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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und fast alle Unterlagen verbrannt: Man roch es immer noch. Die Decke war schwarz von Ruß gewesen. Auch die Farbe, mit der Eikangers Leute Parolen der Heimwärtsbewegung an die Wände geschmiert hatten – »Die Erde ist unsere Heimat«, »Schluss mit der Raumfahrt« und dergleichen –, hatte sich noch nicht vollständig entfernen lassen.
    Rein sachlich gesehen war die Zerstörung der Unterlagen nicht tragisch; alle waren sie seit Langem digital erfasst und zur Erde übermittelt worden und existierten in Tausenden von Kopien – aber es waren eben die Originale gewesen und ihre Zerstörung war ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Leute um Ansgar Eikanger ihr Ziel verfolgten.
    Und nun diese niederschmetternden Informationen von der Erde.
    »Ich frage mich, was ich anders hätte machen sollen«, bekannte Yin Chi. Das milde Lächeln, das man auf seinem Gesicht zu sehen gewohnt war, war verschwunden. »Man hat uns gewarnt. Hätten wir uns besser vorbereiten können? Ich habe einzig für möglich gehalten, dass sich noch ein Agent der Heimwärtsbewegung unter uns verbergen könnte. Dass sie mit Raumschiffen kommen würden, allen Planetenkonstellationen zum Trotz … damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf«, erklärte Tom Pigrato. »Keiner von uns hat mit so etwas gerechnet.«
    »Niemand hat so etwas ahnen können«, stimmte Mrs Dumelle ihm zu. »Ich meine, die Botschaft meines geschiedenen Mannes war im Grunde reichlich nebulös. Er wusste selber nichts Genaues, sonst hätte er es uns mitgeteilt.«
    »Aber die Sache mit dem angeblichen Rekalibrierungsprogramm, die hätte mich stutzig machen sollen«, beharrte der Chinese. Er faltete die Hände. »Ich glaube, ich bin zu alt für derartige Krisen. Ich bin Wissenschaftler, kein Feldherr.«
    »Wenn ein Fachmann wie Jed Latimer nicht stutzig geworden ist, brauchen Sie sich nichts vorzuwerfen, glaube ich«, sagte Jewgenij Turgenev. »Und mal andersherum gefragt: Wie hätten wir uns denn gegen diesen Überfall wappnen sollen? Die hatten Waffen – wir haben keine. Jeder Verteidigungsversuch hätte doch nur zu einem Blutbad geführt!«
    Jemand räusperte sich. Es war Yules Whitehead, der als Gast in dieser Runde saß. »Ich denke, es wäre ratsam, die Aufarbeitung des bisherigen Geschehens auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben«, sagte er mit umständlicher Höflichkeit, »und die Situation im Augenblick einfach so anzunehmen, wie sie nun einmal ist. Ansgar Eikanger und sechs seiner Leute halten den Löwenkopf besetzt, sind im Besitz von zwei Atombomben und haben Geiseln in ihrer Gewalt. Der Ostturm kommt übermorgen zum Stillstand. Das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass sie noch vorher versuchen werden, die Türme zu sprengen.«
    Allgemeines Kopfnicken in der Runde rings um den Kartentisch.
    »Sie sagen das in einem Ton, als hätten Sie irgendeine Idee, wie man das verhindern könnte«, meinte Irene Dumelle. »Ich muss gestehen: Ich habe keine.«
    Der Industrielle hob die Hände. »Nun, ich bin so gestrickt, dass ich erst aufhöre, wenn etwas wirklich zu Ende ist, nicht vorher. Ansonsten sind meine Ideen nicht fürchterlich originell. Wir haben ein modernes Shuttle zur Verfügung, von dessen Existenz Eikanger nichts ahnt, besitzen einige seiner Waffen – und etliche Männer meiner Besatzung verstehen sich durchaus auf gewaltsame Auseinandersetzungen, um es mal höflich auszudrücken.«
    »Was hieße das konkret?«, fragte Pigrato.
    »Wir starten einen Überfall«, schlug Whitehead vor. »Landung in der Deckung des Ringwalls. Scharfschützen auf dem Gipfelgrat, die auf einen Schlag so viele der Terroristen ausschalten wie möglich. Und dann Zugriff.«
    »Auf gar keinen Fall!«, polterte Turgenev. »Eikanger hat Geiseln, und dass er keine Rücksicht nimmt, hat er hinlänglich bewiesen. Zwei blaue Türme sind keine Toten wert, auch wenn Aliens sie erbaut haben.«
    »Sehe ich genauso«, nickte Irene Dumelle. »Das Leben der Geiseln muss Vorrang haben.«
    Yin Chis Kommunikator summte. Er meldete sich, hörte zu, nickte.
    »Gut, danke«, sagte er, beendete die Verbindung und sah in die Runde. »Mister Latimer und seine Leute haben die Richtantenne repariert und die Relaisstationen sind allem Anschein nach unbeschädigt. Das heißt, wir haben wieder Funkverbindung zum Löwenkopf. Und Eikanger stellt Forderungen.«
    Das Labor war verwüstet. Natürlich. Von diesen Barbaren war nichts anderes zu erwarten

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