Die Schlacht der Trolle
Trollmief? Lieber nicht. Das überlasse ich lieber gewissen wlachkischen Adligen.«
Noch einmal verneigte sich der Dyrier, während Sten ihm zum Abschied auf die Schulter schlug.
»Sichere Wege, Sargan.«
»Sichere Wege.«
14
D er Anblick der brennenden Stadt ließ in Flores unangenehme Erinnerungen an Teremi aufsteigen. Auch dort hatten Häuser gebrannt, nur waren es damals Wlachaken gewesen, die von den verhassten Masriden gejagt und vertrieben wurden. Unbewusst legte die Kriegerin ihre Hand auf die Hüfte, genau dorthin, wo sie in der großen Schlacht von der Schneide einer Axt getroffen worden war. Die Wunde war längst verheilt, aber sie erinnerte die junge Wlachakin an den Wahnsinn des nächtlichen Kampfes, der urplötzlich von dem magischen Licht erhellt worden war, welches der Albus Sunas entfacht hatte. Erst als Sten das Ritual der Sonnenmagier hatte stören können, war das Licht erloschen und waren die Trolle aus ihrer Starre erwacht und hatten an der Seite der Wlachaken gekämpft. Diesmal werden uns keine Trolle helfen. Wenn die Sonne aufgeht, wird der Sturm kommen; das ist sicher.
Im Osten kündete ein leichtes Leuchten am Horizont vom Anbruch des Tages. Noch war es kaum mehr als ein schmaler roter Streifen, doch schon bald würde sich der dunkle Himmel erhellen. Schwertzeit.
»Du hast nicht geschlafen?«, ertönte überraschend Viçinias Stimme an ihrer Seite. Flores’ rothaarige Freundin hatte sich ein Tuch über die Schultern gelegt, aber sie fröstelte dennoch. Tatsächlich war es in den frühen Morgenstunden kühl geworden; der Wind hatte gedreht und brachte nun kalte Luft aus den nördlichen Sorkaten mit sich.
»Nein.«
»Woran denkst du?«
Viçinia sah die junge Söldnerin eindringlich an, so als wolle sie an ihrem Gesicht die Antwort auf ihre Frage ablesen.
»Ich denke, dass uns nur noch wenig Zeit bleibt.«
»Denkst du, dass die Feste gehalten werden kann?«
»Mit ausreichender Besatzung, gut versorgt und ausgerüstet: sicherlich. Mit einer Handvoll Krieger, die jetzt schon den Glauben daran verloren hat? Nein.«
Die junge Söldnerin seufzte tief. »Als ich dem Narren, Verzeihung, dem Prinzen gestern sagte, dass sie gut gekämpft haben, war das keine Lüge.«
»Hast du plötzlich dein Herz für den masridischen Adel entdeckt?«, neckte Viçinia sie.
»Pah! Ein Arschloch wird kein guter Mensch, nur weil es eine Waffe führen kann. Aber er hat immerhin Schneid. Er führt seine Leute im Kampf an, anders als so mancher selbst ernannte Feldherr.«
»Angeblich kommt der Titel Marczeg ja von ihrem Wort für Vorreiter. Jemand, der vor seinen Truppen reitet.«
»Die Krieger vertrauen ihm, und sie folgen ihm deswegen. Das hat man gestern gesehen. Bleibt nur die Tatsache, dass er ansonsten ein arroganter, nicht besonders heller, dafür aber umso großmäuligerer Bastard ist. Er …«, begann Flores, da sah sie ein leichtes Lächeln auf Viçinias Lippen und runzelte die Stirn. »Was ist so lustig?«
»Nichts«, wehrte die Bojarin ab. »Wir sprachen eigentlich darüber, wie lange die Békésars die Feste halten können.«
Misstrauisch beäugte Flores ihre Schwägerin, doch die verzog nun keine Miene mehr. Also erklärte die Söldnerin: »Die Stadt hätte beim ersten Sturm fallen sollen. Laszlár Szilas war so siegessicher, dass er nicht einmal über eine Übergabe verhandelt hat. Dennoch ist es Tamár fast gelungen, den Tag zu überstehen. Die Feste ist einfacher zu halten als die Stadt. Die Mauern sind dicker und höher, man benötigt weniger Soldaten. Aber der Feind ist zu zahlreich. Wenn Tamár seine Krieger noch einmal so anspornen kann, wie er es gestern getan hat, dann werden sie vielleicht einen weiteren Tag durchhalten, vielleicht auch länger, aber niemals lange genug.«
»Unsere Aussichten schwinden«, sagte Viçinia. »Es hat nicht den Anschein, als wolle Gyula seine Absichten noch ändern. Das bedeutet, wir steuern direkt auf eine Katastrophe zu.«
»Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Wir versuchen zu fliehen, oder wir ergeben uns und hoffen, dass Marczeg Laszlár mit Ionna verhandeln will.«
»Das ist ein großes Risiko. Wir müssten darauf vertrauen, dass seine Soldaten unsere Kapitulation annehmen. Und dass Szilas nicht auf einen Krieg mit uns Wlachaken aus ist.«
Flores nickte bedächtig. Mit der Hand wies sie hinunter in den Burghof.
»Flucht ist aber auch nicht viel erfolgversprechender. Wird die Burg genommen, dann gibt es wenige Wege, um aus ihr
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