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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Männer stießen ihn zur Seite, so dass er zu Boden fiel. Er rappelte sich auf. Mit dem Schwert in der Hand drohte er der Menge und hielt sie davon ab, weitere Steine zu werfen.
    »Stecke es wieder ein, Ungläubiger«, rief einer aus der Menge. »Du hast hier kein Recht.«
    » Ich habe hier Recht«, rief Salome. »Ich bin Prinzessin von Judäa. Ihr habt meinen Sohn verletzt.«
    »Ihr standet im Weg.«
    »Ich befehle euch, den Mann in Ruhe zu lassen.«
    »Das ist Jakob, der sich selbst ›Bischof von Jerusalem‹ nennt. Einer der Christiani , der Bruder ihres falschen Messias .«
    »Wer auch immer er ist. Ihr dürft ihn nicht töten.«
    »Der Sanhedrin hat ihn rechtens verurteilt«, riefen sie.
    Inzwischen war der Pharisäer Matthias hinzugekommen und drängte sich durch die Menge. »Du schon wieder, Weib«, sagte er. »So weit ist es noch nicht gekommen, dass dein Wort über das der hohen Richter geht. Störe nicht weiter die Ordnung. Nimm deinen Bastard und den Buhlen und scher dich davon.« Dann wandte er sich wieder der Menge zu. »Und ihr: Was lasst ihr euch von einem Weib und einem Ungläubigen dazu verführen, innezuhalten? Macht weiter.«
    Sofort schwoll ihr Geschrei wieder an, und Steine flogen auf den schon am Boden liegenden Mann. Aristobul ging in Deckung, um nicht auch getroffen zu werden, und Salome wandte ihren Blick ab. Gilead war nur leicht verletzt. Sie hielt ihn fest an sich gedrückt und murmelte: »Sieh nicht hin, mein Kleiner. Sieh nicht hin.«
    Bald schien alles vorbei. Die letzten Steine flogen auf den Bewegungslosen am Boden. Plötzlich jedoch richtete der Totgeglaubte sich noch einmal halb auf. Wie ein Geist kniete er vor ihnen, starrend vor Blut, die Haut in Fetzen. Die Menge wich entsetzt zurück. Auf ein Zeichen von Matthias hin trat einer hervor, der eine schwere Walkerkeule trug, holte aus und versetzte dem Bischof von Jerusalem einen Schlag in den Nacken.

28
    Die Tötung Jakobs sprach sich in Windeseile herum und wurde zum Auftakt einer Verfolgung, die kein Zögern mehr kannte. Mit Genehmigung des Sanhedrin wurden auch in anderen Städten die örtlichen Anführer der neuen Sekte gesteinigt, und deren Gefolgsleute wurden nicht selten vertrieben. Sie flohen nach Syrien oder bestiegen Schiffe, die sie nach Rom brachten. Der große Teil des jüdischen Volkes, vor allem die Landbevölkerung, lehnte es ab, sich an dem Kesseltreiben gegen die Christiani zu beteiligen, und war angewidert von den Verfolgungen; in den Städten jedoch reichte eine kleine, fanatische Minderheit aus, um ein völlig anderes Bild entstehen zu lassen. Agrippa wagte nicht durchzugreifen, denn er befürchtete Unruhen. Da zudem der Sanhedrin das Treiben sanktionierte, schwieg er beharrlich und zog lieber nach Caesarea, wo er zur Freude der dortigen Griechen fröhliche Spiele veranstaltete und von allem nichts mitbekam. Aristobul und die anderen Könige, die er hatte beeindrucken wollen, bekamen in den wenigen Wochen ihres Aufenthaltes ein desaströses Bild Judäas vermittelt.
    »Was für ein Land!«, sagte Aristobul, als er mit Salome am Rande eines Zedernwalds nahe Jerusalem spazieren ging. Die Luft war frisch, und die hohen Nadelbäume schwankten und knarrten im Wind. »In diesem Königreich fühlt man sich so wohl wie auf einem Ameisenhaufen. Ich reise übermorgen ab, und ich würde Judäa keine Träne nachweinen, wenn nicht …« Er senkte den Kopf.
    Salome nutzte sein Stocken, um einen möglichen Themenwechsel zu verhindern. Sie wollte mit Aristobul keinesfalls über Gefühle reden. »So kaltherzig es klingt: Das Schlimmste ist gar nicht, dass einige Christiani hingerichtet werden. Natürlich, es sind harmlose Menschen, die keine Strafe verdienen. Weit gefährlicher ist allerdings, dass die Gewalt hierzulande am Köcheln gehalten wird. Seit Herodes’ Tod ist Judäa nie mehr zur Ruhe gekommen: Unruhen gegen Archelaos, Morde von den Zeloten an Rabbinern, die Repressalien von Antipas, die Ignoranz von Pilatus, Aufstände in Jerusalem, die Eifersüchteleien zwischen Juden und Griechen, zwischen Juden und anderen Juden …« Sie atmete tief durch, denn sie hatte, ohne Luft zu holen, aufgezählt. »Ich hatte wirklich die Hoffnung, das alles würde mit Agrippa enden. Und anfangs schien es ja tatsächlich so, als sei der Frieden zum Greifen nahe.«
    »Irgendetwas ist wohl dazwischen gekommen.«
    Sie nickte entschieden. »Die Dummheit ist dazwischen gekommen. Die Dummheit und Kephallion – was beinahe dasselbe ist. Nur

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