Die Schlacht um Tripple Sun
Schließlich hatte er selbst auf dieselbe Weise die Herrschaft errungen.
Nashrabong breitete die Arme aus. Eine Geste der Verschwörung. Ah, das erste Anzeichen der Unsicherheit schon vor dem eigentlichen Auftritt. Du hast keine Chance, Nashrabong.
»Der amtierende Alpha-Dominante war stets dagegen, den Krieg gegen die dreiarmigen Barbaren bis zum Ende zu führen, weil dies angeblich Kräfte binden würde, die wir dringend im Kampf gegen die Vogelköpfe bräuchten. Wer hätte gedacht, dass sich dies schon so bald als eine krasse Fehleinschätzung darstellen würde. Hätten wir die Kshagir-Barbaren vertrieben, so wäre die Waffe, die Schiffe aus dem Zwischenraum zu katapultieren vermag, jetzt in unserer Hand!«
Düfte der Verwunderung erfüllten jetzt den Raum.
»Ich weiß, dass Karanklongaran versucht hat, die Erkenntnis zu verbergen, dass mindestens so viel, wie für die Eiswelt als Ursprungsort des Impulses spricht, auch auf einen Ursprung auf dem Kshaghir-Planeten hindeutet. Und jetzt sind sie im Besitz dieses Machtmittels, während wir mit bangem Herzen den Angriff der Feinde erwarten.«
Mit wachsender Sorge registrierte Karanklongaran, wie sich das Duftbild im Saal veränderte. Mit olfaktorischen Nuancen fing es an. Ein bisschen Verwunderungsduft, etwas Angstschweiß, gepaart mit Molekülen der Verwirrung, und dazu eine wachsende Dosis Aggression, die sich nur teilweise gegen die Kridan oder die Kshagir wandte.
Ein explosives Gas , so lautete eine unter Xabong häufig gebrauchte Metapher, die genau diesen Zustand beschrieb.
»Es gibt keinen Beweis für die These, dass es sich um eine Waffe handelt«, widersprach Karanklongaran und legte dabei seine ganze Dominanz in die Waagschale. In Gedanken zerfetzte er seinen Kontrahenten, riss ihm Körperteile vom Leib, warf seinen Schädel in die Menge und steigerte sich in einen Zustand hinein, der hart an der Grenze dessen war, was ein Xabong selbst mit größter Geistesdisziplin noch zu kontrollieren vermochte.
Er wandelte auf einem schmalen Grat. Wer die olfaktorischen Signale eines irren Killers aussandte, konnte ins dominanztechnische Nichts abstürzen – und zwar innerhalb eines einzigen Atemzuges.
Aber Karanklongaran war erfahren genug, um auch auf diesem steilen Grat nicht abzustürzen.
Er wusste, dass es im ersten Moment vielmehr auf seine olfaktorische Performance als auf das Gewicht seiner Argumente ankam. Erst im zweiten Schritt bekamen diese ihre Wichtigkeit. Aber wessen Geruch nicht überzeugte, der brauchte gar nicht erst anzufangen, seine Mit-Xabong überzeugen zu wollen.
»Niemand von uns wusste, dass sich auf der Welt, die wir den Kshagir überließen, offenbar ein Artefakt der Alten Rasse befindet. Und bis jetzt ist das auch nichts weiter als eine Spekulation! Nein, es war richtig, den Krieg mit den Kshagir in dem Moment zu beenden, in dem wir bekommen hatten, was wir wollten. Oder denkt der werte Dominante Nashrabong vielleicht insgeheim daran, das Neue Reich der Xabong auf Dauer zu etablieren? Hat er das große Ziel vergessen, unser Altes Reich den Klauen der Raubvögel wieder zu entreißen und übt er damit Verrat an der Kultur unserer Ahnen?«
Tumultartige Szenen spielten sich auf diese Worte hin ab.
Karanklongaran nahm einen tiefen Atemzug. Aggressionsschweiß stach deutlich heraus, gepaart mit genau der nötigen Portion an Angstpheromonen, die notwendig waren, um sich der Aufmerksamkeit des Publikums auch wirklich sicher sein zu können.
Angesichts der verzweifelten außenpolitischen Lage waren diese Angstpheromone sehr leicht zu aktivieren. Die Furcht vor der endgültigen Zerschlagung des Xabong-Reiches war allgegenwärtig, auch wenn das öffentliche Leben scheinbar seinen geregelten Gang nahm.
Schon der geringste Anlass reichte aus, um diese Regungen reflexartig zum Vorschein kommen zu lassen. Die Xabong litten unter einem kollektiven Vertreibungstrauma. Niemandem war das bewusster als ihrem regierenden Alpha-Dominanten, der diese Erkenntnis rücksichtslos ausnutzte, um die eigene Position zu festigen.
In dem Duftkonzert konnte Karanklongaran die Fragen erkennen, die seinen versammelten Artgenossen durch die Köpfe gingen. Hier und da rauschten Flügel. Wer seine Muskulatur nicht unter Kontrolle hatte, zeigte damit, wie tief ihn die Vorgänge im Dominanzrat bewegt hatten.
Und das traf auf nicht wenige zu, wie Karanklongaran zufrieden feststellte.
Jetzt ist es an der Zeit, Souveränität zu demonstrieren! Emotionen mussten
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