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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Rom, sie blieb hier, so einfach war das. Eine Zeit lang hatten sie Spaß gehabt und nebenbei ein für sie beide lukratives Geschäft gemacht, sie hatten sich gegenseitig benutzt und ergänzt, jeder hatte dem anderen zu dem verholfen, was er brauchte. Aber in Beziehungen, die weder durch Liebe noch durch Freundschaft verknüpft waren, gab es einen Zeitpunkt, an dem man sich besser trennte. Dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen, denn sie vermochten einander nichts mehr zu geben.
    Die Dinge, die noch zu klären waren, konnten sie in wenigen Augenblicken besprechen.
    »Könnte dein Mann uns überraschen?«
    »Nein. Theudion hat sich eine Zweitfrau genommen, ein braves Ding vom Lande. Seither besucht er mich nicht mehr – zum Glück. Ich bin ihm wohl zu frech geworden.«
    »Ein Spitzel berichtete mir, er beschäftigt sich in letzter Zeit viel mit den Finanzen Ashdods. Das gefällt mir nicht.«
    »Theudion versteht nichts von Finanzen.«
    »Weshalb beschäftigt er sich dann mit ihnen?«
    »Mache dir keine Sorgen. Ich habe die Zahlungen an dich derart komplex verschleiert, dass jemand wie Theudion nie dahinter kommt.«
    »Und eure Finanzbeamten?«
    »Von mir bestochen, was glaubst denn du?«
    Coponius seufzte erleichtert und lehnte sich zurück. Es gab kaum einen Prokurator oder Statthalter, der sich an der Provinz, die ihm unterstand, nicht schadlos hielt. Sie alle stopften sich ihre Taschen mit Geld voll, das sie auf die eine oder andere Weise aus dem Land pressten. Senat und Kaiser wussten es und sahen großmütig darüber hinweg. Nur erwischen lassen durfte man sich nicht, denn dann fielen alle entrüstet über das »schwarze Schaf« her, das ihren guten Ruf befleckte. Coponius bekam Gelder von den Sklavenhändlern und den Straßenbauern, deren Interessen er im Gegenzug vertrat. Seine größte Einnahmequelle jedoch war Ashdod, und zwar noch für ein ganzes Jahr.
    »Du benachrichtigst mich«, mahnte er, »wenn in dieser Sache irgendetwas schief läuft, hörst du?«
    Sie nickte. »Und jetzt sage mir, weshalb du Salome derart hinters Licht führst.«
    »Tun wir das nicht beide?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Es war unnötig, ihr heute eine Lüge über den Griechen aufzutischen. Nach vier Jahren habe ich sie endlich so weit, dass sie anfängt, diesen Burschen zu vergessen, und da kommst du daher und fachst ihre letzten verglimmenden Hoffnungsfunken wieder an. Jetzt wird sie ihre Leute nach Memphis schicken, anschließend nach Alexandria und Theben. Sie wird ganz Ägypten nach ihm absuchen lassen, was Monate, vielleicht sogar Jahre dauern kann. In dieser Zeit wird sie jeden Tag mit trügerischer Hoffnung aufstehen und schmerzlicher Enttäuschung ins Bett gehen. Sie ist eine junge Frau. Sie sollte sich vergnügen. Dank dir wird daraus erst einmal nichts. Wieso machst du so etwas, Coponius?«
    Er zog seine Augenbrauen zusammen. »Hast du nicht gehört, wie sie mich abgekanzelt hat? Wie sie mir mit dem Kaiser drohte? Keiner redet ungestraft so mit mir, schon gar nicht ein Früchtchen wie sie. Du solltest froh sein, dass sie weiter dem Griechen nachhängt. Für dich bedeutet jedes Jahr, in dem sie unverheiratet ist, ein hübsches Sümmchen mehr in deiner Privatschatulle, die du dir mit Hilfe der bestochenen Beamten sicher angelegt hast.«
    »Ich bin ihre Mutter. Es ist mir nicht egal, wenn sie unglücklich ist, versteh das doch.«
    Coponius lachte verächtlich. »Und was für eine Mutter du bist! Nimmst ihr den Mann, den sie liebt, schröpfst ihr Vermögen, belügst sie nach Strich und Faden, regierst nach eigenem Gutdünken … Da fällt mir ein: Dass du mir dafür sorgst, dass die Küstenstraße im Namen Roms gebaut wird, nicht im Namen Ashdods. Schlimm genug, dass ich nichts für die Sklavenhändler tun konnte, da will ich nicht auch noch die Straßenbauer verprellen.«
    Herodias biss sich auf die Lippe. Sie verschwieg Coponius besser, dass sie erst vor einer Stunde zugestimmt hatte, dabei zu helfen, alle Sklaven aus dem Hain freizulassen. Dieses Luder von einer Tochter! Wie geschickt sie die Zustimmung zur Reise mit etwas verknüpft hatte, was sie haben wollte.
    Herodias grinste. Im Grunde eiferte ihre Tochter ihr ja nur nach, wollte werden wie sie. Zwar schlugen bisweilen noch Theudions Trotz und unvernünftige Offenheit in Salome durch, doch das durfte man ihr nicht zum Vorwurf machen. In ein paar Jahren hätte sie Salome zu ihrem Ebenbild gemacht.
    Sie wandte sich von Coponius ab. »Es ist besser, wenn du jetzt

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