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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Jerusalem eintreffen.«
    »Sadoq ist der Messias «, zischte Kephallion. »Und Frieden ist Unsinn. Wenn die Römer uns unterjochen, wie sollen wir da friedlich bleiben?«
    »Der Prediger sagt, man solle die rechte Wange hinhalten, wenn man auf die linke geschlagen wird, oder so. Er sagt, man solle seine Feinde lieben, ihre Verbrechen vergeben und die Hand zur Freundschaft reichen.«
    Kephallion verzog den Mund. »Ein Feigling. Schlimmer, ein Verschwörer gegen unser heiliges Land.«
    »Ganz meine Meinung. Ich würde sogar allein, das Schwert erhoben, gegen die Festung Antonia anrennen, so sehr hasse ich die Römer.«
    Kephallion blickte den Mann mit leicht verächtlichem Grinsen an. Er hielt nicht viel von ihm, doch Männer wie diesen brauchte er nun einmal für den Kampf: stark, mit mächtigen Fäusten und breiter Brust, mit Beinen so dick wie Baumstämme. Solchen Männern folgten die Menschen in den Kampf. In einem künftigen Judäa dürften diese zwar gläubigen, aber dummen Berserker mit dem Verstand eines Kindes allerdings nichts zu sagen haben. Und da er gerade an Kinder dachte …
    »Wenn die Älteren nicht wollen, dann wirst du eben Kinder und junge Männer für unsere Sache rekrutieren. Niemand ist leichter zu beeinflussen als ein Kind, das kannst du mir glauben.«
    »Also, ich denke …«
    »Überlasse das Denken mir.«
    »Nur wenige Kinder können mit Waffen umgehen.«
    Kephallion erwiderte gleichgültig: »Wenn auf fünf Tote auf unserer Seite nur einer bei den Römern kommt, haben wir schon gewonnen.«
    »Aber …«
    Kephallion riss der Geduldsfaden. »Beim Namen des Unaussprechlichen. Wir können nicht länger warten. In Kürze werden die Römer einen König einsetzen, der nichts anderes als eine Marionette ist und obendrein eine tanzende Hure zur Frau hat.«
    »Philipp ist beim Volk beliebt«, wusste der andere Mann zu berichten. »Obwohl er mit vielen Traditionen gebrochen hat. Und seine Frau nennen einige eine Löwin.«
    Kephallion kochte innerlich vor Wut, wenn er solche Belobigungen hörte. Vor allem beim Landvolk gab es nicht wenige, die Philipp für weise und Salome für mutig und kämpferisch hielten. Die beiden konnten alles zunichte machen, wofür er seit vielen Jahren kämpfte.
    »Sobald Philipp, Salome und Pilatus in der Stadt sind, musst du losschlagen und alle drei auf einen Streich töten. Das bricht den Römern das Genick. Und schone auch unsere jüdischen Feinde nicht, die heuchlerischen Pharisäer. Hast du verstanden?«
    Der Mann schluckte und nickte brav.
    Kephallion atmete tief durch und hob den Becher. Die Stunde, auf die er schon so lange gewartet hatte, war nah. » Masal tov «, prostete er seinem Gegenüber zu. »Auf gutes Gelingen, Barabbas.«
     
    Die Gesichtszüge des Mannes zeichneten sich, von einem Strahl des blassen Mondlichts erleuchtet, deutlich in der Dunkelheit des Raumes ab. Besonders der graue, sokratische Bart schillerte silbern über Salomes Bett. Sie erkannte den griechischen Arzt sofort.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie. »Ist Philipp etwa …«
    Der Arzt schüttelte sacht den Kopf. »Ich bin gekommen, Fürstin, um dir die Wahrheit über die Krankheit deines Gemahls zu sagen.«
    Salome stand auf. Sie hatte natürlich schon längst begriffen, dass der Arzt sie vorhin angelogen hatte, aber das hatte ihr bei der Frage nicht weitergeholfen, worunter Philipp tatsächlich litt und weshalb Nathan versuchte, es geheim zu halten. Sie ergriff die Hand des Arztes und blickte ihn dankbar an.
    »Ich weiß«, sagte sie, »dass es nicht leicht für dich sein muss, Nathans Befehlen zuwider zu handeln.«
    Er nickte. »Du als Philipps Frau hast ein Recht darauf, seinen Zustand zu kennen. Und die Ursache des Zustands.«
    »Ursache?«, fragte sie forschend.
    Der Arzt wandte sich ab und ging einige Schritte durch das Gemach, wobei er abwechselnd vom Mondlicht erfasst und von der Düsternis verschluckt wurde. Er schien sich seine Worte genau zu überlegen, bevor er endlich begann.
    »Dein Mann, Herrin, leidet an einer Krankheit, an der schon Alexander der Große erkrankte.«
    »Du musst schon etwas genauer werden.«
    »Eine Krankheit des Geschlechts«, stellte er klar. »Seine Genitalien sind stark entzündet und lösen heftige Fieberschübe aus.«
    »Und wie kam es dazu?«
    »Die Krankheit kann nur über Geschlechtsverkehr übertragen werden.«
    Salome senkte die Augen. Ihre Ahnungen, die sie schon seit einiger Zeit hatte, schienen sich zu bestätigen. »Wer hat ihn angesteckt?«,

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