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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Pflöcken ab.«
    Timon blickte Kallisthenes verdutzt an. »Wie meinst du das, abreagieren?«
    Kallisthenes’ Mundwinkel zuckten sarkastisch. »Nun ja, seit wir hier sind, zerbrichst du grundlos jeden Zweig, der dir in die Hand kommt, knackst Nüsse mit der Faust, reitest wie ein Irrer von einem Punkt zum anderen … Gestern Abend habe ich dich beobachtet, wie du mit einem der Arbeiter einen sportlichen Wettkampf ausgetragen hast. Ich glaube, mein Lieber, du weißt nicht wohin mit deiner überschüssigen Energie.«
    »Es gibt in dieser Hinsicht nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Wenn mich nicht alles täuscht, spukt dir eine Frau im Kopf herum. Sie hat ein schlankes, längliches Gesicht, Augen wie die schwarzen Perlen Afrikas, Haare wie …«
    »Schon gut. Ich weiß, wie sie aussieht.« Timon wandte sich ruckartig der Weite des Feldes zu. Er atmete tief durch und strich sich über die Haare. Dann flog ein Lächeln über Timons Gesicht, und er murmelte: »Diese Füchsin! Den Tanz hat sie geplant, ganz sicher. Früher war sie nicht so raffiniert. Mut, ja, den hat sie schon immer besessen. Und es war ja auch mutig, so vor mir zu tanzen. Wo sie das wohl gelernt hat? Ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Tänzerinnen in Rom waren immer irgendwie billig, vor allem die aus dem Orient. Sie waren über und über mit rasselndem Schmuck behängt, ansonsten trugen sie nicht viel an ihren geölten Leibern. Sie tanzten wild, schüttelten ihre Brüste zum Takt irgendeiner ohrenbetäubenden Musik, und alle waren begeistert. Die Senatoren und Reichen lechzten nach ihnen und bekamen auch meist, was sie wollten. Doch Salome … Sie ist anders. Es ist ja nicht nur ihre Art zu tanzen – obwohl sie genau die richtige Mischung gefunden hat, aufregend, aber nicht oberflächlich, künstlerisch, aber nicht gezwungen. Man merkt ihr an, dass sie klug ist.«
    Kallisthenes hatte sich, unbemerkt von Timon, an ihn herangeschlichen und musterte sein Gesicht. »Du lächelst, ich kann es genau sehen. Schlimmer noch, du lächelst auf eine Art, die ich an mir selbst nur kenne, wenn ich an Bauwerke denke. Ich kann mir gut vorstellen, was du gerade fühlst. Salome ist also die Frau, die du liebtest? Sage mir bitte, dass ich mich irre.«
    »Ich müsste lügen.«
    »Timon«, mahnte Kallisthenes. »Sie ist jetzt eine verheiratete Frau.«
    »Ich weiß.«
    »Sie ist eine Fürstin.«
    »Auch das ist mir klar.«
    »Schon der Gedanke an sie ist gefährlich.«
    »Das alles habe ich ihr neulich auch gesagt – und noch viel mehr. Ich habe sie sogar grundlos beleidigt, damit sie mich in Ruhe lässt.«
    »Gefährlich, gleichzeitig klug, und in diesem speziellen Fall zu entschuldigen.«
    »Nein, Kallisthenes, du verstehst das nicht. Ich habe sie nicht aus Berechnung beleidigt. Seit Jahren bin ich enttäuscht, weil sie … weil ich … weil wir uns verpasst haben. Irgendjemand, Menschen oder Götter, waren gegen uns. Ich dachte, ich könnte damit leben. Die Wahrheit ist, dass ich wütend bin, auf Salome, auf ihren Mann, auf die Fallensteller und Intriganten und das Schicksal. Und vor allem auf mich selbst. Während Salome wenigstens etwas tut, indem sie versucht, die Vergangenheit wiederzubeleben, benehme ich mich wie ein weinerliches Kind. Und trotzdem lässt sie nicht locker und tanzt vor mir. Sie liebt mich.«
    Kallisthenes schüttelte den Kopf. »Viel schlimmer, sie liebt das Spiel. Nach allem, was du mir über dieses Land erzählt hast, tändelt ihr beide mit dem Tod, ist euch das klar?«
    »Ich habe alles im Griff.«
    »Das habe ich gesehen. Während sie tanzte, konnte man glauben, deine Augen seien entzündet. Du hast keinen Moment von ihr abgelassen, nicht einmal gezwinkert hast du.«
    »Niemand hat das. Nicht einmal ihr Mann, diese Beamtenseele. Er ist trockener als die arabische Wüste, und wenn du mich fragst, ist er kein normaler …«
    »Ich will jetzt wissen, womit ich es bei dir zu tun habe«, schnitt Kallisthenes ihm unduldsam das Wort ab. »Wir haben hier eine einmalige Gelegenheit, in die Geschichte einzugehen, da darf nichts dazwischenkommen. Kann ich mich darauf verlassen, dass es keinen Ärger gibt?«
    Timon hob den Kopf und ließ seinen Blick über das Gelände des künftigen Philippi wandern. Wieder erstand die Stadt vor seinen Augen, die Monumente, Gärten, Märkte und Karawanen, Traum und Ziel jedes Architekten. »Das kannst du«, seufzte er.
    »Sieh mir in die Augen, wenn du ein Versprechen

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