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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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verborgenen Stellen, die ich gut kenne. Ich war schon häufiger dort.«
    Coponius’ Lippen verzogen sich unter seinem kurz geschorenen Bart zu einem Lächeln. Sie flüsterte ihm zu, wo sie ihn erwarten würde.
    Herodias sprach mit Akme und bat um Verständnis, dass sie sich zurückziehen müsse, sie habe ein Frauenproblem. Kaum jemand unter den zwanzig Gästen bemerkte, wie sie wegging, doch nur ein paar Schritte weiter spielte Kephallion mit einigen anderen Kindern auf dem Boden und sah ihr mit verächtlich verzogenen Mundwinkeln nach. Er hatte schon die ganze Zeit über die angeregte Unterhaltung der beiden mit angesehen und behielt nun den Römer im Auge.
    »Kephallion, du bist dran«, mahnten Berenike und Salome gleichzeitig. Widerstrebend nahm er den Würfel auf. Er hatte von Anfang an keine Lust zu diesem albernen Spiel gehabt, aber dieser Zeitvertreib war für Kinder üblich, und außerdem konnte er auf diese Weise ein paar kleine Münzen gewinnen, die jedes der Kinder zuvor von seinen jeweiligen Eltern bekommen hatte. Zeigte der Würfel ein S, so müsste er einen seiner sekel in einen Topf legen, zeigte er ein G, bekäme er den ganzen Inhalt des Topfes, bei einem H immerhin noch die Hälfte des Inhalts und bei einem N leider nichts. Selbstverständlich sorgte Kephallion dafür, dass er häufig G und H würfelte, selten dagegen S und N. Das war zwar geschummelt, aber die anderen waren entweder jünger als er, oder sie waren Mädchen so wie Berenike und Salome. Was sollten Mädchen schon mit den sekeln anfangen?
    »Jetzt habe ich es gesehen«, rief Salome, kaum dass Kephallion seinen Wurf gemacht hatte. »Du suchst dir vorher einen Buchstaben aus, drehst ihn nach oben und legst den Würfel dann einfach. Du musst ihn werfen.«
    »Ich werfe ihn doch«, gellte Kephallion. »Glaubst du etwa, ich betrüge?«
    »Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass du einfach zu dumm bist, um den Würfel richtig zu werfen.«
    Kephallion blies seine ohnehin drallen Backen noch weiter auf. Er schob sich nacheinander die beiden Ärmel seiner Tunika bis zu den speckigen Oberarmen hoch, spuckte in die Hände und stieß Salome an den Schultern nach hinten, so dass sie auf den Rücken fiel. »Von dir lasse ich mich nicht beleidigen, du Tochter einer Verräterin.«
    »Das bin ich nicht «, rief sie und rieb sich die Handgelenke, die sie sich aufgeschlagen hatte.
    »Aha. Und warum tändelt deine Mutter andauernd mit dem römischen Feind? Er ist schuld, dass unser Volk gedemütigt wird, und sie wirft sich ihm an den Hals.«
    Die Blicke aller Kinder gingen zu Coponius, der sich soeben von der Tetrarchin verabschiedete. Als er schon fast draußen war, rief sie ihn noch einmal zurück: »Kommandant! Ich höre, es gibt Probleme bei der Einnahme Jerusalems. Mein Neffe ist ein guter Junge, doch nur unter Druck ist er zu großen Taten fähig. Du solltest ihm im Namen des Augustus vorschlagen, entschiedener vorzugehen – das wird Wunder bei ihm wirken.«
    »Mir scheint«, meinte Coponius, »er geht überlegt vor, um sich die Jerusalemer Juden nicht endgültig zu Feinden zu machen. Er sagt, es gebe viele Friedliebende in Jerusalem, und er will warten, bis der Aufstand in der Stadt von selbst zusammenbricht. Ich möchte ihm diese Zeit ungern nehmen.«
    Akme spielte mit einem ihrer vielen Armreife und sagte, scheinbar ganz nebenbei: »Es mag sein, wie du sagst. Ich könnte mir allerdings denken, dass Augustus schnelle Erfolge sehen will. Möglich, dass er schon bald jemanden nach Judäa versetzt, der besser Herr der Lage wird als du.«
    Coponius war die Freundschaft zwischen der alten Akme und der Gemahlin des Imperators nicht unbekannt. Es war besser für ihn, sie nicht zur Feindin zu haben, und außerdem konnte es ihm egal sein, ob Archelaos bei seinem Volk beliebt war oder nicht. Im Übrigen bedrängten ihn im Moment ganz andere Gedanken und körperliche Bedürfnisse. »Ich werde auf ihn einwirken«, versprach er und verabschiedete sich endgültig.
    »Siehst du«, sagte Salome am anderen Ende des Raumes und streckte Kephallion die Zunge heraus. »Meine Mutter ist nicht mit dem Römer befreundet. Sie hat ihn nur gastfreundlich behandelt, wie es bei uns Sitte ist, und nun ist er weg.«
    Kephallion grinste breit. »Wenn ich dir beweise, dass es doch so ist, kriege ich dann deine Münzen?«
    Salome wusste, dass ihre Eltern im Vergleich zu den anderen Verwandten am Hofe wenig Geld besaßen. Nur einmal im Jahr, zu chanukka eben, bekam sie einige

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