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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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eine eigenartige Veränderung durch. Er wirkte gelassener und entspannter. Er trug plötzlich teure Lackschuhe aus Mailand und trank kein Weizenbier mehr, sondern Prosecco. Auch tat er immer sehr beschäftigt.
    Eines Abends betrat ein hoch aufgeschossener, scheuer Mann das »Promi«.
    »Ich werd verrückt«, rief Pfeifenberger. »Das ist doch der Filmproduzent aus München.«
    »Eichinger. Bernd Eichinger«, sagte Schmalenbach.
    Germersheimer stand auf und begrüßte Eichinger per Handschlag. Er nannte ihn Bernd und verzog sich mit ihm in eine ruhige Ecke. Dort steckten sie die Köpfe zusammen und beratschlagten angestrengt. Schließlich gaben sie sich die Hand, und Germersheimer unterschrieb ein mehrseitiges Papier. Als Germersheimer an den Tisch zurückkam, spendierte er eine Flasche Spumante auf seinen ersten Filmvertrag. »Eichinger verfilmt meinen Traum. Die Analytikerin hat ihn dafür begeistern können.«
    Schmalenbach und Pfeifenberger sahen sich groß an.
    »Welchen Traum?«, fragte Schmalenbach mit trockenem Mund.
    »Man erkennt mir das Abitur ab, ich muss noch mal eine Prüfung machen. Bernd sagt, das ist ein Spitzenstoff. Er redet gleichzeitig mit Schlöndorff und Woody Allen. Wenn Kubrick nicht tot wäre, hätte er natürlich zuerst bei dem angeklopft.«
    »Dein Traum?«, rief Schmalenbach empört. »Das ist mein Traum!«
    Germersheimer hatte plötzlich den zerfaserten Bierdeckel von damals in der Hand. »Hier ist der Vertrag. Mit deiner Unterschrift. Es ist jetzt mein Traum, kapiert?!«
    Pfeifenberger hielt zu Germersheimer: »Vertrag ist Vertrag, Schmalenbach.«
    Schmalenbach sprang auf und rannte davon. Er war enttäuscht. Tief enttäuscht. So gehen Freundschaften vor die Hunde, dachte er noch.
    Dann stand eines Abends Germersheimer vor der Tür. Er hatte eine Flasche Äppelwoi dabei. »Zur Versöhnung«, sagte er mit einem mitleiderregenden Augenaufschlag.
    »Eine Freundschaft wie unsere sollte nicht an so was zerbrechen.«
    Schmalenbach war gerührt. »Wie kommt ihr mit dem Film voran?«, fragte er beiläufig.
    »Es läuft ganz gut. Aber mein Metier ist es nicht. Die Hauptrolle will Bernd mit Götz George besetzen. Ich wollte Harrison Ford haben. Bernd sagt, der ist zu teuer. Als ob das ein Argument wäre …«
    »Billig.«
    »Eben. Sie schreiben gerade zum fünften Mal das Drehbuch um. Aus dem Abitur ist mittlerweile eine Führerscheinprüfung geworden.«
    Schmalenbach wurde wütend. »Aber das hat doch mit meinem Traum überhaupt nichts mehr zu tun. Was hält dieser Eichinger von Werktreue?«
    »Wieso dein Traum? Es ist immer noch mein Traum!«, sagte Germersheimer scharf. »Im Übrigen solltest du dir nicht allzu viel auf den Traum einbilden. Er hat nämlich keinen Schluss. Sechs Weizenbiere waren reichlich teuer für einen unvollendeten Traum. Sagt Bernd auch.«
    Da hatte Schmalenbach eine Idee. »Habe ich dir nicht erzählt, dass ich ihn kürzlich zu Ende geträumt habe?«
    Germersheimers Augen blitzten vor Gier. »Erzähl!«
    »Alles war wie beim ersten Mal. Nur diesmal kam am Tag darauf ein Einschreiben. Vom Bildungsministerium. Es war ein Irrtum. Eine Namensverwechslung. Ich habe Abitur.«
    »Das muss ich unbedingt Bernd erzählen, der wird staunen«, rief Germersheimer und brach übereilt auf.
    Am nächsten Abend sah Schmalenbach ihn wieder im »Promi«. Er trank Kamillentee und trug seine alten Sandalen.
    »Wie läuft’s mit dem Film?«, fragte Pfeifenberger gehässig.
    Germersheimer winkte ab. »Bernd hat das Projekt gestoppt. Er sagt, das mit dem Einschreibebrief ist totaler Stuss.«
    »Was bildet dieser Eichinger sich ein?«, rief Schmalenbach. »Ich habe den Schluss so und nicht anders geträumt.«
    Germersheimer geriet in Rage: »Bernd war außer sich. Getobt hat er. Unfilmisch, hat er geschrien. Ein Einschreibebrief. Total unfilmisch!«
    »Das tut mir aber leid für dich, Germersheimer«, sagte Schmalenbach. »Vielleicht träume ich ja noch einen anderen Schluss.«
    Pfeifenberger mischte sich ein. »Allerdings müsstest du da wieder etwas investieren, Germersheimer. Sagen wir: noch sechs Weizenbiere …«
    »Vergiss es!«, zischte Germersheimer, und dann tieftraurig: »Bernd hat gesagt, ich soll seine Telefonnummer wegwerfen.« Er nahm seinen Kamillentee, stand auf und setzte sich an einen anderen Tisch.
    »Vielleicht sollte er mit seiner Analytikerin darüber reden«, sagte Pfeifenberger.

Paradigmenwechsel
     
    Schmalenbach rief sofort bei Jürgen Habermas an. Habermas verstand

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