Die schlafende Stadt
etwas zu erklären. Er griff nach dem Penis des Mageren, nahm ihn in die Hand, deutete darauf und beschrieb mit der anderen Hand irgendwelche wissenschaftlichen Zusammenhänge, indem er darauf zeigte und offensichtlich verschiedene Besonderheiten erläuterte. Ein langer, dünner Penis mit einem lang und schlaff darunter hängenden Hodensack war es, alles ebenso blass und faltig wie der ganze Körper. Dann nahm er unvermittelt eines der Instrumente in Empfang, eine Art Messer mit zwei Spitzen, leicht gebogen wie ein Säbel. Er setzte es rasch an und säbelte den Körperteil mit zwei ausladenden Schnitten ab. Eine schwärzliche Flüssigkeit spritzte hervor und sickerte über die gesamte Beckengegend des Mannes, aus dessen Kehle ein eigenartiger Laut entwichen war - kurz nur und hoch, wie ein leises, gehauchtes Quietschen. Das abgetrennte Glied zeigte er mit ein paar erklärenden Worten noch seinen Assistenten, dann warf er es in eine Schale auf einem Beistelltisch, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen.
Ohne den Tonfall zu ändern richtete der Weißkittel ein paar Worte an den Mageren, dessen Gesicht wieder ausdruckslos und geradezu vertrauensvoll wirkte. Es wirkte alles sachlich und nüchtern. Er ließ sich eine Art Handsichel geben und bohrte ihre Spitze in den Unterbauch des Mannes. Der ließ es geschehen, obgleich auch hier schwarze, dicke Flüssigkeit austrat und nach und nach die Wanne füllte. Mit kräftigen, ruckartigen Bewegungen in Richtung Brustbein hatte er bald den gesamten Bauch aufgeschlitzt. Die Helfer führten Haken an die Ränder der klaffenden Wunde und zogen die Bauchdecke auseinander.
In Darius begann sich ein würgender Ekel auszubreiten. Hier geschah etwas Widerwärtiges, was vorgab, wohlmeinend zu sein. Er fühlte ein ähnliches Gefühl wie bei seinem Fiebertraum. Nur diesmal wusste er, dass dies, was er hier sah, Wirklichkeit war. Widerwärtige, grauenhafte Wirklichkeit.
Der Magere blickte jetzt ängstlich, und die verkrampfte Haltung seines Körpers verriet seine wahren Empfindungen. Sein Geist war aber wohl noch immer so dumpf, dass er alles vertrauensvoll geschehen ließ. Die Haken waren jetzt an den Wannenrändern eingerastet und hielten die Bauchdecke offen. Er blickte jetzt fragend, aber der Weißkittel beruhigte ihn offenbar mit ein paar Worten. Er griff in den Bauchraum und zog mit einem kräftigen Ruck eine Darmschlinge heraus. Wieder richtete er einige erklärende Worte an die beiden anderen, die interessiert zusahen und ob seiner Worte verständig nickten.
Der geöffnete Unterleib schien ihn nun aber nicht weiter zu interessieren. Stattdessen nahm er ein Handbeil und wandte sich dem linken Arm seines Studienobjektes zu. Wiederum erklärte er seinen Mitarbeitern etwas in der unverändert nüchternen Art. Dann holte er aus, und hieb dem Mageren die Hand ab. Flüssigkeit spritzte fast fontänenartig hervor und färbte den Kittel des Schlächters bis zum Kragen tiefschwarz. Er hielt die abgetrennte Hand den anderen hin, deutete auf ein paar anatomische Besonderheiten der Finger und warf sie nachlässig in die Schale zu dem abgetrennten Penis. Seine schwarzbefleckte Hand wischte er an einem ihm gereichten Tuch ab. Den verstümmelten Arm drückte er zurück in die Wanne.
Der Mann in der Wanne zeigte nun erste Anzeichen von Verständnislosigkeit. Er stieß jaulend etwas hervor, was der Weißkittel mit ein paar kurzen, barschen Worten quittierte. Es schien so, als wolle er bei seiner Arbeit nicht gestört werden.
Die Apparatur am Kopfende wurde nun Teil seiner Aufmerksamkeit. Er fuhr mit seinen Erläuterungen unbeirrt fort, ohne sich um den Mann in der Wanne weiter zu kümmern. Er schwenkte einen Hebelarm hervor, an dessen Ende sich eine Art Schraube befand. Es handelte sich vielmehr um einen Bohrer. Er lenkte ihn über den Kopf des Mannes und ließ von seinem Helfer einen Hebel betätigen. Mit einem schrillen, surrenden Geräusch setzte sich der Bohrer in Bewegung. Er näherte ihn der Stirn des Mannes, der sich ruhig und erwartungsvoll verhielt. Mit zwei seitlichen Schrauben ließ er nun den Kopf fixieren. Den Bohrer positionierte er nun in der Mitte der Stirn. Mit einer kräftigen Bewegung drückte er ihn dann nach unten. Es klang rumpelnd und kreischend, wie eine Fräse oder noch eher wie eine Kreissäge.
Das war endgültig genug für Darius. Er kauerte zitternd vor dem Fenster, unfähig, weiter zuzusehen. Er mochte sich auch nicht weiter damit befassen, wozu wohl die weiteren
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