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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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stets der lebende Beweis für sie gewesen, dass es sich auch für Frauen lohnte, zu kämpfen, um Liebe, um Schönheit, um Freiheit und auch um Macht. Nicht alles, was sie getan hatte oder wofür sie eingestanden war, hatte Berenikes Beifall gefunden, doch Salomes unbeirrten Unabhängigkeitsgeist hatte sie immer bewundert. Salome war eine Träumerin und Abenteurerin, ein Zugpferd, das manchmal stur in die falsche Richtung galoppierte, aber sie hatte wahrhaft gelebt und würde es bis zur letzten Stunde tun.
    Berenike kannte ihre Freundin gut genug, um zu wissen, dass eine politische Krise sie nicht derart aus der Bahn werfen konnte, um hier vor ihnen schluchzend zusammenzubrechen. Gewiss, Salome hatte ihr Land und Volk immer mit der gleichen Leidenschaft geliebt, wie sie es kritisierte, doch das allein reichte nicht als Ursache für ihren Zustand. Sie war wesentlich dünnhäutiger geworden in letzter Zeit.
    »Könnte es sein, dass noch etwas anderes an dir nagt?«, fragte sie.
    Salome blickte sie an. »Was meinst du damit?«
    »Nun ja, du bist unruhiger geworden. Zuletzt habe ich dich so im Herodespalast und in Ashdod erlebt. In der Zeit vor Timon. Damals fehlte dir auch der – wie sage ich es bloß? – der Ruhepunkt. In dem Leben, das du jetzt führst, fehlt etwas.«
    »Oh, Frau Weisheit spricht wieder.«
    »Mach dich nur darüber lustig. Das beweist nur, dass ich auf dem richtigen Pfad bin.«
    »Mir ist schleierhaft, was du meinst.«
    »Und mir ist schleierhaft«, erwiderte Berenike, »wie jemand, der so hellsichtige politische Analysen treffen kann wie du, kläglich versagt, wenn es um die eigene Person geht. Es ist offensichtlich, dass du Aristobul gewaltsam aus deinem Leben drängen willst. Nicht einmal seinen Namen nimmst du noch in den Mund, nennst ihn König von Armenien, und selbst das nur, wenn es unbedingt sein muss, wie vorhin, als du Gilead das Pferd übergeben hast.«
    »Ich möchte nicht über ihn reden.«
    »Du liebst ihn.«
    »Wie kannst du so etwas behaupten!«
    »Du liebst ihn, trotzdem hast du ihn nach Armenien zurückgeschickt. Warum?«
    »Das reicht jetzt, Berenike.« Sie wollte aufstehen, aber Berenike hielt sie beherzt zurück.
    »Warum?«
    Salome zögerte. Schließlich stieß sie einen tiefen Seufzer aus. »Timon ist noch zu lebendig in mir, Berenike. Es käme mir vor wie …«
    Sie wurde unterbrochen, denn plötzlich kamen Menahem und ein weiterer Mann angerannt. Berenike verdrehte die Augen. »Wirklich, Menahem, du hast kein gutes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt. Was ist denn so wichtig?«
    »Dieser Bote hier bringt die neuesten Nachrichten aus Jerusalem«, erklärte er keuchend und übergab Salome eine Schriftrolle. »Offenbar hat es einen Aufstand gegeben.«
    Berenike schnitt eine ungeduldige Grimasse. »Es hat schon viele Aufstände in Jerusalem gegeben. Was ist an diesem so dringend, dass du uns gerade jetzt stören musstest?«
    Fassungslos starrte Salome auf die Botschaft. »Oh nein«, hauchte sie.
    »Was ist?«
    »Der Aufstand …«
    »Ja?«
    »Er ist gelungen.«
    »Das gibt es doch nicht«, rief Berenike und überflog die Schriftrolle. »Unglaublich! Jerusalem ist in den Händen der Zeloten. Auch Caesarea und Jericho sind gefallen. Von überall treffen Meldungen über Kämpfe ein, aus Nazareth, Hebron, Jesreel …«
    »Das ganze Land befindet sich im Aufstand«, sagte Salome.
    Und als sei dies noch nicht entsetzlich genug, fiel ihr noch etwas anderes ein. Ihre Augen weiteten sich. »Mein Gott. Agrippinos!«
     
    Noch am gleichen Abend trafen Berichte ein, wonach sich mehrere hundert Aufständische von Osten her Ashdod näherten. In der Stadt entstand Panik, die auch von Salomes Wachen nicht gestoppt werden konnte. Vereinzelt brachen Brände aus, die alles noch schlimmer machten. Plünderer überfielen die Villen reicher Griechen, und Schiffe, die im Hafen lagen, wurden um ihre Fracht erleichtert. Daraufhin gaben die Kapitäne Befehl zum Auslaufen – auch Salomes persönliche Galeere suchte Schutz in offenen Gewässern.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Salome. »Die Aufständischen machen uns nieder, bevor wir auch nur den Mund öffnen.«
    »Nach Osten können wir nicht, und die Flucht aufs Meer ist uns auch versagt«, zählte Menahem auf. »Gaza im Süden ist ebenfalls im Aufstand. Uns bleibt nur die Küste nach Norden.«
    »Oder der Kampf«, fügte Gilead hinzu.
    »Den verlieren wir«, sagte seine Mutter. »Ich habe nichts gegen Kampf, aber er muss wenigstens

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