogen sich die Wände entlang, bildeten Wirbel und lange Bahnen. Kerr lief an diesen Wundern einfach vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, bis sie eine große Höhle erreichten.
    Ein dämmriges Zwielicht empfing sie, nur unterbrochen von einem Funkeln an den Wänden, das Sten den Atem verschlug. Unendlich viele Kristalle reflektierten das Flechtenlicht, und es schien, als tanzten sie auf und ab, nur um wieder im Dunkel zu verschwinden.
    Neben sich hörte Sten Viçinias Stimme: »Bei allen Geistern!«
    Er sah, wie sie mit offenem Mund an ihm vorbeistarrte und folgte ihrem Blick. An der Seite der Höhle senkte sich die Decke weiter ab, und in diesem schmalen Stück kniete Kerr. Hinter dem Troll war die Schwärze undurchdringlich. Vor Stens Augen schien sie ihre Gestalt zu verändern, sich auszudehnen, ja wie ein lebendiges Wesen vor Kerr zurückzuweichen. Gefühle brandeten über Sten hinweg, Trauer, Zorn, Hass, Angst; in so schneller Folge, dass sie den Wlachaken auf die Knie zwangen, unfähig, sich zu rühren oder gar dagegen anzukämpfen. In der Dunkelheit erahnte er eine Gestalt, mächtig, stark, mit weißem Pelz und gütigen, schwarzen Augen. Doch die Vision verschwand wieder, ersetzt durch Ströme von Blut, die Sten zu ertränken drohten. Er brach zusammen und wollte schreien, seine Qual, seine Angst hinausbrüllen, doch kein Laut entrang sich seiner Kehle. Er war gefangen in Schmerz, Hass und Angst; von schattigen Bändern gefesselt; zerschlagen in tausend Stücke.
    Eine Hand berührte seine Stirn, kühl und trocken. Die Berührung war ein Labsal, eine Insel der Ruhe in dem Sturm, der in Stens Geist tobte. Er konzentrierte sich darauf, nur auf dieses eine Gefühl, bis alle anderen Empfindungen zurückwichen und er sich endlich aus den Tiefen seines Geistes erhob. Mühsam schlug er die Augen auf und sah Tarlin, dessen blasse Züge von großer Ruhe erfüllt waren.
    »Ihr seid Kurperla näher, als ich gedacht hätte«, sagte der Elf freundlich.
    Stens ganzer Körper zitterte, Schweiß lief ihm über Stirn und Hände und benetzte den Boden der Höhle. Hastig sah er sich nach Viçinia um, die mit angezogenen Beinen und geschlossenen Augen neben ihm lag. Ihr ganzer Leib bebte, als wäre sie an einem tödlichen Fieber erkrankt. »Hilf ihr«, wisperte der Wlachake rau.
    Der Elf kniete sich neben Viçinia und berührte sie mit leichter Hand.
    Ungeschickt rollte sich Sten auf die

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