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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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dieser unselige Grieche wieder aufgetaucht war, den sie mit Coponius so wunderbar beiseite geschafft hatte, und damit war eine weitere Intrige aufgedeckt. Und dann zeigte Salome einen Tanz, den Haritha nicht besser gekonnt hätte. Seit Monaten dachte Antipas an nichts anderes mehr. Und schließlich hatte sich noch nicht einmal der Zweck des damaligen Besuches erfüllt. Der Täufer war noch immer in Freiheit, denn er predigte weiterhin in Basan, jenseits ihres Machtbereichs.
    »Du solltest dich lieber darauf konzentrieren, König zu werden«, kritisierte sie.
    »Sag mir nicht, was ich tun soll«, gab er zurück und funkelte sie böse an. »Ich will, dass deine Tochter an meinen Hof kommt und tanzt. Also lade sie gefälligst ein.«
    »Du hast nicht die geringste Chance bei ihr. Sie ist nicht so eine, die leicht zu haben ist.«
    »So eine wie du, meinst du? Nein, sie ist tausendmal besser. Wenn ich doch bloß Salome zum Weib genommen hätte und nicht dich.«
    Dieser Hieb saß. Herodias’ Augen füllten sich mit Tränen. »Du wirst sie nie bekommen, nie. Selbst wenn sie nicht verheiratet wäre. Sie liebt einen anderen, damit du’s weißt.«
    »Weiß ich schon längst.«
    Herodias stutzte. »Woher?«
    Antipas wandte sich von ihr ab, als ob er ihren Anblick nicht länger ertragen könnte. »Ach, scher dich weg«, maulte er und wartete, bis Herodias endlich gegangen war.
    Ich muss sie haben, dachte er. Und ich werde sie bekommen.

FÜNFTER TEIL
    Der Tanz der sieben Schleier

16
    Ein feuchter, warmer und unangenehm konstanter Luftzug wehte in den unterirdischen Gängen Philippis. Salome lief dicht hinter Timon, beide trugen sie Fackeln und konnten doch kaum drei Schritte weit sehen. In der Mitte der Gänge verlief eine breite Furche, drei Fuß breit, vier Fuß tief, und Salome musste aufpassen, nicht hineinzustolpern und sich den Knöchel zu verstauchen. Durch die Furchen würden nach der Fertigstellung Philippis die Abwässer fließen; die Ränder waren erhöht und begehbar, so dass eventuelle Verstopfungen von städtischen Arbeitern leicht behoben werden konnten. Noch vor zwei Jahren gab es hier nur Maulwürfe, Mäuse und Würmer, und nun durchzog ein Labyrinth endlos langer Tunnel das Erdreich.
    »Erstaunlich, wie schnell ihr gearbeitet habt«, lobte sie Timon, der sie unbeirrt weiterführte.
    »Die Kanäle sind ein Spiegelbild des oberirdischen Straßensystems. Kaum eine andere Stadt besitzt so etwas.«
    »Beeindruckend. Weißt du auch noch, wo wir sind?«, fragte Salome. »Ich habe nämlich nicht die Absicht, den Rest meines Lebens hier unten zu verbringen. So wohnlich sind die Kanäle nun auch wieder nicht.«
    Timon wandte sich um und lächelte. »Höre ich da einen besorgten Unterton?«
    »Nicht nur einen Unterton, mein Liebster.«
    »Du wolltest die Kanäle sehen, das hast du ausdrücklich gesagt.«
    »Sehen, ja. Meinen nächsten Geburtstag in ihnen feiern, nein.«
    Er lachte. »Ich bin der Architekt, das vergisst du wohl. Ich kenne jeden einzelnen Gang, als wäre es mein Kind.«
    »Also, wenn ich tausend identisch aussehende Kinder hätte«, wandte sie schmunzelnd ein, »würde ich sie nicht auseinander halten können.«
    Timon küsste sie schnell auf die Lippen und blinzelte ihr zu. »Wirst du jetzt wohl aufhören herumzumäkeln, du Xanthippe. Ich weiß genau, wohin wir gehen müssen, nämlich nach links. Oder war es rechts? Vielleicht doch lieber geradeaus.«
    Salome sog erschrocken die feuchte Luft ein. »Timon!«
    Er machte ein amüsiertes Gesicht. »Nur ein Spaß. Keine Sorge, hier entlang.«
    Sie entspannte sich wieder, kam sich allerdings um fünf Jahre gealtert vor. Timon trieb immer wieder solche Späße mit ihr. Seit sie ihre Beziehung leben konnten, ohne eine Entdeckung durch Philipp fürchten zu müssen, war er fröhlich und vorwitzig wie ein Knabe. Wenn sie nach Philippi kam, trug er sie förmlich auf Händen und kämpfte um jede Sekunde, die er mit ihr allein sein konnte. Es war, als werbe er seit zwei Jahren um sie – obwohl er das ja schon lange nicht mehr musste.
    Sie genoss jeden Augenblick mit Timon, denn sie liebte alles an ihm, seine weiche Stimme, sein Blinzeln, seine Leutseligkeit im Umgang mit den Arbeitern, seine schnörkellose Art zu reden, seine Lippen … Sie liebte es, wenn er seine Tunika beschmutzte, um selber Hand anzulegen, oder sie sogar auszog und dann von den Sklaven nicht mehr zu unterscheiden war. Sogar die Scherze liebte sie – wenngleich es durchaus ein paar weniger

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