Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen
nicht staubsaugen, keine Wäsche waschen, nicht bügeln, nicht …«
»Und? Wer macht das alles?«
»Na, wer wohl? Sie natürlich. Ich bin doch nicht der Typ, der in Talkshows auftritt und rumtrompetet, meine Frau promoviert, und mir wachsen Brüste.« Pfeifenberger zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
»Schmalenbach, hilf mir! Ich kann es nicht mehr ertragen. Es ist wie ein Pfeifen im Ohr, das man nicht mehr loswird.«
Schmalenbach atmete die kalte Nachtluft ein. »Es gibt nur einen Ausweg aus deinem Dilemma …«
»Ja?«
»Du musst putzen.«
»Niemals!«, schrie Pfeifenberger. »Niemals. Ich bin ein Mann. Ein Wikinger. Ein Irokese. Ein Künstler. Glaubst du, Picasso hat irgendwann sein Atelier geputzt?«
»Picasso war auch nicht mit Carola verheiratet.«
»Genau. Da liegt der Hund nämlich begraben. Wäre er mit Carola verheiratet gewesen, wäre auf die blaue Periode der nächste Frühjahrsputz gefolgt. Verstehst du? Der Bursche wäre nicht als Genie, sondern als Pantoffelheld geendet.«
»Alles ist doch ganz einfach, Pfeifenberger. Hör dir an, wie ich solche Krisen bewältige! Wenn die Zeit gekommen ist, sage ich zu Elke: Am Samstag nimmst du dir besser was vor, am Samstag störst du hier nur, am Samstag bringe ich nämlich die Wohnung auf Vordermann.«
»Und schon bist du der Hampelmann vom Dienst.«
»Nein! Du bist der zupackende, aber sensible Partner. Der moderne Mann.«
»Ich putze nicht! Basta!«
»Musst du auch nicht. Glaubst du, ich putze? Ich beauftrage einen Putzdienst. Alle sechs Wochen. Das ist der biologische Zyklus, dem Elke unterliegt. In diesen Abständen kommt sie immer wieder damit an. Dann bestelle ich halt den Service. Elke weiß nichts davon, sie glaubt, ich rackere mich ab. Aber ich telefoniere nur mit Freddie.«
»Wer ist Freddie?«
»Der Disponent vom Putzdienst. Studenten, die sich was dazuverdienen. Ich gebe dir Freddies Nummer. Nicht teuer, schnell und effektiv. Seit ich Freddie habe, wagt Elke nicht mehr, mich zu kritisieren: Freddies Putzdienst putzt nämlich gründlicher als Elke.«
»Wahnsinn! Du bist meine Rettung«, jubelte Pfeifenberger. Sie fielen sich in die Arme.
Wenige Tage später stürzte Pfeifenberger bleich wie der Tod ins »Promi«. Er trank mehrere Schnäpse hintereinander und weigerte sich, auf Elviras besorgte Nachfragen zu antworten. Erst als Schmalenbach ihn beiseite nahm, rückte er mit der schrecklichen Wahrheit heraus.
»Heute war mein Putztag. Carola wollte mit den Kindern auf den Rummel. Aber unterwegs bemerkte sie, dass sie nicht genug Geld eingesteckt hatte, und kehrte um. Dann hat sie mich ertappt. Als sie hereinstürzte, war der Putzdienst gerade bei der Arbeit …«
Schmalenbach rieb sich das Kinn. »Das ist allerdings blöd. Aber letzten Endes: Du hast dich um deine Aufgabe gekümmert, alles andere geht Carola eigentlich nichts an …«
Pfeifenberger wurde rot vor Zorn. »Du hast ja keine Ahnung. Der Putzdienst war nackt. Kannst du dir Carolas Gesicht vorstellen? Und erst die Mienen der Kinder?«
»Nackt! Wieso denn das?«
»Dein famoser Freddie. Ich rief an und sagte: Meine Frau ist weg, schicken Sie mir jemanden! Sagt der Kerl doch frech: Es ist niemand frei. Kurzfristig sei da nichts zu machen.«
»Natürlich muss man sich ein paar Tage vorher darum kümmern, Pfeifenberger.«
»Ich stand schön blöd da. Carola war schon unterwegs, und ich hatte noch groß rumgetönt: Du wirst deine Bude nicht wiedererkennen. Na ja, da hatte dieser Freddie eine Idee. Der Nacktputzdienst. Die kommen sofort. Ist natürlich viel teurer. Aber was blieb mir anderes übrig?«
»Du hast dir jemanden kommen lassen, der nackt putzt? Pfeifenberger, das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Das tun viele. In allen Großstädten gibt es längst Nacktputzdienste. Viele Leute beanspruchen so was …«
»Ja, alte Lustgreise. Pfeifenberger, du steckst mal wieder tief in der Tinte. Deine Carola überrascht dich mit einer nackten Frau, die nichts trägt außer ihrem Putzlappen.«
»Falsch. Eine Frau war gerade nicht frei beim Nacktputzdienst, das wäre mir auch lieber gewesen …«
»Pfeifenberger!!!«
Der Cartoonist breitete die Arme aus. »Was hätte ich, bitteschön, tun sollen, Schmalenbach, du Besserwisser?«
»Du hättest dem Kerl sagen sollen, er darf ausnahmsweise in Kleidern putzen.«
»Habe ich ja, aber er hatte keine Arbeitsklamotten dabei, weil er die ja auch nie benötigt.«
»Verstehe. Du bist aber auch ein
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