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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hilfe eine rostige Metallklappe, die so geschickt in den Boden eingelassen war, daß Charity und die anderen einfach darüber hinweggelaufen waren. Unter der Klappe kam eine Leiter zum Vorschein. Ohne daß es eines weiteren Wortes von Hartmann bedurft hätte, schwang sich einer der Soldaten in die Tiefe und verschwand rasch in der Dunkelheit. Hartmann stand auf und machte eine einladende Handbewegung. »Bitte schön!« Charity zögerte einen Moment, begriff aber dann, daß sie im Moment gar keine andere Wahl hatten, als sich Hartmann auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Die Leiter bebte unter ihrem Gewicht, und sie glaubte, die rostigen Schrauben in der Wand knirschen zu hören. Die Sprossen waren verrostet und so rauh, daß es weh tat, sie anzufassen. Aus der Tiefe schlug ihr faulige, abgestandene Luft entgegen. Aber als sie das Ende der Leiter erreichte, sah sie endlich wieder Licht. Auch Lehmann hatte einen Scheinwerfer eingeschaltet und auf den Boden gestellt, dessen Strahl ein groteskes Fahrzeug beleuchtete: Auf den ersten Blick glich es einem jener Wagen, die auf der Achterbahn einer Kirmes fuhren, rollte aber nicht auf Schienen, sondern auf einem Dutzend kleiner Vollgummireifen, die offensichtlich nachträglich angebracht worden waren. Es hatte nur sechs Sitze, aber die waren breit genug, so daß sie alle Platz darin finden würden, wenn sie ein wenig zusammenrückten. Mit einer Mischung aus Neugier und Ungeduld sah sie zu, wie der Soldat eine Klappe am Heck des Fahrzeugs öffnete und mit Kopf und Oberkörper darin verschwand. Er hantierte eine ganze Weile wortlos und sehr hektisch darin herum, und seine Hände und ein Teil seines Gesichts waren ölverschmiert, als er endlich wieder auftauchte. »Probleme?« fragte Skudder, der mittlerweile ebenfalls die Leiter heruntergestiegen war. Lehmann bedachte ihn mit einem feindseligen Blick, und Skudder wandte sich ab. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis auch Hartmann als letzter die Leiter heruntergestiegen kam. Charity fiel auf, daß sich der elektrische Schraubenzieher nicht mehr an seinem Gürtel befand. Wahrscheinlich hatte er ihn oben zurückgelassen, damit die beiden Techniker, die ihm folgten, den Zugang über ihnen wieder verschlossen. Neugierig sah sie sich in dem engen Stollen um. Er war rund, und seine Decke war kaum hoch genug, daß sie aufrecht stehen konnte. Seine Wände bestanden aus Metall und waren rostzerfressen und mit großen, schmierigen Flecken übersät. Offensichtlich befanden sie sich hier in einem ähnlichen Verbindungstunnel, wie ihn Jean und seine Freunde in Paris benutzt hatten. Charity wandte sich wieder zu Lehmann um, der weiter am Motor des Wagens herumbastelte. Skudder stand neben ihm, hatte die Hände in den Taschen seiner zerschrammten Lederjacke vergraben und grinste schadenfroh in sich hinein. »Worauf zum Teufel warten Sie?« schnauzte Hartmann. Lehmann richtete sich mit einem erschrockenen Ruck auf, so daß er sich den Hinterkopf an der hochgeklappten Motorhaube des Wagens anschlug und schmerzhaft das Gesicht verzog. »Er ... springt nicht an«, sagte er unglücklich. »Dann reparieren Sie ihn!« schnauzte Hartmann. »Ich ... versuche es ja«, sagte Lehmann unglücklich. »Aber ich...« »Vielleicht kann ich helfen«, schlug Skudder vor. Lehmann blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Verstehen Sie etwas von Motoren?« fragte er. Skudder zuckte mit den Achseln. »Ein wenig.« »Meinetwegen«, knurrte Hartmann. »Ungeschickter als dieser Idiot können Sie kaum sein.« Er schenkte Lehmann einen drohenden Blick und wedelte gleichzeitig unwillig mit der Hand, zurückzutreten. Skudder beugte sich über die offenstehende Motorhaube des Wagens, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, und richtete sich nach einer Sekunde wieder auf. »Das Batteriekabel ist lose«, sagte er. Hartmanns Augen verschossen kleine, unsichtbare Blitze, während Lehmann sichtlich zusammenschrumpfte und sich beeilte, das lockere Kabel anzuklemmen. Dann rannte er mit weit ausgreifenden Schritten zum Fahrersitz des Wagens und drückte einen Knopf. Das dumpfe Dröhnen eines Dieselmotors und beißender Gestank erfüllten den Tunnel. »Idiot«, murmelte Hartmann, drehte sich auf der Stelle herum und legte den Kopf in den Nacken, um auf die Leiter nach oben zu blicken. »Wo bleibt dieser andere Trottel?« Charity ersparte sich eine Antwort darauf, drehte sich herum und ging  zum Wagen, in dem Net, Helen und Felss bereits Platz genommen

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