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Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Pfeifenberger seine Hütte in Rambach – angeblich, weil Carola plötzlich Gleichgewichtsstörungen von frischer Kuhmilch bekam.
    Elke verlangte nach einer Ansicht ihres Wiesbadener Domizils, um es Carola zeigen zu können. Schmalenbach fand etwas Adäquates in einer Illustrierten. Er schnitt es aus und steckte es in einen billigen Rahmen.
    Elke saß stundenlang vor dem Foto und seufzte. »Irgendwann, irgendwann gehört es ganz uns, nicht wahr?«
    »Sobald die Abschreibung ausgeschöpft ist. In elf Jahren wird das sein.«
    »Dann feiern wir die große Einweihungsparty. Carola wird Bauklötze staunen, wenn sie diesen Wintergarten sieht. Der gehört doch noch zu unserer Wohnung dazu, oder?«
    »Aber natürlich, Schatz. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir die Pfeifenbergers zur Einweihung einladen. In Wiesbaden sollten wir etwas mehr auf unseren Umgang achten. Ich dachte an Gäste aus der Landesregierung. Das sind interessante Leute. Pfeifenbergers gehören doch eher nach Rambach.«
    »Da hast du ausnahmsweise mal Recht«, gestand Elke. Sie schien plötzlich ganz neue Seiten an ihrem Schmalenbach zu entdecken.
    Später, sehr viel später, als Elke im Schlafzimmer ruhig schnarchte und von der Fete im Wiesbadener Wintergarten träumte, auf der sie der Gattin des Ministerpräsidenten ihr geheimstes Nudelrezept verraten würde, starrte Schmalenbach – noch im Wohnzimmer sitzend – in die gnadenlose Dunkelheit und kam sich ganz klein und gemein vor.
    In spätestens elf Jahren würde Elke ihn auch so sehen – es sei denn, er schaffte es bis dahin, eine Wohnung in einer Wiesbadener Villengegend zu erwerben. Aber daran glaubte er selbst nicht.

Helikopter
     
    Montagabend, kurz vor 20 Uhr, klingelte es an der Wohnungstür. Schmalenbach hatte gerade seine Dose Bier aufgerissen und die Tagesschau eingeschaltet. Der Mann hieß Hutmacher und trug eine wasserabweisende Jacke. Er hatte drei in antiken Rahmen aufgezogene Luftbild-Fotos dabei, jedes in einer anderen Größe. Hutmacher warf einen Blick auf das Klingelschild und fragte: »Sie sind Schmalenbach?« Und dann freundlicher: »Keine Angst! Ich will Ihnen kein Zeitungsabo andrehen.«
    »Ich bin gerade beim Abendessen«, log Schmalenbach.
    Hutmacher schien das nicht zu beeindrucken. »Ich möchte Ihnen gerne etwas vorführen.«
    »Danke, aber ich möchte lieber weiteressen«, erklärte Schmalenbach entschlossen.
    Elke rief aus der Küche: »Ist jemand an der Tür?«
    Hutmacher schmunzelte.
    »Bitte gehen Sie!«, flüsterte Schmalenbach. »Meine Lebensgefährtin ist depressiv.«
    Hutmacher hob die Fotos an. »Sie werden’s nicht glauben, aber da habe ich was für Sie.«
    Da erschien auch schon Elke.
    Hutmacher flötete: »Einen recht schönen guten Abend, gnädige Frau.«
    Elke fiel immer wieder auf diesen Ton herein. Sie strahlte sofort wie auf dem Debütantinnenball.
    Hutmacher warf Schmalenbach einen verstohlenen Blick zu, der bedeutete: Von wegen depressiv, die Dame wurde einfach nur zu lange vernachlässigt, etwas mehr Aufmerksamkeit, ein freundliches Wort zur rechten Zeit, ab und zu ein Geschenk – und die Sache renkt sich wieder ein.
    »Ich sagte schon: Wir essen gerade!«, wiederholte Schmalenbach und warf Elke einen verschwörerischen Blick zu.
    »Wir haben doch längst gegessen«, korrigierte Elke ihn kopfschüttelnd und sagte dann zu Hutmacher geradezu kokett: »Was haben Sie denn da für schöne Fotos?«
    »Wir haben uns erlaubt, Ihr Anwesen mit einem Helikopter zu überfliegen.«
    »Oh!«, rief Elke aus, als hätte Hutmacher eine schlüpfrige Bemerkung gemacht.
    »Hätten Sie da nicht vorher mal fragen müssen?«, sagte Schmalenbach scharf.
    Hutmacher beachtete ihn nicht. Er hielt Elke die großformatigen Fotos vor die Nase. »Jedes Blümchen ist zu erkennen, gnädige Frau. Faszinierend, diese Auflösung, nicht wahr? Modernste Technik, die Vergrößerungskamera allein kostet ein kleines Vermögen. Aber mit solchen Details möchte ich Sie natürlich nicht behelligen.«
    »So treten Sie doch ein!«, hauchte Elke.
    Das ließ Hutmacher sich nicht zweimal sagen. Elke führte ihn geradewegs ins Wohnzimmer. Hutmacher rieb sich die Hände. »Schön warm haben Sie’s hier drinnen. Meine Frau und ich, wir mögen es abends auch gemütlich. Wir betreiben sogar einen Kachelofen. Sehr zu empfehlen, gnädige Frau, das Wohlbefinden lässt sich ganz erheblich steigern, nicht nur das körperliche …«
    »Aha!«, sagte Schmalenbach. »Sie sind Vertreter für Kachelöfen. Und

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