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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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überleben.« Er nahm seine Jacke vom Bügel und spürte, wie etwas darin unter seinem Griff raschelte.
    Der Brief! Himmel, den hatte er ganz vergessen. Der Samstag war sonnig gewesen, sie waren völlig mit den Wochenendeinkäufen und anderen Dingen, die im Haus erledigt werden mussten, beschäftigt gewesen … Der Brief. Er zog ihn heraus. An Senator Bjornstadt stand darauf, in kräftigen, leicht krakeligen Buchstaben.
    »Was ist das, Papa?«, wollte Rebekka wissen.
    »Nichts. Ein Brief. Hol jetzt deine Jacke und hör auf, Stress zu machen, okay?«
    Sie zog beleidigt ab, was Niklas kaum registrierte. Sollte er den Brief tatsächlich weiterleiten? Einen echten Senator mit den Ängsten eines kleinen Mädchens belästigen? Freilich, versprochen hatte er es, aber mal im Ernst, das ging ihn doch eigentlich alles nichts an, oder? Sich seine Sorgen – egal ob eingebildet oder echt – von der Seele zu schreiben, hatte dem Mädchen geholfen, das war doch auch schon was wert.
    Ach was, komm … Er spurtete die Treppe hoch in sein Arbeitszimmer. Doch über dem Papierkorb, den Brief in der Hand, hielt er inne. Er hatte es versprochen. Es fühlte sich ausgesprochen schlecht an, ein Versprechen nicht zu erfüllen. Er dachte an die nächsten Tage, die nächsten Wochen. Es würde ihm nachgehen. Obwohl es Unsinn war, würde er immer mit dem Gefühl leben, Selje könnte plötzlich vor ihm stehen und ihn fragen, ob er den Brief weitergegeben hatte.
    »Niklas?«, rief seine Frau von unten. »Ich dachte, wir wollten los?«
    »Moment!«, rief Niklas, schob den Brief unter seine Schreibtischunterlage und schaltete rasch den Schirm ein. »Nächste Landung von Kapitän Patrick Muiruri«, murmelte er dem Computer zu. Die entsprechende Auflistung erschien. Patrick würde heute Abend um neunzehn Uhr fünfundfünfzig in Frankfurt landen, mit einem Stratosphärenjet aus Sidney kommend, dann eine Maschine nach Nairobi um einundzwanzig Uhr fünfundzwanzig übernehmen.
    »Was hast du denn noch gemacht?«, wollte seine Frau wissen, als er gleich darauf wieder herunterkam.
    »Ach, nichts«, sagte Niklas. Er würde einfach ein kurzes Schreiben beilegen, in dem er erklären würde, wie der Brief zustande gekommen war. Und der Senator hatte ja seine Leute, die solche Sachen bearbeiteten; bestimmt kriegte er jeden Tag seltsame Schreiben aller Art. »Ich muss übrigens heute Abend noch mal rasch nach Frankfurt.«
    »Wieso das denn auf einmal?«
    »Eine Verabredung mit Patrick. Hätte ich beinahe vergessen.«
    Es gefiel ihr nicht. Klar, sie hatte sich auf einen ruhigen gemeinsamen Abend gefreut. »Dann komm jetzt«, murrte sie. »Damit wir wenigstens aus der Tür sind, ehe der Regen anfängt.«
    Die Band spielte sich schon warm, während Ariana zusammen mit den anderen Küchenhelfern die Tische aufstellte, die Heizplatten aufbaute und schließlich die Töpfe heraustrug, aus denen es so gut roch, dass man dauernd damit beschäftigt war, neugierigen Topfguckern auf die Finger zu klopfen.
    Einer dieser neugierigen Topfgucker war Ronny. »Wo ist denn das Huhn?«
    Ariana verdrehte die Augen. »Na, bei mir ganz bestimmt nicht.« Für das sonntägliche Fest auf der Plaza mussten, sehr zu ihrem Missfallen, fast immer einige der Hühner ihr Leben lassen.
    »Also drüben bei Doreen«, schlussfolgerte Ronny gleichmütig. Doreen Vaselic war etwas gnädiger, was das Anheben der Deckel anbelangte. »Mmmh! Tandori-Huhn. Der Abend ist gerettet.«
    »Du bist und bleibst ein Barbar«, erklärte Ariana. »Ein herzloser Kannibale.«
    »Bei herzlos fällt mir ein«, meinte Ronny und nahm schon einmal einen Teller vom Stapel, »hat dich AI-20 eigentlich heute Morgen auch so angemotzt? Von wegen Schule und Lehrplan und so?«
    Ariana nickte schaudernd. »Grässlich, oder?«
    »Ja, klang irgendwie gar nicht wie AI-20. Eher wie Pigrato. Früher, meine ich.« Ronny spielte mit seinem Teller herum. »Meinst du, er steckt dahinter?«
    »Quatsch«, sagte Ariana.
    Endlich wurde das Büfett für eröffnet erklärt. Alles strömte herbei, aber Ronny hatte sich seinen Platz ganz vorne gesichert und bekam als Erster von dem Huhn auf indische Art ausgeschöpft.
    Ariana schöpfte auch aus, bis sie abgelöst wurde. Mit einem Teller voll überbackenem Gemüse mit zwei verschiedenen Soßen setzte sie sich zu Ronny, der immer noch voller Behagen an seinem Huhn nagte.
    »Wie kannst du so was essen?«, meinte sie kopfschüttelnd. »Ein totes Tier! Das hat gestern noch oben im Treibhaus nach

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