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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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hatte, konnte sie nur vermuten. Felix schien außerdem nicht der Mann zu sein, der sich Gedanken über die Glaubwürdigkeit seiner Zuträger machte.
    » Nomen non est omen «, scherzte Salome, nachdem sie mit Agrippinos gegangen war. »In diesem Fall scheint der Name nicht Programm zu sein: Felix, der Glückliche, ist ein höchst unzufriedener Mensch.«
    Sie versuchte, Agrippinos aufzuheitern, aber sie wusste, dass das momentan unmöglich war. Dem Jungen war nicht nur sein Erbe genommen und seine Fähigkeit zum Regieren aberkannt worden, er wurde zudem noch behandelt wie ein Hausdiener und musste allein in Jerusalem zurückbleiben.
    »Ich schreibe dem Kaiser, notfalls reise ich nach Rom«, versprach ihm Salome. »Du wirst bei mir und Gilead leben, das verspreche ich dir.«
    Am nächsten Tag reisten sie ab. Die beiden Freunde fielen sich in die Arme, und zum ersten Mal sah Salome ihren Sohn, der sonst immer so stark war, weinen.
     
    Kephallion und Sadoq hatten sich in einem Städtchen nicht weit von Jerusalem im Kellergewölbe eines Hauses einer ihrer Anhänger versteckt. Sie wurden zwar nicht gesucht, doch das war nur eine Frage der Zeit, denn Kephallion rüstete zum Kampf.
    »Unterzeichne«, bat er Sadoq, es hörte sich jedoch wie ein Befehl an.
    Sadoq nahm das oberste Pergament des Stapels in die zittrigen Hände und hielt es sich dicht vor die Augen. Er ließ sich Zeit beim Lesen, was Kephallions Ungeduld noch weiter schürte. Nervös spielte er mit der Feder.
    Schließlich ließ Sadoq das knittrige Schreiben sinken. »Schon wieder Blut?«, fragte er heiser. Er hatte kaum noch Stimme und ständig einen trockenen Mund.
    Kephallion ließ keinen Zweifel mehr daran, was er von Sadoq hielt. »Du bist eine Memme, Sadoq, warst immer eine. Wir könnten viel weiter sein, wenn du nicht früher schon immerzu gejammert und gezaudert hättest. Um jedes einzelne Menschenleben machst du dir Gedanken und verlierst immer wieder den Blick auf das Ganze, das Große. Es geht nicht um ein paar Tote. Es geht um Gott. Um sein Reich, seinen Willen. Ach, was rede ich mit dir darüber! Du solltest deinen Platz endlich räumen.«
    »Was sagst du?«, fragte Sadoq. »Ich bin der Gründer unserer Sekte, ich habe …«
    »Ja, ja, ja, jetzt kommst du wieder mit diesen alten Geschichten, die ich in- und auswendig kenne, das Massaker im Tempel, die Ermordung deines Vaters, die Kreuzigung Zelons … Das alles war einmal. Damals hattest du wenigstens noch Glut in dir, Sadoq, auch wenn du von Anfang an einen entscheidenden Fehler gemacht hast. Du hast die Gewalt der anderen so sehr verabscheut, dass du selbst keine anwenden wolltest. Das war ein fataler Irrtum, auf der alle deine späteren Irrtümer aufbauten. Furchtbarer und schrecklicher noch als die anderen hättest du zuschlagen müssen, denn nur Angst und Schrecken können solch riesige Feinde wie die Römer besiegen. Heute bist du nur noch ein Haufen kokelnder Asche. Du brennst nicht mehr, Sadoq, sondern gibst nur noch Wärme ab. Und das reicht nicht, alter Mann.«
    »Wenn nur Menahem hier wäre.«
    »Er ist ein Verräter, der uns verlassen hat. Er ist dem Bösen verfallen. Und nun unterschreibe die Briefe, wenn du schon nicht abtreten willst. Sie werden in alle Orte geschickt, wo wir Anhänger haben. Bald wird es ziemlich ungemütlich für die Römer.«
    Noch immer zögerte Sadoq.
    »Gott will es so«, bekräftigte Kephallion. »Warum sonst hätte er uns vor der Verhaftung bewahrt? Die Häscher der Heidenhure hätten uns beinahe geschnappt, aber ein Wunder bewirkte, dass sie plötzlich ihre Suche einstellten. Braucht es einen besseren Beweis für den Willen des Herrn?«
    Sadoq seufzte. Er griff nach der Feder und unterschrieb alles, was Kephallion ihm vorlegte, so als könne er sich dadurch einer Last entledigen.
     
    Gileads dreizehnter Geburtstag fiel mit dem shabbat zusammen, und es war üblich, dass Knaben an diesem Tag ihre derasha hielten, einen thora- Vortrag, mit dem sie ihre religiöse Mündigkeit bewiesen. Gilead hatte sich jedoch gegen die Prozedur gewandt und damit eine wichtige Entscheidung für sein Leben getroffen. Er war beschnitten, und er hatte im Laufe der Jahre von Efraim, Salome und anderen den alten Glauben gelehrt und gedeutet bekommen. Hier in Judäa allerdings sah er fast nur die extremen Auswüchse des jüdischen Glaubens, und dies beeinflusste ihn derart stark, dass er von keinem Gott mehr etwas wissen wollte, von welchem auch immer.
    Stattdessen feierten Salome und

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