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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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im Kopf. Irgendwas mit Nackt und Haut.«
    »Nackt bis auf die Haut?«
    »Meine intriganten Kolleginnen würden nie über einen Film reden, der Nackt bis auf die Haut heißt. Den Titel hast du dir eben ausgedacht, Schmalenbach, stimmt’s?«
    Jetzt weiterzureden, hatte keinen Sinn. Schmalenbach wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Er überflog die Schlagzeilen der ersten Seiten, schaute sich die aktuellen Börsenkurse an und blätterte dann zügig zum Feuilleton weiter. Dort las er sich fest. Ein interessanter Artikel über eine mittelalterliche Handschrift, die die angeblich so erfolgreiche Münzpolitik des Kurfürsten von Offenbach unter einem ganz anderen Licht erscheinen ließ.
    Elke riss ihm die Zeitung aus den Händen. »Da!«, schrie sie. »Da! Der Film!«
    Es war eine Kino-Anzeige. Der neueste Film mit Bruce Willis. »Bruce Willis ist nicht gerade mein Lieblingsschauspieler. Ich finde ihn oberflächlich«, moserte Schmalenbach.
    Elke winkte ab. »Deine Lieblingsschauspieler sind Gerd Probe und Harry Fiel. Beide tot. Bruce Willis macht aber noch jedes Jahr mindestens einen Film. Und alle reden von ihm. In seinem neuesten Film tritt er übrigens nackt auf. Ganz nackt. Also nicht so mit einem Bein, das unter der Bettdecke hervorbaumelt. Richtig splitterfasernackt. Meine intriganten Kolleginnen sagen, dass er extrem mutig ist. Für einen Mann in seinem Alter. Schmalenbach, stell dir mal vor, du müsstest splitterfasernackt vor der Kamera stehen!«
    »Was wäre schon dabei?«
    Elke schlug sich die Hand vor den Mund und lehnte sich weit nach hinten. Sie gluckste.
    »Was gibt’s da zu lachen?«, fuhr Schmalenbach sie an.
    Elke wurde schlagartig ernst. »Ich weiß. Mit dir kann man über unverkrampfte Nacktheit nicht reden. Du bist einfach körperfeindlich. Aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Ich möchte jedenfalls mal wieder ins Kino. Das letzte Mal waren wir, als Dr. Schiwago lief.«
    »Jetzt übertreibst du. Letztes Jahr an Weihnachten haben wir das Dschungelbuch gesehen. Weißt du das nicht mehr? Du hast die ganze Zeit geheult vor Rührung.«
    »Das war nicht das Dschungelbuch, sondern Eine verhängnisvolle Affäre. Es war auch nicht letztes Jahr, sondern vor etwa zehn Jahren. Und nicht ich habe geheult, sondern du!«
    Schmalenbachs Gesicht war hochrot. »Das ist eine gemeine Lüge.«
    Mit diesem Effekt war Elke zufrieden und widmete sich ihrem kalt gewordenen Frühstücksei. Natürlich beruhigte Schmalenbach sich wieder: nach zwei Tassen Kaffee, drei Aspirin und einer autogenen Atemübung.
    »Wenn du unbedingt ins Kino willst, dann sehen wir uns den letzten Wim-Wenders-Film an«, schlug er vor.
    »Einen Dokumentarfilm?«, schrie Elke auf.
    »Warum nicht?«
    »Kannst du dir vorstellen, was meine intriganten Kolleginnen sagen, wenn ich ihnen vom Buena Vista Social Club vorschwärme? Die erklären mich doch für senil, Schmalenbach. Entweder du kommst mit in den neuen Bruce-Willis-Film oder ich gehe mit Carola Pfeifenberger. Die schwärmt schon seit Wochen von seiner Oberkörpermuskulatur.«
    Schmalenbach lehnte sich genüsslich zurück. »Na ja, Carola Pfeifenberger hat auch allen Grund, sich umzuschauen. Ihr Gatte wird doch von Tag zu Tag schwammiger.«
    Elke musterte ihn nachdenklich. »Wann hast du dich zum letzten Mal gewogen?«
    Schmalenbach wurde rot. Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Im Übrigen sind die Kritiken nicht gerade euphorisch. Irgendwo habe ich gelesen, das Drehbuch zum neuen Bruce-Willis-Film sei mehr als oberflächlich und voller Klischees. Und politisch nicht ganz unbedenklich. Es soll da gefährliche Law-and-Order-Tendenzen geben …«
    »Schmalenbach, du bist völlig altmodisch. Wer interessiert sich heutzutage noch für Drehbücher? Meine intriganten Kolleginnen wissen nicht mal, dass es ein Drehbuch zum neuen Bruce-Willis-Film gibt. Die interessiert einfach nur …«
    »… die Genitalien von Bruce Willis.«
    »Nein, die künstlerische Botschaft des Films«, sagte Elke sehr überzeugt. Sie ging zum Telefon, rief Carola Pfeifenberger an und fragte sie, ob sie mit ihr in den neuen Bruce-Willis-Film gehen würde. Nach einer Weile legte Elke wutentbrannt auf. »Sie war schon drin. Letzte Woche. Mit Pfeifenberger. Hat dein Freund nichts davon gesagt?«
    »Nein. Wir reden gemeinhin über wichtigere Dinge: Politik, Gesellschaft, Literatur …«
    »Pfeifenberger geht in ein Fitnessstudio. Seit er Bruce Willis nackt gesehen hat. Davon sagt er dir nichts. Ihr Männer redet ständig

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