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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Intoleranz, die Dummheit und die Armut, und dafür hat er meine volle Achtung und Unterstützung. In Basan gibt es nur selten Übergriffe auf Händler und Rabbiner, in Galiläa hingegen, wo mein Stiefvater eine strenge Herrschaft führt …«
    »Wenigstens tut Antipas etwas«, unterbrach Pilatus. »Erst gestern ist es seinen Leuten gelungen, den Mann verhaften zu lassen, der sich selbst Täufer nennt und offen gegen ihn gepredigt hat. Jetzt sitzt er in der Festung Machairos ein und kann niemandem mehr schaden. Zwar will Antipas den Täufer aus mir völlig unverständlichen Gründen nicht hinrichten lassen, doch ich kann dem Kaiser immerhin einen Erfolg berichten. Dein Mann hingegen beschäftigt sich lieber mit Rechtsreformen und dem Bau einer Stadt für – man sollte es nicht für möglich halten – für ehemalige Sklaven.«
    Salome holte gerade Luft für eine Erwiderung, als er ihr zuvorkam. »Ich will nicht streiten, Fürstin. Wir sind hier, um den besten König für Judäa zu finden, nicht wahr? Ich wollte dir lediglich aufzeigen, wo dabei die Defizite deines Mannes liegen.«
    Vom einen Augenblick zum anderen fiel Pilatus wieder in seinen Plauderton zurück und setzte seine übliche, leicht genervte und gleichgültige Miene auf. »Nun ist es passiert. Ernsthafte Konversation macht mich entsetzlich müde. Außerdem ist es frisch geworden hier draußen. Kaum ist die Sonne wieder auf den Horizont zurückgeplumpst, da friert dieses Land auch schon zu. Wie soll man sich da konzentrieren? Entsetzlich anstrengend, das alles. Entschuldige mich jetzt bitte. Wir sehen uns dann zur Tafel. Hoffentlich wird nicht wieder dieser süße Brei serviert, der mir tagelang alle Organe verklebt, dieser Chassabum.«
    » Charosseth «, korrigierte sie. Doch Pilatus hatte sich bereits abgewandt. Von seiner verknitterten Toga umschlottert, ging er ins Innere der Festung Masada.
    Salome blieb auf der Mauer zurück und blickte über das Land. Der Tag verging in einem grandiosen Leuchten, und eine Brise streifte ihre Haut wie unsichtbare Federn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt einen zweiten Ort wie diesen gab, leuchtend von rotgoldenen Tönen, duftend nach Salz und Stein, still wie ein Morgen. Die Landschaft war karg, totes Strauchwerk ragte aus totem Wasser und toter Erde. Hier war sie geboren worden. Und hier würde sich noch an diesem Abend ihr weiteres Schicksal entscheiden.
    Bevor sie die warmen Innenräume Masadas betrat, schaute sie noch einmal über die Wasser des Salzmeeres hinweg, das sich wie geschmolzenes Silber im Abendlicht ausbreitete. Das andere Ufer war schon nicht mehr deutlich zu erkennen, aber irgendwo dort drüben, wusste sie, war die Festung Machairos in den Stein der Berge gehauen, und sie dachte an Johannes, den mächtigen Täufer, Prediger und Donnergott, der nun dort gefangen saß, bis zu seinem Lebensende.
     
    Antipas lief auf und ab wie ein gefangener Löwe, rang seine verschwitzten Hände, und seine Augen irrten in dem mit zahllosen Stoffen verkleideten Gemach umher. Gelegentlich griff er nach einem der Schleier, die aus den halb ausgepackten Reisetruhen lugten, roch mit einem tiefen Atemzug daran und fragte sich, ob er ihr gehörte, Salome, ob sie ihn vielleicht gestern getragen hatte oder am heutigen Abend anziehen würde. Die Vorstellung, dass Salome sich einen der Schleier um den Körper wickelte, konnte Antipas für einen Moment entzücken, doch dann krampften sich seine Eingeweide wieder zusammen und sein Körper zuckte im Schmerz, so dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
    Eine von Salomes Dienerinnen trat zum wiederholten Mal ein. »Vielleicht, Herr, willst du doch lieber in deinen eigenen Gemächern auf meine Fürstin warten. Ich werde dich auch sofort unterrichten, sobald sie …«
    Antipas stampfte mit dem Fuß auf. »Schweig. Hinaus, sage ich dir zum letzten Mal, sonst lasse ich dich von einem meiner Soldaten auf die Mauer werfen und dir seinen Prügel zwischen die Schenkel stopfen, bevor du den Berg hinuntergeworfen wirst.«
    Als sie sich vor Schreck nicht rührte, wirbelte er seine Fäuste in der Luft und schrie: »Und unterstehe dich, vor der Tür auf deine Herrin zu warten.«
    Ängstlich lief die Dienerin hinaus, und Antipas konnte sich wieder völlig seiner Verzweiflung hingeben.
    Er kannte dieses Elend, dem er derzeit ausgesetzt war, von den Monaten nach Harithas Tod, der eine entsetzliche Lücke gerissen hatte. Mit ihrem gesteinigten Körper war auch der Tanz

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