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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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unserer Zufriedenheit entwickeln.«
    Archelaos wurde den Verdacht nicht los, dass er in diesem unser nicht eingeschlossen war.
     
    Coponius blickte mit leicht gerümpfter Nase auf das, was die Diener am Hofe der Akme an Speisen auf die lange Tafel stellten, und verstand nicht mehr, wieso er der Einladung der Tetrarchin so bereitwillig gefolgt war. Er hätte nun wirklich genug anderes zu tun gehabt, als sich hier mit obskuren Nahrungsmitteln voll stopfen zu lassen. Zwar war seine wichtigste Aufgabe erledigt und der jüdische Aufstand in den Städten seines Verantwortungsbereiches niedergeschlagen, aber noch waren nicht alle der zweitausend gefangenen Juden gekreuzigt worden. Und die Soldaten des Archelaos hatten es auch nach elf Monaten noch nicht verstanden, Jerusalem einzunehmen, was ja derzeit wohl das Wichtigste war. Doch die alte Akme schien weder die geplante Bestrafung ihrer Landsleute zu kümmern noch die blutigen Kämpfe um die Hauptstadt. Sie beging das traditionelle jüdische Tempelweihefest mit großem Aufwand.
    »Klassische Speisen zu chanukka «, erklärte ihm Herodias und deutete nacheinander auf geräucherte Klumpen aus Fleisch, das offenbar zunächst zerhackt und dann unsinnigerweise wieder zusammengefügt worden war, schrumpelige Dreiecke und Hörnchen aus Teig sowie angekokelte Fladen. Herodias hielt ihm einen faustgroßen, gebackenen Teigklumpen vor den Mund. »Das hier ist eine Spezialität. Sufganiot nennen wir sie.«
    Da Herodias keine Anstalten machte, ihm das Ding mit dem unaussprechlichen Namen auszuhändigen, aß er ihr aus der Hand, was sie wohl auch wollte. Ihre Augen glitzerten, und ihr kleiner, rundlicher Körper schob sich einen Fingerbreit näher an seinen heran.
    »Da ist ja etwas drin«, rief er angeekelt.
    Sie lachte hell auf, so dass ihr einen Moment lang die Familie zusah, wie sie ihn fütterte. »Eingekochtes Obst«, erklärte sie amüsiert. »Und nun probiere dies hier. Käsekuchen.«
    Coponius schluckte. »Ein Kuchen aus Käse?«
    »Nein, nicht aus Käse. Er heißt nur so.«
    Kein Wunder, dass niemand in Rom, niemand im ganzen Imperium diese Juden verstand. Ein Käsekuchen ohne Käse! Ein Gott ohne Namen, noch dazu nur ein Einziger! Bis er von Augustus in den Osten geschickt worden war, hatte er noch nie einen Juden gesehen, denn verglichen mit anderen Völkern wie den Galliern, den Griechen oder Illyrern waren sie zahlenmäßig unbedeutend und in einer abseitigen Weltecke heimisch. Was er jedoch über dieses Volk gehört hatte, reichte ihm. Die Juden glaubten, anders zu sein als andere Menschen, ja, sie hielten sich für ein auserwähltes, ein besseres Volk. Sie begnügten sich nicht einfach damit, ihren Gott zu ehren, sondern sie behaupteten, er sei überhaupt der Einzige. Das war ein unerhörter Anspruch, denn mit ihm wurde ausgedrückt, dass alle Gottheiten Roms, Griechenlands, des Nordens, des Orients und Afrikas, alle Götter, die innerhalb des Imperiums toleriert, geachtet und nebeneinander verehrt wurden, Hirngespinste waren, ihre Statuen eine Lüge und ihre Tempel leere, nutzlose Bauten. Wer waren die Juden, so etwas behaupten zu dürfen? Vielleicht, dachte er, sollte man dieses Land einfach besetzen und den Kindern die Wahrheit beibringen, dass nämlich nicht die Juden, sondern die Römer auserwählt waren, und dass ihre Götter zwar nicht die Einzigen, aber die Mächtigsten von allen waren. Doch ein solcher Befehl lag ihm nicht vor – leider. Er hätte der jüdischen Überheblichkeit gerne einen Dämpfer verpasst.
    Diese Herodias allerdings hatte es in sich, mochte sie auch jüdisch sein. Ja, bei Venus, ihretwegen lohnte sich sein Abstecher an den Hof der Greisin, noch dazu, wo ihr Gemahl in Ausübung seines Amtes weit fort war. Coponius wartete einen Moment, bis die übrige Gesellschaft wieder in ihre Gespräche vertieft war, nahm dann den Käsekuchen und ließ sich von Herodias eine Kostprobe in den Mund schieben, nur um kurz an ihrem Finger zu lutschen.
    »Man findet es schnell köstlich, nicht wahr?«, fragte sie und räkelte sich leicht.
    »Oh ja«, bestätigte er. »Sehr. Wenn man nur mehr davon haben könnte.«
    »Zu viel davon ist schwer bekömmlich, Coponius.«
    »Ich kenne meinen Körper gut«, erwiderte er. »Und er gibt mir eindeutige Zeichen, dass ich noch mehr davon brauche.«
    Herodias schmunzelte. »In diesem Fall ist es ratsam, einige Kräuter zu sich zu nehmen, die dafür sorgen, dass alles verträglich bleibt. Sie wachsen im Garten, an

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