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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sie gemischt, mein König. Entweder sie wehren sich oder …« Er machte eine Geste, als schneide er jemandem die Kehle durch, und lachte.
    Agrippa gab das Zeichen, dass die Kämpfe zu beginnen hatten, und wenige Augenblicke später vermischte sich die Begeisterung in den Rängen mit dem Klirren der Schwerter und den Schreien der ersten Opfer.
    Salome erhob sich. Sie konnte kaum glauben, welches Ausmaß die Verfolgung mittlerweile erreicht hatte. Die Zeloten trieben die Christiani zusammen, die Pharisäer verurteilten sie und der König und die Griechen ergötzten sich an ihrem Tod. Kephallion hatte eine zynische, kaltherzige Symbiose geschaffen, in der jeder der Beteiligten seine Triebe ausleben konnte. Die Gewalt bekam mit dem heutigen Tag eine offizielle, beinahe auch spielerische Grundlage, und das in einem Land, dessen sechstes Gebot das Morden verbot. Das war nicht mehr das Volk, von dem in den heiligen Schriften die Rede war.
    »Agrippa«, rief sie entsetzt, »bemerkst du denn nicht, welchem Irrwitz du erliegst!«
    So feindselig wie in diesem Moment hatte ihr Onkel sie noch nie angesehen. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich vor anderen nicht mit meinem Namen anzureden hast. Du und dein Sohn, ihr werdet euch die Spiele heute und morgen ansehen, und danach werdet ihr meinen Palast verlassen und nach Ashdod gehen. Ich will euch nicht mehr um mich haben.«
    Salome hob trotzig den Kopf. »Nichts lieber als das«, entgegnete sie ihm und nahm Gilead an der Hand, um die Tribüne zu verlassen. Kephallion wollte ihr den Jungen wieder wegnehmen und sie aufhalten. Sie zögerte keinen Moment und trat ihm in den Unterleib. Er knickte ein, und sie nutzte seine Wehrlosigkeit, um ihm eine Ohrfeige zu versetzen, die so heftig war, dass er zu Boden fiel.
    Agrippa sprang auf. »Was, beim Jupiter, tust du da? Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?«
    » Du bist verrückt geworden«, schrie sie. »Das Land ist verrückt geworden. Alle Hoffnungen, die Efraim, ich und der große Teil des Volkes hatten, hast du zerstört. Wärst du bloß in Rom geblieben und hättest dich dort tot gesoffen!«
    Vor Überraschung brachte Agrippa keinen Ton hervor. Wer hatte je gewagt, so mit ihm zu sprechen! Sein Mund stand weit offen.
    »Du hättest ein großer König werden können«, fügte Salome traurig hinzu. »Und kurz sah es so aus, als ob du wenigstens ein mittlerer König würdest. Aber du hast es vorgezogen, der Popanz zu bleiben, als den ich dich kennen gelernt habe. Leb wohl.«
    Salome und Gilead verließen die Arena, und auch Agrippinos drängelte sich am König vorbei. »Entschuldige, Vater«, sagte er, »mir ist bei dem vielen Blut schlecht geworden.«
    Agrippa setzte sich nachdenklich auf den Schemel und achtete weder auf die Kämpfe in der Arena noch auf Kephallion, der sich langsam aufrappelte und dabei leise fluchte.
    »Vielleicht hat sie Recht«, murmelte Agrippa vor sich hin und starrte plötzlich voller Befremden auf das blutige Geschehen. »Was, beim Jupiter, richte ich hier an! Ich bin ja nicht viel besser als Caligula.«
    Kephallion erfasste die neue Situation schnell. Wenn der König die Verfolgungen einstellen sollte, dann würden die Zeloten überflüssig werden und jegliche Legitimation verlieren. Wenn Agrippa jedoch plötzlich stürbe … Der Zeitpunkt dafür war perfekt: Die Stimmung war durch die Verfolgungen aufgeheizt, die Menschen gewaltbereit, die Zeloten anerkannt und einflussreich und Agrippinos zu jung, um schon einen starken Herrscher abzugeben. Ihn auf irgendeine Weise zu beseitigen, das wäre ein Leichtes, und dann würde der Weg frei sein für den Übergang vom Königreich zum Gottesreich: Kephallions große Stunde.
    Gut, dachte er, dass er stets einen Ring trug, der eine geringe Menge Pulvers enthielt. Er schenkte Wein in den königlichen Kelch, ließ den Mundschenk kosten, nahm das Gefäß wieder an sich und beobachtete konzentriert und von den anderen unbemerkt, wie das Pulver in den Wein rieselte.
    Dann reichte er ihn Agrippa.
     
    Am Abend ging Salome in den Gärten von Caesarea spazieren und betrachtete die fallenden Blüten der Blumen. Sie schloss mit ihrer Mission ab, denn sie musste einsehen, nichts mehr bewirken zu können. Statt Demütigung fühlte sie sogar Erleichterung über die bevorstehende Verbannung aus Agrippas Nähe. Ein großer Teil der Bürde, die seit der Abfahrt aus Rom auf ihren Schultern gelegen hatte, fiel von ihr ab. Sie redete sich nicht ein, versagt zu haben,

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