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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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dann auf ihre Forderungen eingehen. Stelle einen Steuernachlass in Aussicht, eine Amnestie. Erkläre, dass du alles anders machen willst als dein Vater. Und wenn sie frech werden, dann vergiss nicht: Du bist der künftige König. Die ganze Familie vertraut darauf, dass du sie beschützt.«
    Dieser Rat leuchtete Archelaos ein. Er bedeutete wenig Arbeit, versprach großen Nutzen und unterstrich seine herausragende Stellung. »Ja«, rief er grinsend, »so machen wir es. Vielen Dank, Tante.«
    »O, gern geschehen. Doch nun rasch, bevor Schlimmeres passiert.«
    Archelaos sprang auf und bemühte sich, beim Verlassen des Saals möglichst aufrecht und gerade zu gehen, was ihm jedoch nicht gelang und lächerlich aussah. Die Familie schloss sich ihm an, nur Akme und der Hohepriester blieben zurück und sahen ihm nach.
    »Hm«, brummte der Geistliche und trocknete seine Stirn. »Seine Trunkenheit, deine Vorschläge, die Versprechungen – ich bin mir nicht sicher, ob dieser Rat seinen Zweck erfüllt, edle Akme.«
    Akme setzte sich auf die Lehne des Thronschemels und strich über die reichen Verzierungen. »Er wird, Hoher Priester, er wird.«
     
    Zwei Stunden verbrachte Sadoq nun schon inmitten dieser lärmenden Masse, die wenig gemeinsam hatte. Den einen war das Getreide zu teuer, den anderen die Tempelsteuer zu hoch, die dritten verlangten als Straßenbauarbeiter höhere Löhne und die vierten eine strengere Bestrafung bei Vergehen gegen das Gesetz Gottes. Sadoq verlangte nichts. Er hatte sich bei dem öffentlichen Leichenschmaus kostenlos den Bauch gefüllt, dabei keinen Augenblick an den toten Herodes oder seinen Nachfolger gedacht und war nur in der Herde mitgelaufen, um später seinem gebrechlichen Vater davon berichten zu können. Denn eine knesset hatte es zum letzten Mal gegeben, als dieser noch ein junger Mann gewesen war, etwa so alt wie Sadoq jetzt.
    Die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu, und Sadoq spielte mit dem Gedanken, sich auf den Weg zum Haus seines Vaters zu machen. Er wollte nicht im Dunkeln gehen, denn dann kamen die Prostituierten wie Nachttiere aus ihren Löchern und sprachen ihn alle paar Schritte an, nannten ihn einen hübschen Burschen und verlockten ihn. Das wollte er nicht. Sein Vater hatte ihm jeden Umgang mit diesen Frauen streng verboten.
    Die skeptischen Blicke der Männer, die um ihn herumstanden, bestärkten ihn in seinem Entschluss. Ihnen gefiel wohl nicht, dass er keine lautstarken Forderungen stellte. Dazu kam, dass ihm trotz seiner neunzehn Jahre noch kein Bart gewachsen war, nicht mal ein Flaum oder auch nur ein Ansatz davon. Er sah rasiert aus, obwohl er es nicht war. Die dunklen Kopfhaare wiederum krausten sich von selbst in saubere Locken und erweckten den Anschein, er schneide und lege sie, obwohl er genau das nicht tat. Sein Vater hätte ihm das nie gestattet, denn das Schneiden und Rasieren der Haare war gegen Gottes Gesetz, was natürlich auch die Männer links und rechts von ihm wussten. Diese knesset wurde Sadoq unheimlich.
    Langsam wand er sich an den Leuten vorbei und erregte gerade darum weiteres Missfallen. »Der geht einfach«, riefen einige, während andere sich betont schwer zur Seite schieben ließen. Aber mit viel Geduld gelangte er doch noch nahe an das Tor, durch das er den Vorhof des Tempels verlassen wollte.
    Plötzlich kündigte eine einzelne, dunkel tönende Tuba an, dass gleich etwas geschehen würde. Sadoq stellte sich auf die Zehenspitzen und blickte quer über den Vorhof des Tempels. Dieser war so groß wie ein griechisches Stadion, umrahmt von Säulen und mit Fliesen belegt, deren verschiedene Farben ein großes Ornament ergaben. An allen Tagen außer am shabbat , dem Ruhetag, und bei wichtigen Festen galt der Vorhof als der gesellschaftliche Treffpunkt Jerusalems. Kaufleute wickelten hier ihre Geschäfte ab, Väter führten ihre Kinder spazieren, Redner verbreiteten ihre Ansichten über alles Mögliche, und Reisende bestaunten die Pracht und die Aussicht. Diesen Teil des Tempelgeländes durften auch Ungläubige betreten, doch wenige Schritte weiter, über den Bögen, die ins Innere führten, warnten bronzene Schrifttafeln in vielen Sprachen, dass nur die Kinder Israels dort geduldet waren – bei Todesstrafe.
    Sadoq sah Archelaos, der zunächst mit einigen Hochrufen, schnell jedoch mit einem unfreundlichen Gemurre begrüßt wurde. Sadoq konnte von seiner Position aus kaum etwas erkennen oder von der Rede hören, aber die Nachrichten verbreiteten sich

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