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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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herauszukommen. Zu wenige vielleicht. Szilas scheint seinen Kriegern keine Grenzen aufzuerlegen, was Plünderungen angeht. Das ist gefährlich.«
    Gemeinsam blickten die beiden Frauen auf Turduj hinab, das wie ein weidwundes Tier vor ihnen lag. Ein einsamer, gequälter Schrei drang zu ihnen empor, in dem so viel Leid und Schmerz mitschwang, dass Flores ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Ich wünschte, ich hätte wenigstens ein Schwert«, murmelte sie mit belegter Stimme.
    »Ein Schwert gegen eine ganze Armee? Ich fürchte, damit überschätzt du deine Fähigkeiten dann doch!«
    Trotz ihrer ohnmächtigen Wut im Angesicht der feindlichen Armee fiel Flores in Viçinias Lachen ein. Was bleibt uns außer Galgenhumor?
    In der Zwischenzeit war der östliche Horizont immer heller geworden, und die ersten Strahlen beschienen die wenigen Wolken, die der Wind mit sich gebracht hatte. Die Stadt schälte sich nur zögerlich aus der Dunkelheit, verweilte noch im unbestimmten Grau des beginnenden Tages. Das Zwielicht wirkte auf Flores so, als hätte der Tag noch nicht entschieden, ob er Gutes oder Schlechtes bringen wolle. Aber dann erhob sich die Sonne über der Welt, und ihr Licht färbte die Wolken in einem düsteren, blutigen Rot. Sieht so aus, als wäre die Entscheidung gefallen. Wie sagen die Burlai? Rote Sonne am Morgen bringt dem Schiffer Sorgen.
    Mit dem Sonnenlicht kamen auch die Soldaten Marczeg Laszlárs, die trotz des nächtlichen Aufruhrs in der Stadt mit beeindruckender Präzision in den Straßen und Gassen rund um die Burg Aufstellung bezogen. Vereinzelt flogen Pfeile in ihre Richtung, ohne jedoch größere Wirkung zu erzielen. In den ersten Reihen standen Schildträger, dahinter Speerkämpfer. Die Sonne beleuchtete die bunt bemalten Schilde und spiegelte sich auf Helmen und Lanzenspitzen, während die Fahnen und Wimpel im Nordwind flatterten. Eine Gruppe von Speerträgern reckte lange Piken empor, auf deren Spitzen etwas steckte, was sie zunächst nicht erkennen konnte. Erst als einige Haare im Wind wehten, begriff sie: Schädel!
    Im Süden öffnete sich eine schmale Gasse zwischen den Kriegern, und einige Berittene näherten sich der Feste, nur um gerade außerhalb der Bogenreichweite stehen zu bleiben. Hinter ihnen erschien ein Bannerträger, der den Drachen über ihre Häupter hob. Das ist also Laszlár Szilas, der Drache, überlegte Flores und versuchte, weitere Einzelheiten zu erkennen. Hinter sich hörte sie schwere Schritte, und als sie sich umsah, erblickte sie Tamár und den kleineren Szarken, der immer in der Nähe des Prinzen zu sein schien. Beide wirkten erschöpft, dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, und ihre Haut war fahl. Ohne die Wlachakinnen zu begrüßen, traten die beiden an die Brüstung und ließen ihre Blicke über die Armee schweifen, die sich versammelt hatte, um das Haus Békésar zu stürzen. Als er die grausamen Trophäen auf den Piken sah, verfinsterte sich Tamárs Miene. Dann ließ er den Kopf kreisen, um seine Muskeln zu entspannen.
    »Ihr hättet die Gebäude vor der Festung zerstören sollen, als Ihr noch konntet«, sagte Flores kühl.
    »Das wäre eine Möglichkeit gewesen«, erwiderte der Masride vage, ohne den Blick von seinen Feinden zu nehmen.
    »Gebt mir ein Schwert.«
    Diesmal sah Tamár Flores direkt an, und in seinen Augen lag ein erheitertes Funkeln.
    »Ihr lasst nicht locker, Nemes Flores.«
    »Vielleicht ist es der Anblick der vielen tausend Krieger, die meinen Tod wollen. Vielleicht ist es der Wunsch, Eurem dicken Schädel eins überzuziehen. Vielleicht denke ich auch einfach nur, dass ich bei der Verteidigung von Nutzen sein könnte.«
    Forschend blickte der Masride sie an, doch Flores hielt seinem harten Blick stand. Dann nickte der Prinz langsam und wandte sich an den Szarken neben ihm: »Besorg den Wlachaken ihre Waffen und Rüstungen.«
    »Vezét …«
    »Ich weiß, was du fragen willst, Köves. Ich bin sicher«, sagte Tamár fest. Dann fixierte er Flores wieder. »Ihr werdet Euch in meiner Nähe aufhalten. Beim ersten Anzeichen, nein, wenn ich nur denke, dass Ihr mich betrügt, lasse ich Euch töten.«
    »Das erscheint mir gerecht«, sagte Flores, die innerlich frohlockte, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Masride seine Meinung ändern würde.
    »Ich fürchte jedoch, Ihr werdet hierbleiben müssen, Nemes Viçinia«, wandte sich der Prinz an Flores’ Begleiterin. »Egal, wie diese Schlacht ausgeht, ich kann es nicht riskieren,

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