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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wahrscheinlich zu enormem Aufruhr führen wird? Wenn sie den Leuten Angst einjagen wird?«
    Das runzlige Gesicht des Richters, das die Farbe ausgedörrten Leders hatte, blieb reglos. »Es geht um Wahrheit«, beharrte er unnachgiebig. »Es ist Ihre Pflicht als Präsident, den Menschen die Wahrheit zu sagen. Sie davor zu bewahren, Angst zu haben, gehört dagegen nicht zu Ihren Aufgaben.«
    Präsident Nayanar faltete die Hände. »Und wenn ich mich auf den Schutzparagrafen beriefe? Wie unlängst, als es nötig war, den Aufenthaltsort der Marskinder geheim zu halten?«
    Khadra schüttelte den Kopf. »Das war etwas anderes. Da ging es um den Schutz von Personen. Die Tatsache, dass die Marskinder auf der Erde waren, wurde ja nicht verheimlicht.« Er nickte in Richtung des bepelzten Aliens. »Der Schutzparagraf wäre anwendbar, wenn dieses Wesen noch leben würde und Sie den Ort, an dem Sie es unterbringen, geheim halten wollten. Das dürften Sie. Aber so … Nein.«
    »Das wird die Heimwärtsbewegung sofort politisch ausnutzen«, gab Leena Heinonen zu bedenken.
    »Mag sein, aber das ist ihr Recht«, erwiderte der Richter. Sein Tonfall hatte etwas Eisernes.
    Der Präsident starrte einen Moment grübelnd ins Leere, dann nickte er. »Na schön. Dann werde ich für morgen Mittag eine Pressekonferenz einberufen.«
    Urs reckte den Hals. Yules Whitehead schaltete an der Kommunikationsanlage herum. Der Kapitän der SAGITTARIUS ALPHA stand neben ihm, stützte sich leicht auf die Lehne des Sessels, in dem der Milliardär saß. José Huang hieß der stämmige, glatzköpfige Mann. Er hatte asiatisch angehauchte Gesichtszüge, war aber, wie Urs während eines Mittagessens kurz nach dem Start erfahren hatte, in Peru aufgewachsen.
    Ach ja. War doch klar, dass sie sich nach dem Gespräch mit Bazman wieder diese rätselhafte Aufnahme anschauen würden. Zum hundertsten Mal, wie es Urs vorkam. Immer die gleichen, kurzen, völlig unspektakulären Bilder: die Dunkelheit des Alls, Sterne. Dann, auf einmal und im selben Moment, schimmerten drei helle Punkte auf, die alle in einer Linie lagen – und die sich bewegten. Im nächsten Moment erloschen sie wieder.
    Urs sah zu Carl hinüber, aber der hatte nur Augen und Ohren für das, was Whitehead und der Kommandant miteinander besprachen. »Ich verstehe das nicht«, sagte der gerade und fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. »Die Raumüberwachung auf dem Mars müsste inzwischen etwas registrieren, wenn da was wäre.«
    Urs hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Wie aus heiterem Himmel war ihm die Idee gekommen, wie er Ariana wissen lassen konnte, dass er auf dem Weg zu ihr war. Der russisch klingende Name dieses Wissenschaftlers, Iljanow, hatte ihn darauf gebracht.
    Er würde Ariana eine ganz normale Mail schreiben, dies und das erzählen, damit alles ganz unverdächtig wirkte, und mittendrin würde er behaupten, ihm sei ein lustiges Gedicht wieder eingefallen, das ihm sein Freund Sergej mal beigebracht habe – oder so was in der Art. Dieses Gedicht, das war der Witz, würde er auf Russisch schreiben – und natürlich würde es nicht wirklich ein Gedicht sein, sondern eine geheime Botschaft. Sein Russisch war zwar ziemlich rudimentär – ein paar Brocken nur, die sein Freund Sergej ihm über die Jahre beigebracht hatte –, aber dafür würde es reichen. Dann würde er Ariana ganz harmlos raten, sie solle es sich von Jurij Glenkow, dem Fusionstechniker, übersetzen lassen.
    Genau. Er stand auf. »Ich bin in meiner Kabine«, sagte er beiläufig, ganz beiläufig. »Hab Ariana heute noch nicht geschrieben.«
    Sollten die hier mit ihren Lichtreflexen glücklich werden.

6
    Dinge ändern sich
    Am Sonntagmorgen erklärte Ariana, sie würde nun endlich ihr Zimmer aufräumen. Es sei höchste Zeit.
    Das sah bei ihr so aus, dass sie die Tür hinter sich abschloss, sich vor ihre Regale, Schubladen und sonstigen Behältnisse setzte, mit meditativer Langsamkeit jeden einzelnen Gegenstand in die Hand nahm, verträumt betrachtete, gegebenenfalls abstaubte und dann wieder dorthin zurückstellte, wo er gestanden hatte. Das konnte Stunden dauern und in der Regel sah ihr Zimmer danach nicht viel anders aus als vorher – aber das machte nichts, außer ihr hatte ohnehin niemand Zutritt dazu.
    Sie hielt gerade eine kleine Brosche aus Messing in der Hand und war tief in Erinnerungen an den netten jungen Techniker versunken, der sie ihr einst vor seiner Rückkehr zur Erde geschenkt hatte, als ihr Kommunikator

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